Petition zur Rettung der Haßberg-Klinik Ebern

Die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben“ in Bayern hat in einer Pressemitteilung die geplante Schließung des Krankenhauses Ebern zum Jahresende 2025 heftig kritisiert. Mit einer neuen Petition [➚] „Erhalt der Haßberg-Klinik Ebern und Wiedereröffnung der stationären Chirurgie“ verleiht die Aktionsgruppe ihren Forderungen jetzt Nachdruck: Schließen Sie nicht die Haßberg-Klinik Ebern. Machen Sie die Region Ebern nicht zu einer Gesundheitsregion 3. Klasse. Entwickeln Sie die Haßberg-Klinik Ebern wieder zu einem standortsicheren Allgemeinkrankenhaus mit Innerer Medizin, Chirurgie und stationärer Basisnotfallversorgung nach den Vorgaben der Krankenhausreform (KHVVG). Klaus Emmerich, Klinikvorstand i.R.: „Mit dieser Petition gehen wir über den Status quo der Haßberg-Klinik Ebern deutlich hinaus. 7.995 Einwohner/innen sollen wieder langfristigen Zugang zu einem Allgemeinkrankenhaus einschließlich akutstationärer klinischer Notfallversorgung binnen 30 Fahrzeitminuten haben. Das kann im Ern...

Ebern bangt um sein Krankenhaus – Landrat Wilhelm Schneider informiert am 31. Juli 2025 in der Frauengrundhalle


Die Zukunft des Krankenhauses in Ebern steht erneut im Fokus öffentlicher Diskussionen. Am Donnerstag, 31.7.25, will Landrat Wilhelm Schneider (CSU) in der Frauengrundhalle zu Beginn der öffentlichen Stadtratssitzung in Ebern über den aktuellen Sachstand berichten. Start ist um 18:00 Uhr. Bürgerinnen und Bürger sind ausdrücklich eingeladen, sich vor Ort zu informieren. Es ist ein Termin, dem viele mit gemischten Gefühlen entgegenblicken – denn es steht viel auf dem Spiel.

Eine Region zwischen Hoffnung und Ernüchterung

Seit Jahren sorgt der schrittweise Rückbau der medizinischen Versorgung am Standort Krankenhaus Ebern für Unmut in der Bevölkerung. Bereits 2021 wurde die stationäre Chirurgie geschlossen – ein Schritt, der für viele als Signal galt, dass dem Krankenhaus langfristig kein eigenständiges Überleben als Akutklinik zugestanden wird. Geblieben ist seither nur die internistische Station, deren Zukunft jedoch zunehmend fraglich erscheint.

Jetzt will der Landrat über die Ergebnisse der jüngsten Sitzung des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken berichten. Was genau auf die Bürgerinnen und Bürger zukommt, bleibt vorerst offen. Die offizielle Einladung zur Informationsveranstaltung lässt jedoch Raum für Spekulationen: Geht es um eine Umstrukturierung, einen weiteren Rückbau – oder gibt es vielleicht doch eine Perspektive für die stationäre Versorgung?

Zahlen, Daten, Perspektiven

Im Dezember 2024 war im Kreistag Haßberge das Ergebnis einer sogenannten „Medizinstrategie“ präsentiert worden. Diese basiert auf einem Strukturgutachten, das im Rahmen der bundesweiten Krankenhausreform erstellt wurde. Für das Krankenhaus Ebern brachte es ernüchternde Erkenntnisse: Die stationäre Innere Medizin erfülle nicht mehr die künftig geltenden Strukturvorgaben. Eine Intensivstation mit mindestens sechs Betten – eine zentrale Anforderung – sei am Standort Ebern nicht umsetzbar.

Stattdessen soll die Klinik in ein Facharzt- und Pflegezentrum umgewandelt werden. Ergänzend zu den bereits bestehenden Facharztpraxen sind weitere ambulante, teilstationäre und stationäre Angebote vorgesehen. Die stationäre Grund- und Notfallversorgung würde sich demnach künftig auf Haßfurt konzentrieren.

Ein solcher Strukturwandel berührt nicht nur medizinische Standards, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung. Die Kritik ist deutlich: 6.549 Menschen haben Petitionen unterzeichnet, in der sie den Erhalt der stationären Inneren Medizin und quasi die Wiedereröffnung der Chirurgie fordern. Die Zahl der Unterstützer zeigt, wie sehr das Thema in der Region verankert ist – nicht zuletzt, weil es hier um medizinische Versorgung in Notfällen geht.

Ein weiteres Argument liefert der GKV-Kliniksimulator: Im Fall einer endgültigen Schließung des Eberner Krankenhauses müssten laut einer Analyse 7.995 Menschen künftig länger als 30 Minuten bis zur nächsten stationären Einrichtung fahren. In medizinischen Notlagen könne das gravierende Folgen haben.

