Krankenhaus Ebern im Bayerischen Landtag: Es geht um alles oder nichts!

Am Dienstag, den 11.11.25 wird die Petition „Erhalt der Haßberg-Klinik Ebern und Wiedereröffnung der stationären Chirurgie“ [➚] im Gesundheitsausschuss des Bayerischen Landtags beraten. Diese Petition war im Sommer 2025 von der „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ eingereicht worden und hat seitdem sowohl die öffentliche als auch die politische Diskussion über die Zukunft des Krankenhauses Ebern angeheizt. Ziel der Petition ist es, sich gegen die Schließung der Klinik zum Jahresende 2025 zu stellen und insbesondere die Wiedereröffnung der stationären Chirurgie zu fordern. Die Sitzung zur Beratung der Petition ist für den Nachmittag des 11.11.25 anberaumt und wird im Maximilianeum, dem Sitz des Bayerischen Landtags, in Saal 2 stattfinden. Ab 13:30 Uhr werden die Mitglieder des Gesundheitsausschusses die Petition, die von Klaus Emmerich und anderen Akteuren der „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ unterstützt wird, prüfen und möglicherweise Empfehlungen abg...

Landkreis-Vergleich: Wo Demenzkranke besonders häufig Psychopharmaka erhalten


Vom 19.9. bis 28.9.25 findet die bayerische Demenzwoche [➚] statt. In ganz Bayern werden zahlreiche Vorträge und Veranstaltungen angeboten. Auch der Landkreis Haßberge beteiligt sich mit einem eigenen Programm [➚]. Ein wichtiger Aspekt bleibt im Landkreis jedoch unberücksichtigt: die Medikation.

Die Verordnung starker Psychopharmaka bei Demenz ist in deutschen Pflegeheimen längst kein Ausnahmefall mehr. Auswertungen zeigen, dass die sogenannte Dauerverordnung von Antipsychotika vielerorts gängige Praxis ist. Dabei gelten die Substanzen für ältere und demenziell erkrankte Menschen als besonders risikoreich. Der „Qualitätsatlas Pflege“ der AOK [➚], der Daten von 2023 liefert, macht auf diese Problematik aufmerksam und legt Zahlen offen, die teils erhebliche regionale Unterschiede erkennen lassen.

Demnach erhalten in manchen Landkreisen deutlich mehr Menschen mit Demenz dauerhaft Antipsychotika als im bundesweiten Durchschnitt. Auffällig sind dabei auch die Daten aus Unterfranken und Oberfranken, wo die Landkreise Haßberge und Coburg sowie die Städte Bamberg und Coburg in den Blick geraten.

Im „Qualitätsatlas Pflege“ wird erfasst, wie häufig Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen mit Demenz langfristig Antipsychotika verschrieben bekommen. Maßstab ist der Anteil im Verhältnis zu allen Demenzpatientinnen und -patienten in einer Region. Bundesweit lag dieser Wert im Jahr 2023 bei 9,57 Prozent. Das bedeutet, knapp jede zehnte Person mit Demenz erhält über längere Zeiträume hinweg entsprechende Medikamente.

Die regionalen Unterschiede sind jedoch markant. Besonders hoch liegt die Quote im Landkreis Coburg. Dort haben 18,00 Prozent der Heimbewohnerinnen und -bewohner mit Demenz eine Dauerverordnung – fast doppelt so viele wie im Bundesschnitt. Auch die Stadt Coburg verzeichnet mit 15,20 Prozent einen stark erhöhten Wert. Ähnlich hoch ist der Anteil im Landkreis Schweinfurt (15,69 Prozent).

Der Landkreis Haßberge liegt mit 12,24 Prozent ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt. In absoluten Zahlen bedeutet das: Von 147 Menschen mit Demenz in Heimen erhielten dort knapp 18 Personen regelmäßig Antipsychotika. Damit fällt der Landkreis negativ auf, wenn man ihn mit Nachbarregionen vergleicht.

