In der Verwaltungsgemeinschaft Ebern zeigt sich besonders deutlich, wie ungleich die hausärztliche Versorgung in Deutschland verteilt ist. Auf rund 10.300 Einwohnerinnen und Einwohner kommen dort lediglich fünf Hausärzte. Drei von ihnen praktizieren in der Stadt Ebern, zwei in Pfarrweisach, während Rentweinsdorf ganz ohne eigene Praxis auskommen muss. Rein rechnerisch bedeutet dies, dass jede Hausärztin oder jeder Hausarzt im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Ebern durchschnittlich 2.060 Menschen versorgen muss. Damit liegt die Region weit über dem bundesweiten Mittelwert von 1.264 Patientinnen und Patienten pro Hausärztin oder Hausarzt – und sogar fast doppelt so hoch wie der bayerische Durchschnitt von 1.114.
Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick bereits auf das kommende Frühjahr. Im März 2026 stehen in der Region Kommunalwahlen an. Für die künftigen Stadt- und Gemeinderäte in Ebern, Pfarrweisach und Rentweinsdorf dürfte die Frage der medizinischen Grundversorgung zu einer der zentralen Aufgaben gehören. Denn die Zahlen lassen erkennen, dass es nicht nur um statistische Vergleiche geht, sondern um die konkrete Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Fehlende Hausarztpraxen, wie sie in Rentweinsdorf Realität sind, bedeuten für viele Menschen längere Wege, höhere Belastung für bestehende Praxen und im Ernstfall gegebenenfalls auch eine Verzögerung bei der medizinischen Betreuung.
Die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) [➚] am 1.9.25 veröffentlichten Daten unterstreichen die Unterschiede zwischen den Bundesländern. Im Jahr 2024 betreute bundesweit eine Hausärztin oder ein Hausarzt im Schnitt 1.264 Patienten. Während dieser Wert seit 2014 nahezu unverändert blieb – damals lag er bei 1.266 –, zeigen sich deutliche regionale Abweichungen. Besonders belastet sind die Ärztinnen und Ärzte in Brandenburg mit 1.436 Patientinnen und Patienten pro Praxis. Auch Bremen (1.369) und Niedersachsen (1.356) liegen weit über dem Bundesdurchschnitt. In Bayern dagegen ist die Versorgungssituation statistisch am besten: Hier entfallen 1.114 Menschen auf eine Ärztin oder einen Arzt, gefolgt von Hamburg (1.118) und Mecklenburg-Vorpommern (1.149).
In absoluten Zahlen registrierte die Bundesärztekammer im Jahr 2024 rund 66.100 Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland. Das sind 3,4 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Sie stellen damit 15,1 Prozent aller praktizierenden Ärztinnen und Ärzte im Land. Allerdings wirft die Altersstruktur Fragen für die Zukunft auf. Fast 41 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte waren 2024 bereits 60 Jahre oder älter. Knapp jede oder jeder fünfte überschritt sogar die Altersgrenze von 65 Jahren. Demgegenüber stand nur ein kleiner Anteil junger Nachwuchskräfte: 7,7 Prozent der Hausärzte waren jünger als 40 Jahre.
Besonders hoch ist der Anteil älterer Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz (48,0 Prozent), im Saarland (46,2 Prozent) und in Bremen (45,4 Prozent). Günstiger sieht es in Thüringen (31,5 Prozent), Sachsen-Anhalt (33,1 Prozent) und in Sachsen (33,2 Prozent) aus. Diese Unterschiede lassen erkennen, wie unterschiedlich die Perspektiven der hausärztlichen Versorgung in den kommenden Jahren sein können.
Die Struktur der Praxen trägt ein weiteres Stück zum Gesamtbild bei. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2023 sind 67,5 Prozent aller Hausarztpraxen Einzelpraxen, die also von nur einer Ärztin oder einem Arzt betrieben werden. Gemeinschaftspraxen machen dagegen 32,5 Prozent aus. Fachärztliche Praxen zeigen in diesem Bereich ein breiteres Spektrum: Während bei der Radiologie 60,4 Prozent der Praxen gemeinschaftlich geführt werden, sind es bei der Neurologie lediglich 11,8 Prozent.
Hausarztpraxen sind ein wichtiger Teil der ambulanten medizinischen Versorgung. Mehr als ein Drittel aller Arztpraxen (36,7 Prozent) gehört in diesen Bereich. Im Jahr 2023 beschäftigte eine durchschnittliche Praxis, einschließlich der Inhaberin oder des Inhabers, 7,8 Personen – ein Anstieg gegenüber 7,1 im Jahr 2015. Auch bei den Einnahmen zeigt sich ein klares Bild: Mit 83,5 Prozent stammen die meisten Mittel aus Abrechnungen mit den Krankenkassen. Damit liegt dieser Anteil höher als bei allen anderen Fachrichtungen. Bei Kinder- und Jugendärzten ist er mit 82,7 Prozent ähnlich hoch, während Praxen in der Dermatologie nur 44,3 Prozent erreichen.
Dass die Belastung der Hausärztinnen und Hausärzte so stark schwankt, hängt vor allem mit regionalen Strukturen und demografischen Entwicklungen zusammen. Während Ballungsräume und wirtschaftlich starke Regionen wie Bayern durch ihre hohe Lebensqualität und die Nähe zu Universitätskliniken junge Medizinerinnen und Mediziner anziehen, haben ländliche Gebiete Schwierigkeiten, ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen.
In der Verwaltungsgemeinschaft Ebern wird dieses Spannungsfeld besonders deutlich. Trotz einer vergleichsweise kleinen Einwohnerzahl liegt die durchschnittliche Belastung pro Ärztin oder Arzt bei 2.060 Menschen. Das ist nicht nur weit über dem bundesweiten Durchschnitt, sondern auch fast doppelt so hoch wie im restlichen Bayern. Hinzu kommt die ungleiche Verteilung innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft: Während Ebern und Pfarrweisach über Praxen verfügen, ist Rentweinsdorf ohne hausärztliche Versorgung. Patientinnen und Patienten aus dieser Gemeinde sind damit auf umliegende Orte angewiesen.
Die Altersstruktur verstärkt die Herausforderung zusätzlich. Wenn schon jetzt mehr als 40 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte bundesweit über 60 Jahre alt sind, steht auch die Verwaltungsgemeinschaft Ebern vor der Frage, wie die Versorgung langfristig gesichert werden kann. Fällt in einem kleinen Ort eine Einzelpraxis weg, bedeutet dies häufig, dass die gesamte hausärztliche Versorgung für eine ganze Gemeinde neu organisiert werden muss.
Fachleute sehen in Gemeinschaftspraxen eine Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Indem mehrere Ärztinnen und Ärzte gemeinsam eine Praxis führen, ließe sich das Risiko von Versorgungslücken reduzieren. Allerdings zeigen die aktuellen Zahlen, dass dieses Modell im hausärztlichen Bereich bislang nur rund ein Drittel aller Praxen betrifft.
Insgesamt wird damit sichtbar, dass sich hinter den stabil wirkenden bundesweiten Durchschnittswerten große Unterschiede verbergen. Gerade Regionen wie die Verwaltungsgemeinschaft Ebern mit den Gemeinden Pfarrweisach und Rentweinsdorf stehen vor besonderen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren – und nicht zuletzt im Kontext der anstehenden Kommunalwahlen – verstärkt in den Blick rücken werden.
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