Großer Proteststurm gegen Klinikschließung in Ebern


„Bis wir im Krankenhaus in Coburg, Schweinfurt oder Bamberg sind, sind wir tot.“ – „Ich will nicht auf der Straße sterben.“ – „Der Wahnsinn muss aufhören.“ Solche Sätze finden sich dutzendfach auf der Plattform „OpenPetition“ [➚], wo eine Initiative für den Erhalt des Krankenhauses Ebern läuft. Mehr als 600 Unterstützerinnen und Unterstützer haben die Kommentarfunktion dort genutzt und ihre Argumente niedergeschrieben, manche nüchtern, viele tief persönlich.

Sie stammen nicht nur aus der Stadt Ebern und den umliegenden Ortsteilen, sondern auch aus Nachbarkreisen in Oberfranken, Südthüringen und dem Altlandkreis Königshofen. Fast alle verbindet ein gemeinsamer Kern: das Krankenhaus Ebern soll bleiben, weil es für sie mehr ist als ein Gebäude – es ist Sicherheit, Nähe und ein Stück Heimat.

Die Kommentare klingen oft wie kleine Lebensgeschichten. Da schreibt eine Frau von den letzten Tagen mit ihrer Mutter auf der Palliativstation, von Ruhe, menschlicher Zuwendung und der Erfahrung, dass Sterben in diesem Umfeld würdevoll möglich war. Ein Mann erinnert sich, wie er in den 60er-Jahren hier geboren wurde und Jahrzehnte später selbst als Patient die Fürsorge des Personals erlebte.

Andere betonen den praktischen Aspekt: Zehn Minuten Fahrt bis Ebern, stattdessen künftig ein Vielfaches an Minuten nach Haßfurt oder nach Bamberg oder Coburg – ein Risiko, das bei Herzinfarkt oder Schlaganfall lebensgefährlich werden könne. Immer wieder taucht der Vorwurf auf, dass auf dem Land die medizinische Grundversorgung ausgedünnt werde, während große Kliniken Fördergelder erhielten.

Hintergrund dieser Empörung ist die Entscheidung, den Standort Ebern bis Ende 2025 vollständig zu schließen. Die Haßberg-Kliniken, ein Kommunalunternehmen des Landkreises mit den beiden Häusern Haßfurt und Ebern, wollen den Fachbereich Innere Medizin mit seinen 50 Betten zum Jahresende 2025 nach Haßfurt verlagern. Bereits zum 1.11.25 soll das Palliativteam, das derzeit noch in Ebern arbeitet, ebenfalls dorthin wechseln. Damit bliebe in der Stadt im östlichen Landkreis Haßberge kein stationäres Angebot mehr bestehen. Schon vor vier Jahren war die stationäre Chirurgie geschlossen worden, was nach Einschätzung vieler Bürger zu einer spürbaren Versorgungslücke geführt hat.

Offiziell wird der Schritt mit einer Bündelung von Personal- und Sachressourcen begründet. Doch viele Menschen vor Ort zweifeln daran, dass es nur um Effizienz geht. In den Kommentaren ist die Rede von jahrelangem Kompetenzabbau in Ebern, von verpassten Chancen und einer Führung, die mehr an Wirtschaftlichkeit als an Daseinsvorsorge orientiert sei. Zahlreiche Wortmeldungen sehen im Verlust des Krankenhauses nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein strukturelles Problem.

Wenn ein weiterer Standortfaktor wegfalle, werde die Region unattraktiver für junge Familien, Unternehmen und Investoren. Die Sorge reicht über den Gesundheitsbereich hinaus: Weniger Arbeitsplätze, sinkende Immobilienwerte, ein Abwärtstrend, der schwer umkehrbar sei.

Besonders die Palliativstation gilt vielen als Herzstück des Hauses. Angehörige schildern, wie wichtig es sei, in den letzten Tagen eines Lebens nicht stundenlange Anfahrten auf sich nehmen zu müssen, um bei einem geliebten Menschen zu sein. Die ruhige, ländliche Lage und das Gefühl, keine anonyme Nummer zu sein, wird häufig als Gegensatz zu den großen, hektischen Kliniken in den Städten genannt. Mehrfach wird auch die Frage gestellt, warum so viel Geld in den Standort investiert wurde, wenn er nun aufgegeben werden soll.

Die Petition auf „OpenPetition“ [➚] trägt den Titel „Erhalt der Haßberg-Klinik Ebern und Wiedereröffnung der stationären Chirurgie“. Unterzeichnerinnen und Unterzeichner nutzen die zusätzliche Kommentarfunktion um ihre Sicht der Dinge in eigenen Worten festzuhalten. So entsteht ein digitales Stimmungsbild, das von medizinischen Argumenten über persönliche Erlebnisse bis hin zu politischen Appellen reicht. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Forderung nach einer flächendeckenden, wohnortnahen Gesundheitsversorgung, die nicht nur den städtischen Raum, sondern auch ländliche Regionen einschließt. Für viele ist es schlicht eine Frage der Gerechtigkeit: Wer auf dem Land lebt, soll im Notfall nicht schlechter gestellt sein als ein Stadtbewohner.

Zwischen den Zeilen ist auch eine tiefe Verunsicherung zu spüren. Die Erfahrung, dass kleinere Kliniken im Umland bereits geschlossen wurden, verstärkt die Angst, dass das Krankenhaussterben weitergeht. Manche formulieren es drastisch: Ohne Ebern sei der östliche Landkreis Haßberge medizinisch unterversorgt, und die Wege zu anderen Krankenhäusern seien für viele zu lang – ob im akuten Notfall oder im Alltag mit chronischer Erkrankung. Aus Sicht der Bürger sieht die Rechnung so aus: Jede Minute mehr Anfahrtszeit kann im Zweifel das Leben kosten. Mit Ihrer Petitions-Unterschrift [➚] können Sie helfen!

Kommentare