Ebern ist geprägt von einer traditionsreichen Vergangenheit, auch wenn sie nicht immer sofort ersichtlich ist. So sind Spuren des berühmten Bildhauers Johann Sebastian Degler bis heute lebendig. Seine Werke prägen nicht nur das Stadtbild, sondern erzählen auch die Geschichte einer Epoche, in der Kunst und Glaube untrennbar miteinander verwoben waren.
Die Stadtpfarrkirche St. Laurentius steht im Zentrum dieser Geschichte. Sie beherbergt bedeutende Kunstwerke Deglers, darunter den rechten und linken Seitenaltar, die beide in den Jahren 1698/1699 entstanden sind. Der rechte Seitenaltar fiel jedoch im Januar 2004 einem verheerenden Brand zum Opfer. Die kunstvolle Barockarbeit wurde vollständig zerstört. Im Jahr 2007 erhielt die Kirche stattdessen einen modernen Altar des brillanten Leipziger Künstlers Michael Triegel. Der linke Seitenaltar, auch als Marienaltar bekannt, blieb trotz eines Brandschadens im Juli 2023 erhalten. Die Beschädigungen, die durch das Feuer entstanden, wurden damals auf etwa 5000 Euro geschätzt – doch die historische Substanz konnte bewahrt werden.
Johann Sebastian Degler, geboren um 1670 in Weilheim, war ein Vertreter der „Weilheimer Schule“ und ein herausragender Bildhauer des Barock. Er lernte das Handwerk von seinem Vater Ambros Degler und vervollkommnete seine Fähigkeiten bei Johann Georg Götz in Bamberg. Nach Götz’ Tod übernahm Degler dessen Werkstatt in der Theuerstadt und heiratete dessen Witwe. Sein künstlerisches Schaffen hinterließ zahlreiche Spuren in der Region, etwa in der Neuen Residenz und dem Schloss Weißenstein in Pommersfelden. Am 16.6.1730 verstarb Degler in Bamberg, ohne direkte Nachkommen zu hinterlassen.
Eines seiner bekanntesten hiesigen Werke ist der Neptunbrunnen auf dem Marktplatz von Ebern. Die Neptunfigur, geschaffen im Jahr 1706, wird eindeutig Degler zugeschrieben. Ebenso wird die Pallas-Athene-Figur des Brunnens aus dem Jahr 1707 mit ihm in Verbindung gebracht, wenngleich es hier Unsicherheiten gibt – eine Quelle nennt den Zimmermann Hans Kummerer, der für den Fachwerkaufbau des Rathauses verantwortlich war.
In der Stadtpfarrkirche St. Laurentius stehen zudem zwei große Figuren an den Chorwänden: der heilige Petrus mit einem Schlüssel und der heilige Paulus mit einem Schwert. Diese eindrucksvollen Skulpturen stammen aus dem Jahr 1690 und verdeutlichen Deglers meisterliche Fähigkeit, religiöse Motive mit lebendiger Ausdruckskraft zu gestalten.
Auch in der Marienkapelle finden sich Werke Deglers. Statuen vom ehemaligen Hochaltar der Stadtpfarrkirche wurden hier aufgestellt und zeugen von der einst reichen barocken Ausstattung des Gotteshauses. Jedes dieser Werke erzählt eine eigene Geschichte, eingebettet in die Historie Eberns und die Verbundenheit der Stadt mit ihrer kirchlichen Tradition.
Die Kunstwerke Johann Sebastian Deglers sind mehr als nur steinerne oder hölzerne Relikte – sie sind Ausdruck einer Zeit, in der Ebern Teil einer blühenden Kulturlandschaft war. Trotz der Schäden, die die Jahrhunderte und einzelne Unglücke hinterlassen haben, ist das Erbe dieses außergewöhnlichen Künstlers bis heute erhalten. Die Stadt Ebern sollte diese Kunstschätze bewahren und pflegen, um sie auch künftigen Generationen zugänglich zu machen und die reiche Geschichte der Stadt lebendig zu halten.
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