Die unendliche Geschichte vom vertagten Naturfriedhof in Ebern

Die Idee klingt einfach und modern: Ein Friedhof inmitten der Natur, unter Bäumen statt Grabsteinen, schlicht und naturnah, ohne Pflegeaufwand, aber mit Würde. Doch in Ebern hat sich diese scheinbar unstrittige Vorstellung zu einem Paradebeispiel für kommunalpolitische Trägheit, interne Reibereien und eine Debatte mit erstaunlich langem Atem entwickelt. Seit 2014 wird um das Projekt eines Naturfriedhofs gerungen – und noch immer ist kein Ende abzusehen. Elf Jahre Diskussion – und kein Friedhof in Sicht Was mit einer Initiative des SPD-Stadtrats Werner Riegel im Jahr 2014 begann, hat sich über die Jahre hinweg zu einer unendlichen Geschichte entwickelt. Der Stadtrat aus Albersdorf brachte damals die Idee eines Naturfriedhofs nahe dem idyllischen Käppele ins Spiel. Die Motivation: ein Begräbnisort, der dem Wunsch vieler Menschen nach einem schlichten, naturverbundenen Abschied gerecht wird. Doch der Boden am Käppele war lehmig – und damit für Urnenbestattungen ungeeignet. Die Diskussion ...

Ebern ohne Post ­– wie wenig es braucht, bis die Versorgung auf dem Land versagt


Die Türen der Postagentur im Elektrogeschäft „Mandrops“ sind seit dem 30.4.25 verschlossen – für viele Ebernerinnen und Eberner kam diese Entscheidung völlig unerwartet. Mehr als zwei Wochen später herrscht Ratlosigkeit in der Bevölkerung. Wie es mit der postalischen Versorgung in dem unterfränkischen Mittelzentrum weitergehen soll, bleibt offen.

Ohne Vorankündigung wurde die einzige Postagentur der 7.300-Einwohner-Stadt Ebern geschlossen. Die Entscheidung fiel scheinbar aus rein wirtschaftlichen Gründen – dies berichteten zumindest übereinstimmend mehrere regionale Medien. Eine offizielle Stellungnahme der Deutschen Post AG bleibt jedoch bislang aus. Das Verschwinden dieser zentralen Anlaufstelle hat eine empfindliche Lücke in der Infrastruktur der Stadt gerissen.

Ein kleiner DHL-Paketshop in der Innenstadt existiert zwar noch, doch ist dieser lediglich an vier Tagen in der Woche geöffnet – mittwochs und samstags bleibt auch er zu. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet das: Briefe aufgeben, Einschreiben verschicken oder ein Paket retour senden – all das ist ohne Auto oder technische Hilfe nicht mehr ohne Weiteres möglich.

Die nächsten Postagenturen befinden sich in Reckendorf und Kirchlauter – beide rund zehn beziehungsweise zwölf Kilometer entfernt. Gerade für ältere Menschen oder Bürgerinnen und Bürger ohne eigenes Fahrzeug ist dieser Umstand ein echtes Hindernis. Eine Alternative vor Ort gibt es bislang nicht. Und das in einer Stadt, die als Mittelzentrum für die Region gilt.

Die Situation in Ebern steht beispielhaft für ein strukturelles Problem, das die Bundesnetzagentur und die Deutsche Post AG seit Jahren beschäftigt. Nach dem neuen Postgesetz, das am 19.7.24 in Kraft getreten ist, gilt für Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern: Mindestens eine Postfiliale muss vorhanden sein – so sieht es die gesetzliche Grundversorgung vor. Ebenso müssen Briefkästen maximal einen Kilometer entfernt erreichbar sein. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ [➚] vom 10.9.24 verfehlte die Deutsche Post AG diese Standards bereits im vergangenen Jahr deutlich: 141 sogenannte Pflichtstandorte waren zum damaligen Zeitpunkt unbesetzt. Die Bundesnetzagentur [➚], zuständig für die Überwachung der Einhaltung dieser Standards, sieht sich zwar in der Verantwortung, hat aber offenbar weder ausreichend Mittel noch die nötige politische Rückendeckung, um effektive Sanktionen durchzusetzen.

Das neue Postgesetz [➚], das ursprünglich als „Modernisierung“ angekündigt wurde, hat in vielen Punkten Verschlechterungen gebracht. So müssen Standardbriefe nun erst am vierten Werktag nach Einwurf zugestellt werden – vorher galt der folgende Werktag als Ziel. Ein Rückschlag, der vor allem in ländlichen Regionen spürbar wird. In Gemeinden wie Ebern, wo ohnehin schon eine infrastrukturelle Ausdünnung herrscht, ist diese Entwicklung besonders gravierend.

Dass sich nach der Schließung der Postagentur bislang weder die Deutsche Post AG noch die Stadtverwaltung oder deren Seniorenvertretung geäußert haben, sorgt in Ebern für Frust. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich im Stich gelassen – nicht nur, weil der gewohnte Service plötzlich fehlt, sondern auch, weil niemand eine Perspektive aufzeigt.

Ein Beitrag der BR-Abendschau [➚] mit dem Titel „Postämter: Warum fehlen so viele Filialen?“ bringt die Sorgen vieler Menschen auf den Punkt. Ein Interviewpartner sagt dort: „Ohne Postfiliale ist das Dorf wie eine Braut ohne Bräutigam.“ Eine andere Stimme ergänzt: „Wenn du kein Fahrzeug mehr hast, dass du nicht mehr fahren kannst, dann bist du eine arme Sau.“ Worte, die einen Nerv treffen – nicht nur in Ebern.

Die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger sind besonders betroffen. Viele von ihnen sind nicht mit der digitalen Welt vertraut, können keine Online-Frankierung nutzen oder Sendungen digital verfolgen. Für sie ist die persönliche Anlaufstelle in der Postagentur mehr als ein Dienstleister – sie ist ein Stück Alltag, ein Ort der Begegnung, ein Baustein der Selbstständigkeit.

In einem Ort mit 7.300 Einwohnern – weit über der gesetzlichen Mindestgrenze – müsste eine Postfiliale zur Selbstverständlichkeit gehören. Doch anstelle von Lösungen oder Übergangslösungen herrscht in Ebern: Stille.

Die Deutsche Post AG könnte eigentlich im Falle von Versorgungslücken temporäre Alternativen bereitstellen – etwa in Form von mobilen Postagenturen oder automatisierten Poststationen. Doch auch hier: Fehlanzeige. Von einer solchen Option ist in Ebern bislang nichts zu sehen. Die Frage, warum die Deutsche Post AG in einem Mittelzentrum wie Ebern keine Übergangslösung schafft, bleibt unbeantwortet.

Dabei wären mobile Postagenturen durchaus ein gangbarer Weg. Sie könnten in einem rollenden Format, ähnlich wie Bibliotheksbusse oder früher mobile Sparkassen, bestimmte Zeiten und Orte anfahren und dort den postalischen Service anbieten. Doch das scheint derzeit weder für die Deutsche Post AG noch für die Stadtverwaltung ein Thema zu sein.

Man fragt sich, welchen Wert eine gesetzlich festgeschriebene Grundversorgung hat, wenn bei ihrer Nichteinhaltung keine Konsequenzen folgen. Die Erfahrung zeigt: Gerade auf dem Land werden Regeln flexibler ausgelegt – oder schlicht ignoriert.

Die Eberner Bürgerinnen und Bürger stehen nun vor einer ungewissen Perspektive. Werden sie künftig auf automatisierte Stationen angewiesen sein? Wird eine mobile Postagentur eingerichtet? Oder bleibt es bei der momentanen Funkstille, in der jeder für sich sehen muss, wie er zurechtkommt?

Die Schließung der Postagentur ist mehr als nur das Ende eines Servicepunktes. Sie ist ein Warnzeichen dafür, wie fragil die sogenannte Grundversorgung geworden ist – und wie wenig es braucht, um sie zum Verschwinden zu bringen.

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