Deutlich besser sieht es in der Stadt Bamberg aus, wo der Anteil mit 9,27 Prozent leicht unter dem Bundesschnitt liegt. Im Landkreis Bamberg liegt die Quote sogar bei 7,56 Prozent und damit klar niedriger als der bundesweite Wert. Der Unterschied zwischen Stadt und Land Coburg einerseits und Bamberg andererseits zeigt, dass die Behandlungspraxis regional stark divergieren kann – und dass solche Unterschiede nicht allein mit der Anzahl der Betroffenen erklärbar sind.

Zum Vergleich: In Eichstätt etwa beträgt der Anteil lediglich 5,58 Prozent, in der Stadt Schweinfurt sogar nur 5,29 Prozent. Beide Regionen gelten damit als Beispiele für eine eher zurückhaltende Verordnungspraxis.

Der „Qualitätsatlas Pflege“ verweist darauf, dass Antipsychotika bei Demenz nur in Ausnahmefällen und zeitlich begrenzt eingesetzt werden sollten. Als Mittel der ersten Wahl gelten nach der aktuellen S3-Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) sowie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vielmehr nicht-medikamentöse Verfahren. Dazu zählen zum Beispiel strukturierte Tagesabläufe, Bewegungsangebote, Beschäftigungstherapie oder soziale Interaktionen.

Das sogenannte herausfordernde Verhalten bei Demenz – dazu gehören Unruhe, Aggressivität, Apathie, nächtliches Umherwandern oder Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus – stellt die Pflege vor große Herausforderungen. Dennoch gilt die Empfehlung, zunächst alternative Maßnahmen auszuschöpfen. Nur wenn diese keine Wirkung zeigen, sei eine medikamentöse Therapie mit Antipsychotika gerechtfertigt, und auch dann müsse sie engmaschig überprüft werden.

Das Faktenblatt der AOK [➚] betont, dass eine permanente Therapie mit diesen Substanzen nicht geeignet sei, das Verhalten dauerhaft zu stabilisieren. Zudem warnen Fachleute vor erheblichen Risiken: Antipsychotika können den geistigen Abbau beschleunigen, die Lebensqualität mindern und erhöhen bei älteren, geschwächten Menschen das Sterberisiko. Der Nutzen wird demgegenüber als moderat eingestuft.

Gerade deshalb sorgt die hohe Quote im Landkreis Coburg und im Landkreis Haßberge für Nachdenklichkeit. Dort scheint die Dauerverordnung eher gängige Praxis zu sein, während Nachbarregionen wie Bamberg zeigen, dass auch eine zurückhaltendere Strategie möglich ist. Experten verweisen darauf, dass der Einsatz von Antipsychotika vielfach nicht als „Einzelfall“ zu betrachten sei, sondern dass sich hier deutliche Unterschiede in den Versorgungsstrukturen und vielleicht auch in der pflegerischen Kultur abzeichnen.

Betroffene und Angehörige weisen immer wieder darauf hin, dass die Vorbeugung von Demenz ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Als hilfreich gelten ein aktiver Lebensstil mit Bewegung, ausgewogener Ernährung, geistiger Anregung und stabilen sozialen Kontakten. Gleichzeitig empfehlen Fachgesellschaften, rechtzeitig Vorsorge durch eine Patienten- und Betreuungsverfügung zu treffen – nicht erst, wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist.

Die im „Qualitätsatlas Pflege“ der AOK dokumentierten Zahlen machen deutlich: Die Versorgungspraxis im Umgang mit Demenzpatientinnen und -patienten unterscheidet sich regional erheblich. Ob es gelingt, die Verschreibungen langfristig stärker an den Leitlinien auszurichten, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie konsequent alternative Behandlungsansätze gefördert und umgesetzt werden. Bis dahin bleibt die Frage, warum manche Regionen wie der Landkreis Bamberg vergleichsweise niedrige Quoten erreichen – während andere wie Coburg mit deutlich erhöhten Werten im bundesweiten Vergleich auffallen – ein Thema, das nicht nur Fachkreise weiter beschäftigen sollte.

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