Stimmen aus der Zivilgesellschaft

Einer der beharrlichsten Kritiker der Entwicklungen ist die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern. Seit Jahren wendet sich die Gruppe mit offenen Briefen, Pressemitteilungen und Forderungen an die Verantwortlichen im Landkreis. Schon im Juli 2021 warnte sie, dass eine Klinik ohne Chirurgie nicht mehr den Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses entsprechen könne. Die Folge sei der Verlust des Status als Akutklinik – mit unabsehbaren Folgen für die Region.

Die wiederholte Mahnung der Aktionsgruppe gipfelte in einem Schreiben vom 2.3.23, in dem der Landrat zu einer klaren Positionierung aufgefordert wurde. Drei Fragen standen dabei im Zentrum: Wie lässt sich die stationäre Innere Medizin sichern? Gibt es Überlegungen zur Rückkehr der Chirurgie? Und: Ist der Standort als akutstationäres Krankenhaus bereits aufgegeben?

Bislang blieb eine eindeutige Antwort auf diese Fragen aus – doch die Veranstaltung in der Frauengrundhalle am 31.7.25 könnte nun Aufschluss geben. Für Landrat Wilhelm Schneider ist es wohl auch ein persönlicher Schlusspunkt: Bei der Kommunalwahl im März 2026 wird er nicht mehr kandidieren. Möglicherweise sieht er darin die Chance, offen über die Perspektiven zu sprechen – oder auch über die endgültige Umstrukturierung.

Vertrauen erschüttert

Der Rückgang der Belegung spricht eine eigene Sprache: Von ursprünglich 70 internistischen und chirurgischen Betten im Jahr 2021 blieben zuletzt nur noch 50 internistische – von denen im Sommer 2023 gerade einmal neun belegt waren. Die Aktionsgruppe deutete dies als Vertrauensverlust der Bevölkerung in das medizinische Angebot vor Ort.

Zudem besteht die Sorge, dass auch die verbliebene internistische Station nicht mehr lange existieren könnte. Argumentiert wird mit der Unwirtschaftlichkeit – ein Vorwurf, der bereits bei der Schließung der Chirurgie als Begründung herangezogen wurde. Besonders in der Kritik steht dabei, dass auch der palliativmedizinische Dienst betroffen sein könnte – ein Angebot, das gerade für schwer kranke Menschen in der Region von existenzieller Bedeutung ist.

Im Zuge der geplanten Krankenhausreform könnten solche Einrichtungen auf das sogenannte Versorgungslevel 1i zurückgestuft werden. Damit wäre der Standort Ebern künftig keine Klinik im klassischen Sinn mehr, sondern ein Gesundheitszentrum ohne Akutversorgung.

Was bedeutet die Reform – und für wen?

Im Hintergrund der aktuellen Diskussionen steht die bundesweite Krankenhausreform, die unter anderem durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mitgetragen wird. Ziel ist eine stärkere Zentralisierung stationärer Leistungen, die Effizienz und Qualität erhöhen soll. In der Praxis bedeutet das für kleinere Krankenhäuser wie Ebern jedoch: Sie müssen nachweisen, dass sie über bestimmte Strukturen verfügen – wie etwa eine durchgehende Notfallversorgung, eine Intensivstation und interdisziplinäre Behandlungsangebote.

Für viele ländliche Standorte sind diese Anforderungen kaum erfüllbar – nicht nur wegen der baulichen Voraussetzungen, sondern auch wegen des Fachkräftemangels. So ist die Verlagerung von Angeboten auf größere Kliniken erklärtes Ziel der Reform. Gleichzeitig betonen Kritiker, dass dies die flächendeckende medizinische Grundversorgung gefährdet – insbesondere für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen.

Auch das Argument der Unwirtschaftlichkeit wird in der Debatte immer wieder bemüht. Die geringe Auslastung der verbliebenen Betten in Ebern gilt als Beleg. Doch die Aktionsgruppe kontert: Gerade die Schließung der chirurgischen Notfallversorgung habe zur schwindenden Akzeptanz geführt. Wer nicht weiß, ob er in einem Notfall angemessen behandelt werden kann, fährt lieber gleich in die nächstgrößere Klinik.

Eine offene Frage

In wenigen Tagen also wird Wilhelm Schneider öffentlich in Ebern sprechen – vielleicht zum letzten Mal in seiner Amtszeit als Landrat zu diesem sensiblen Thema. Die Erwartungen sind hoch, ebenso wie die Nervosität bei vielen Bürgerinnen und Bürgern. Am Abend des 31.7.25 richtet sich der Blick auf die Frauengrundhalle – und auf einen Landrat, der womöglich das letzte Wort zur Zukunft des Krankenhauses Ebern sprechen wird.

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