
Ein kleiner Klick mit großer Wirkung – das „Klima-Dashboard“ [➚] macht sichtbar, wie es um Klima, Energie und Mobilität in deutschen Städten und Gemeinden bestellt ist. Auch für Ebern sind die Daten frei zugänglich und liefern detaillierte Einblicke in die aktuelle Lage vor Ort. Wer sich die Mühe macht, in das Dashboard einzutauchen, erkennt rasch: Der Wandel zur klimafreundlichen Zukunft steht vielerorts erst am Anfang – auch in Ebern.
Wie lebt es sich im Klimawandel? Die Lage in Ebern
Ein Blick auf das Wetter macht den Klimawandel greifbar. Die Wetterstation in Bamberg, nicht weit von Ebern entfernt, verzeichnete im schneereichen Winter 1962/63 noch ganze 103 Tage mit mindestens einem Zentimeter Schneehöhe. Im Winter 2023/24 waren es gerade einmal 13 solcher Tage. Die milderen Winter sind nur ein Beispiel dafür, wie sich das Klima verändert – mit Auswirkungen auf Landwirtschaft, Natur, Infrastruktur und Lebensqualität.
Auch in der Mobilität zeigt sich ein deutliches Bild: Der Auto-Bestand in Ebern lag im Jahr 2024 bei 5.133 Fahrzeugen. Das entspricht etwa 0,71 Autos pro Kopf – ein Wert, der auf eine starke Abhängigkeit vom Auto hinweist. In ländlich geprägten Regionen wie Ebern ist das Auto nach wie vor das dominierende Verkehrsmittel. Öffentliche Verkehrsmittel oder andere Alternativen sind oft rar, was die Menschen dazu zwingt, auf den eigenen PKW zurückzugreifen. Gleichzeitig verursacht der hohe Autoverkehr erhebliche Kosten – für Straßen, Parkflächen und Luftqualität. Besonders sichtbar wird das in Innenstädten, wo öffentlicher Raum zunehmend vom ruhenden und fließenden Verkehr beansprucht wird.
Der überwiegende Teil der Autos in Ebern und im gesamten Landkreis Haßberge wird mit Benzin betrieben. Elektrofahrzeuge spielen bislang nur eine marginale Rolle: 2024 machten sie lediglich drei Prozent des gesamten PKW-Bestands aus. Angesichts der Klimaziele und der steigenden Anforderungen an Emissionsreduktionen ist das eine ernüchternde Zahl.
Zahlen, Daten, Fakten: Ebern im Datencheck
Das „Klima-Dashboard“ bietet eine umfassende Datenbasis. Entwickelt wurde das Tool von einem ehrenamtlich arbeitenden Team aus verschiedenen Disziplinen. Inzwischen gibt es knapp 11.000 Dashboards – für jede Gemeinde in Deutschland eines. Die Plattform arbeitet gemeinnützig, ist frei zugänglich und finanziert sich über Spenden, Preisgelder und das Engagement der Beteiligten. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Informationen zur lokalen Klimasituation in verständlicher Form aufzubereiten – und zwar ohne Schranken oder Paywalls.
Für Ebern wird deutlich, dass beim Thema Heizen noch großer Handlungsbedarf besteht. Fossile Energieträger dominieren den Wärmemarkt: Rund 41,2 Prozent aller Heizungen in Ebern laufen mit Gas – das sind 1.473 Anlagen. Weitere 1.016 Heizungen, also etwa 28,5 Prozent, nutzen Heizöl. Holzheizungen spielen mit 15,5 Prozent (555 Anlagen) ebenfalls eine nennenswerte Rolle. Elektrische Heizsysteme machen 8,3 Prozent aus (298 Anlagen). Moderne Heizformen wie Wärmepumpen oder Systeme, die auf Solar- oder Geothermie basieren, sind bislang kaum verbreitet: Lediglich 3,3 Prozent der Heizungen – insgesamt 119 Stück – entfallen auf diesen Bereich.
Demgegenüber steht jedoch die Entwicklung bei der Nutzung erneuerbarer Energien – zumindest im Strombereich. Besonders bei der Photovoltaik (PV) hat sich in Ebern in den vergangenen Jahren viel getan. Während im Jahr 2015 noch eine kumulierte Leistung von 26.005 Kilowattpeak (kWp) installiert war, liegt der Wert Ende 2024 bereits bei beeindruckenden 79.780 kWp. Damit hat sich die installierte Leistung innerhalb von neun Jahren mehr als verdreifacht.
Insgesamt sind in Ebern 16 Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von 62.192 kW im Einsatz. Hinzu kommen 933 PV-Dachanlagen (18.344 kW) sowie 113 sogenannte Balkonkraftwerke mit zusammen 102 kW Leistung. Letztere erfreuen sich vor allem in privaten Haushalten zunehmender Beliebtheit, da sie mit vergleichsweise geringem Aufwand einen Beitrag zur Eigenversorgung mit Strom leisten können.
Weniger dynamisch zeigt sich der Bereich der Windenergie, freilich bedingt durch den Naturpark. In Ebern selbst wurde zuletzt im Jahr 2001 ein Windrad errichtet – auf dem Bretzenstein, einem Höhenzug im Gemeindegebiet. Die dort installierte Leistung beträgt 2 Megawatt. Seitdem sind keine neuen Windkraftprojekte innerhalb der Stadtgrenzen hinzugekommen. Das neue Großwindrad auf dem Bretzenstein liegt zwar geografisch in unmittelbarer Nähe, gehört jedoch formell zur Nachbargemeinde Untermerzbach.
Hintergründe: Was das Klima-Dashboard möglich macht
Hinter dem nüchternen Namen „Klima-Dashboard“ verbirgt sich ein bemerkenswertes Projekt. Der Zugriff ist barrierefrei, die Inhalte sind frei nutzbar – ein Gegenentwurf zu komplexen Behördenportalen oder kostenpflichtigen Analysen. Die Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, werden aufbereitet, visualisiert und auf Gemeindeebene heruntergebrochen. So können Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen, wie sich der eigene Wohnort im Kontext der Klimakrise entwickelt – und wo es möglicherweise Veränderungspotenzial gibt.
In Ebern zeigt das Dashboard, dass insbesondere die Sektoren Mobilität und Gebäude für hohe Emissionen verantwortlich sind – wie auch im bundesweiten Vergleich. Industrieprozesse kommen ebenfalls hinzu, wenngleich sie in kleineren Städten eine geringere Rolle spielen als in größeren urbanen Zentren.
Dass die Energiewende in Ebern vor allem auf vielen privaten Dächern und kleinen Initiativen voranschreitet, ist ein ermutigendes Zeichen. Gleichzeitig offenbaren die Zahlen auch, dass der Weg zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Stadt noch weit ist – insbesondere in Bezug auf fossile Heizsysteme und die immer noch dominante Rolle des Emissionen ausstoßenden PKW-Verkehrs. Nur, wer die eigene Klimabilanz kennt, kann sie auch verbessern.
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