Die jüngst veröffentlichte „Medizinstrategie“ der Haßberg-Kliniken sorgt unter niedergelassenen Ärzten im Landkreis Haßberge für Diskussion. Die Strategie, die auf einem Strukturgutachten basiert und von Landrat Wilhelm Schneider sowie der Vorständin des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, Regina Steenbeck-Schacht, vorgestellt worden war, legt weitreichende Änderungen an den beiden Krankenhausstandorten in Haßfurt und Ebern nahe. Doch die Reaktionen auf diese Pläne, die im Dezember 2024 veröffentlicht wurden, sind durchweg kritisch – nun wirft auch der „Ärzteverein Haßberge e.V.“ Fragen auf.
Der „Ärzteverein Haßberge e.V.“, der Interessen von niedergelassenen Medizinern im Landkreis vertritt, hat sich in einer öffentlichen Stellungnahme zu den Plänen der Haßberg-Kliniken geäußert. Der Sprecher des Ärztevereins, ein Kinder- und Jugendarzt aus Haßfurt, zeigt sich in einer Erklärung deutlich besorgt über die vorgesehene Entwicklung.
So verwunderten die Aussagen in den regionalen Medien, wonach die Haßberg-Kliniken in wenigen Jahren zu den „besten Gesundheitsdienstleistern in ganz Franken“ aufsteigen sollen. Die Mediziner werfen dabei die grundsätzliche Frage auf, wie dieses ehrgeizige Ziel angesichts der derzeitigen finanziellen Situation der Kliniken überhaupt erreicht werden könne. Der Landkreis Haßberge stehe momentan mit Millionenbeträgen hinter den Haßberg-Kliniken und dem klinikeigenen MVZ, was eine jährliche Subvention von mindestens sieben Millionen Euro zur Folge habe.
Der Ärzteverein äußert auch scharfe Kritik an der mangelnden Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen im Zusammenhang mit der „Medizinstrategie“. Insbesondere bleibe unklar, wie die geplante Aufwertung des Krankenhausstandorts Haßfurt finanziert werden soll. Die Ausführungen zu den finanziellen Aspekten und der Unterstützung durch das Strukturgutachten werfen zudem viele Fragen auf. Obwohl das Konzept grundsätzlich vielversprechend klinge, bleibe offen, wie es in der Praxis umgesetzt werden könne.
Zusätzlich sehen die Mediziner eine Gefahr in einer möglichen Wettbewerbsverzerrung. Während die Haßberg-Kliniken mit Millionenbeträgen gestützt werden, müssten niedergelassene Ärzte in der Region ihre Praxen unter deutlich strikteren betriebswirtschaftlichen Bedingungen führen. Unter diesen Umständen würde kein niedergelassener Arzt in der Lage sein, bei Banken Unterstützung zu erhalten, wie es für die Kliniken (durch den Landkreis) der Fall sei.
Die „Medizinstrategie“ sieht eine verstärkte Ausrichtung auf die ambulante Versorgung vor, was für die Region Ebern möglicherweise den Verlust eines wichtigen Teils der stationären Gesundheitsversorgung bedeuten könnte. Die mögliche Schließung der Internistischen Station wird allerdings nicht explizit vom Ärzteverein kritisiert.
Der „Ärzteverein Haßberge e.V.“ werde die Entwicklung der Haßberg-Kliniken und der „Medizinstrategie“ weiterhin aufmerksam und kritisch verfolgen. Besonders die mangelnde Transparenz und die fehlende Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsversorgung würden als unakzeptabel angesehen. Der Ärzteverein fordere eine umfassendere und detailliertere Darstellung der geplanten Veränderungen. Besonders interessant sei dabei die Klärung der Finanzierung der vorgeschlagenen Maßnahmen in der Region.
Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. Es sei zu hoffen, dass die Haßberg-Kliniken und die verantwortlichen Akteure, darunter Landrat Wilhelm Schneider und die Vorständin Regina Steenbeck-Schacht, in den kommenden Monaten mehr Klarheit und Transparenz zu den geplanten Maßnahmen bieten werden.
Die neue „Medizinstrategie“ der Haßberg-Kliniken sieht vor, den Krankenhausstandort Ebern weitgehend auf den ambulanten Sektor auszurichten. Der umstrittenste Punkt der Strategie betrifft dabei die (unter gegenwärtigen Bedingungen) voraussichtliche Schließung der Internistischen Station am Krankenhausstandort Ebern – der letzten verbliebenen stationären Abteilung in Ebern. Dieser Schritt soll im Rahmen einer „Weiterentwicklung“ des Krankenhauses und der Aufwertung des Klinikstandorts Haßfurt erfolgen. Dort soll der stationäre Bereich gestärkt werden, um die Haßberg-Kliniken zu einer „Top-Adresse“ in Franken zu machen.
Für Ebern sind hingegen schon länger Pläne für eine Kurzzeitpflege-Station vorgesehen, die nun endlich umgesetzt werden soll. Auch der ambulante Bereich in Ebern soll stabilisiert und gegebenenfalls weiter ausgebaut werden. Doch ob diese Veränderungen den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung und der Gesundheitsversorgung in der Region gerecht werden, wird von etlichen Seiten bezweifelt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen