
In Ebern sorgt eine Entscheidung der Stadtverwaltung für Kopfschütteln: Die öffentliche Toilette in der Walk-Strasser-Anlage bleibt dauerhaft geschlossen. Die Stadt sieht sich zu diesem Schritt gezwungen, wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt. Grund seien wiederholte Fälle von Vandalismus und Sachbeschädigung, die einen weiteren Betrieb der Anlage nicht mehr verantwortbar machten.
Die Toilettenanlage befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Eberner Bahnhof und zum Wohnmobilstellplatz – also an einem Standort, der sowohl von Reisenden als auch von Einheimischen gut frequentiert wird. Wer künftig mit dem Zug ankommt oder in der Stadt unterwegs ist, wird das stille Örtchen allerdings vergeblich aufsuchen. „Die Stadt Ebern sieht sich gezwungen, die öffentliche WC-Anlage in der Walk-Strasser-Anlage derzeit dauerhaft geschlossen zu halten“, heißt es aus dem Rathaus. Die Entscheidung sei nicht leichtgefallen, man wisse um die Bedeutung solcher Einrichtungen, insbesondere für ältere Menschen, Familien mit Kindern sowie Touristinnen und Touristen.
Allerdings ist das Toilettenhäuschen in der Wahrnehmung vieler Bürgerinnen und Bürger bereits seit Jahren geschlossen – oder allenfalls sporadisch nutzbar gewesen. Dass die Neue Presse Ebern [➚] nun berichtet, die Stadt „wisse sich nicht mehr anders zu helfen“, wirkt auf viele wie ein längst überfälliges Eingeständnis. „Die Toiletten sind schon seit Ewigkeiten dicht“, ist von Einheimischen zu hören.
Die Begründung der Stadtverwaltung verweist auf ein altbekanntes Problem: Vandalismus. Bereits 2021 war in der Zeitung zu lesen, dass innerhalb von nur drei Wochen gleich drei Fälle von Sachbeschädigung an der Anlage registriert wurden. Seither blieb es meist ruhig um das Thema – zumindest nach außen hin. Hinter den Kulissen aber dürfte die Stadt mit wachsender Frustration auf die wiederkehrenden Schäden geblickt haben: zertrümmerte Türen, beschmierte Wände, verstopfte Abflüsse.
Doch während das Rathaus argumentiert, stellt sich für viele Bürgerinnen und Bürger eine andere Frage: Warum wird in einer Stadt wie Ebern nicht ausreichend vorgesorgt, um grundlegende Bedürfnisse abzusichern? Vor allem die ältere Bevölkerung ist auf funktionierende öffentliche Toiletten angewiesen. Dasselbe gilt für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, für Kinder, für Touristinnen und Touristen. Besonders in Bahnhofsnähe wäre ein zugängliches WC keine Annehmlichkeit, sondern ein notwendiger Bestandteil städtischer Infrastruktur.
„Wer mit dem Zug nach Ebern kommt, sollte sich besser schon im Zug erleichtert haben“, lautet die lakonische Empfehlung, die in einem Zeitungsbericht angedeutet wird. Doch solche Hinweise wirken zynisch auf diejenigen, die auf eine echte Versorgung angewiesen sind. Zumal nicht jeder Zug über eine funktionierende Toilette verfügt, und nicht jeder Fahrgast kann oder möchte sich auf diese Möglichkeit verlassen.
Der Rückzug aus der Verantwortung in Sachen öffentlicher Toilettenversorgung ist indes kein Einzelfall in Ebern. In den vergangenen Wochen hat die Stadt weitere infrastrukturelle Einschnitte hinnehmen müssen. Die Schließung der Postagentur sorgte für Empörung, zumal bislang kein Ersatzstandort benannt wurde. Gleichzeitig hat die Stadt mit der neuen „Ebern-Galerie“ teure und modern ausgestattete Räume in der Innenstadt geschaffen – Räume, in die durchaus eine Postagentur einziehen könnte. Auch das örtliche Krankenhaus ist in seiner Existenz bedroht. All das nährt den Eindruck, dass Ebern sich schrittweise von einer alltagstauglichen Daseinsvorsorge verabschiedet.
Dabei ist Vandalismus kein Phänomen, das exklusiv in Ebern auftritt. Viele Städte und Gemeinden kämpfen mit ähnlichen Problemen. Die meisten finden Lösungen, indem sie Schäden in den städtischen Haushalt einplanen, regelmäßige Instandhaltungen vorsehen oder bauliche Veränderungen vornehmen, um Zerstörungen vorzubeugen. Die Reaktion in Ebern jedoch ist der Rückzug: Statt für Reparatur und Wartung Geld einzuplanen, wird der Zugang gleich ganz verwehrt.
Besonders ältere Menschen trifft diese Maßnahme hart. Wer nicht mehr so mobil ist, hat kaum Möglichkeiten, auf Alternativen auszuweichen. Die Schließung der Anlage wird damit zur indirekten Strafe für alle, die sich korrekt verhalten – während diejenigen, die durch Sachbeschädigung für den aktuellen Zustand verantwortlich sind, ohnehin nicht betroffen sind. Ob sich an der Entscheidung der Stadt noch etwas ändert, bleibt zu hoffen. Derzeit gibt es aber keine Hinweise darauf, dass das Thema in naher Zukunft neu bewertet werden soll.
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