30 Minuten zu spät – wie die Politik das Krankenhaus Ebern fallen ließ

Wer früher in Ebern eine Blinddarmentzündung hatte oder einen Oberschenkelbruch, der wusste: Hilfe ist nur wenige Minuten entfernt. Das Krankenhaus Ebern war jahrzehntelang eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung für die Stadt und ihr Umland. Die Menschen vertrauten auf schnelle, verlässliche Versorgung – sei es bei Geburten, Unfällen oder akuten medizinischen Notfällen. Heute ist davon nicht mehr viel übrig. Was einst ein vollwertiges Krankenhaus war, wirkt zunehmend wie eine Hülle seiner selbst – schleichend, aber konsequent zurückgebaut. Der drohende Verlust eines ganzen Standorts geht dabei leise vor sich. Doch die Auswirkungen sind gravierend. Wer heute in Ebern operiert werden muss, muss hoffen, dass es sich um einen kleinen, ambulanten Eingriff handelt – alles andere ist Vergangenheit. Die Chirurgische Station des Krankenhauses Ebern wurde bereits im Jahr 2021 geschlossen. Vorausgegangen war kein Beschluss aus Berlin, sondern eine Entscheidung des Landkreises Haßberge, der...

Vom Fürstbischof zu Unternehmern – die wechselvolle Geschichte von Schloss Gereuth geht weiter


Von einer fürstbischöflichen Residenz zum Ort für Hochzeiten, Gartenfeste und nun in neue Hände – die Geschichte von Schloss Gereuth bei Ebern ist so vielfältig wie Franken selbst. Schloss Gereuth, das barocke Juwel im Ritterkanton Baunach, hat erneut den Besitzer gewechselt. Nach rund einem Vierteljahrhundert geht das traditionsreiche Anwesen nun vom derzeitigen Schlossbesitzer an eine Frankfurter Unternehmerfamilie über. Der neue Inhaber präsentiert sich übrigens mit einer eigenen Website [➚] online.

Der bisherige Eigentümer hatte das Anwesen um das Jahr 2000 erworben und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. So wurden etwa alle 152 Fenster, ebenso wie Böden und Türen restauriert. Der barocke Festsaal im zweiten Obergeschoss harrt zwar noch seiner Instandsetzung, doch über Jahre hinweg wurde das Schloss in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – etwa durch Hochzeiten, Konzerte, Lesungen oder Ritteressen. Auch Frühjahrs-Gartenfeste mit regionalem Charakter hatten ihren festen Platz im Veranstaltungskalender. Das Konzept einer Gastronomie mit Eventlocation hatte damit in Gereuth eine besondere Note.

Der Ursprung des Schlosses Gereuth bei Ebern liegt im frühen 18. Jahrhundert. Es war Fürstbischof Johann Philipp II. von Greiffenclau zu Vollraths, der 1705 das Gut Gereuth erwarb. Das Gelände war zu jener Zeit zentfrei und reichsunmittelbar – also direkt dem Kaiser unterstellt und nicht Teil einer niederen Gerichtsbarkeit. Zwischen 1705 und 1711 ließ der Würzburger Fürstbischof eine stattliche, dreigeschossige Dreiflügelanlage mit Ehrenhof errichten – 48 Meter lang und 29 Meter breit. Schloss Gereuth wurde als Wasserschloss mit 2,70 Meter starken Fundamenten gebaut – ein Zeichen für Beständigkeit und Macht.

Nur wenige Jahre nach Baubeginn, 1713, erteilte Greiffenclau auch den Auftrag zum Bau der Schlosskirche. Der Neubau galt als typischer Vertreter der barocken Einturm-Fassadenkirchen Frankens. Verantwortlich war kein Geringerer als Joseph Greissing, Hofbaumeister des Hochstifts Würzburg und ein Pionier des fränkischen Spätbarocks. Greissing war unter anderem Lehrmeister und Vorgänger von Balthasar Neumann, dessen architektonisches Erbe bis heute in Franken sichtbar ist.

Greiffenclau regierte als Fürstbischof von Würzburg von 1699 bis zu seinem Tod 1719. Seine Regentschaft fiel in eine von Krieg und zugleich barocker Blüte geprägte Zeit. Besonders durch seine Bautätigkeit prägte er das Bild Würzburgs und des Hochstifts nachhaltig. Unter seiner Ägide entstanden zahlreiche Amtshäuser, Speicher und Kirchenbauten – und das alles ohne die Aufnahme von Schulden. Auch das „Rennweger Schlösschen“, eine Art Vorgängerbau der späteren Neuen Residenz in Würzburg ging auf seine Initiative zurück.

Der Bau von Schloss Gereuth war nicht nur Ausdruck von Repräsentation, sondern auch ein Mittel der politischen Selbstvergewisserung im Wettstreit rivalisierender Fürstbistümer. Der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp II. von Greiffenclau zu Vollraths wollte mit Gereuth ein sichtbares Zeichen der Macht an der Grenze zum Fürstbistum Bamberg setzen. Diese Provokation blieb nicht unbeantwortet: Der Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn ließ ab 1711 das noch monumentalere Schloss Weißenstein bei Pommersfelden errichten – ebenfalls als barocke Dreiflügelanlage, entworfen von Johann Dientzenhofer. Die beiden Residenzen waren architektonische Spiegel des politischen Kräftemessens im Heiligen Römischen Reich.

Greiffenclau war kein Fürstbischof mit absolutistischen Allüren, wie man sie von anderen Reichskirchenfürsten seiner Zeit kannte. Dennoch verstand er es meisterhaft, Architektur als Ausdrucksmittel für geistliche wie weltliche Autorität zu nutzen. Sein Interesse am Bauwesen war kein Selbstzweck: Der Spätbarock in Franken nahm unter seiner Ägide wesentliche Impulse auf. Dass der Barock in Franken eine derart spezifische Ausprägung erhielt, ist nicht zuletzt seinem strategischen Weitblick und seiner Förderung talentierter Baumeister wie Joseph Greissing zu verdanken.

Die Familie Greiffenclau, ein altes Adelsgeschlecht aus dem Rheingau, war traditionell dem Dienst an der Kirche verbunden. Johann Philipp II. wurde 1699 im ersten Wahlgang einstimmig zum Fürstbischof von Würzburg gewählt – ein Zeichen seiner Akzeptanz im Domkapitel. Doch auch unter seiner Regentschaft blieb die Praxis des Nepotismus nicht aus: Wie viele geistliche Fürsten seiner Zeit, stattete auch Greiffenclau das Domkapitel mit Verwandten aus – eine Form kirchlicher Vetternwirtschaft, die in jener Epoche gang und gäbe war.

Seine Regierungszeit war insgesamt eine Periode der Stabilität. Der Spanische Erbfolgekrieg hatte Europa zwar erschüttert, doch das Hochstift Würzburg blieb weitgehend von Kriegshandlungen verschont. Bereits 1701 hatte Greiffenclau mit dem Kaiser ein Kontingent von 4000 Soldaten vereinbart, das in den folgenden Jahren in süddeutschen Gefechten mitwirkte. Der Fürstbischof setzte auf Abschreckung durch Stärke – ein Prinzip, das auch in der Weiterentwicklung des Artillerie- und Ingenieurwesens sichtbar wurde.

Nach Greiffenclaus Tod auf der Festung Marienberg im Jahr 1719 blieb Schloss Gereuth zunächst bei der Familie Greiffenclau, verlor jedoch seine fürstbischöfliche Bedeutung. Die Familie ließ Ende des 18. Jahrhunderts – Richtung Buch – noch den Landschaftspark „Gereuther Tannen“ anlegen. Im Jahre 1815 aber musste Philipp Carl Anton Ignatius von Greiffenclau zu Vollraths das Schloss aus finanziellen Gründen an einen Bankier verkaufen.

Die nachfolgenden Jahrhunderte waren geprägt von häufigem Besitzerwechsel, es gehörte nacheinander Wollhändlern, Landwirten und schließlich Unternehmern. Damit verlor die Anlage zwar ihre repräsentative Bedeutung, nicht jedoch ihre architektonische Strahlkraft. Der letzte Eigentümer nutzte es für Veranstaltungszwecke und ließ es abschnittsweise restaurieren. Die Geschichte von Schloss Gereuth ist jedenfalls noch lange nicht zu Ende geschrieben.

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