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| Symbolbild KI |
Im Maintal ist derzeit ordentlich Wellenbewegung – allerdings nicht nur im Main oder im Schwimmbecken. Dicke Luft herrscht in Haßfurt, wo sich die örtliche Kommunalpolitik plötzlich in einer Art Mini-Drama wiederfindet, dessen Hauptrolle ein Hallenbad spielt. Genau genommen: das Hallenbad Haßfurt, seit 2003 in Betrieb, aber bis heute nicht für die Allgemeinheit geöffnet. Eigentlich sollte es einst nur Schulen und Vereinen zur Verfügung stehen – eine Rücksichtnahme auf das Nachbarstädtchen Zeil am Main, dessen eigenes Bad damals nicht gefährdet werden sollte. Doch jenes Nachbarbad ist längst Geschichte, während das Haßfurt’sche Hallenbad weiter vor sich hinchloriert, exklusiv für Schulklassen und bestimmte Vereinsmitglieder.
Nun sorgt ausgerechnet dieses Hallenbad für politische Turbulenzen, und zwar dank dreier Videos, die das politische Start-up Julian Müller auf Facebook und Instagram veröffentlicht hat. Der Mann hat mehrere Hüte auf: Vorsitzender der JU Haßberge, Büroleiter des CSU-Landtagsabgeordneten Steffen Vogel, Kreisrat der Jungen Liste Haßberge, 2. Bürgermeister von Sand am Main und – nicht zu vergessen – Chef des Schwimmclubs Haßberge. Eine Ämterballung, die es in sich hat. Und als Vereinsvorsitzender hat Müller nun ordentlich Dampf abgelassen.
In seinen Videos attackiert er den Bürgermeister von Haßfurt scharf – wegen befürchteter Kürzungen bei den Zuschüssen für das Haßfurter Hallenbad, sein Verein trainiert dort. In dramatischem Tonfall erklärt er, die Stadt spiele „mit dem Leben unserer Kinder“, weil angeblich Schwimmkurse eingeschränkt würden und Kinder dadurch nicht mehr richtig schwimmen lernen könnten. Der Quasi-Vorwurf: Die Stadt wolle aus Spargründen die Förderung für das „letzte Hallenbad“ im Maintal zusammenstreichen.
Die Haßfurter Stadtspitze reagierte prompt. Bürgermeister und Verwaltung wehren sich entschieden gegen die Anschuldigungen. Laut Stadt Haßfurt belaufen sich die Zuschüsse an die Vereine, die das Hallenbad nutzen, für das Jahr 2024 auf stattliche 153.075 Euro – davon gingen allein 123.959,53 Euro an den Schwimmclub Haßberge. Das sagt viel aus. Angesichts dieser Zahlen könne von einer Benachteiligung oder drohenden Kürzung keine Rede sein, ließ der Bürgermeister wissen. In einem Kommentar auf Müllers Facebook-Seite beschied er barsch, der Vereinsvorsitzende solle sich „lieber ganz ruhig verhalten“.
Doch Müller ruderte nur halbherzig zurück. Er räumte ein, das erste Video sei „überspitzt“ gewesen, beharrte aber darauf, dass seine Kritik notwendig gewesen sei, um auf die Lage des Vereins aufmerksam zu machen. Ohne das Video, so meint er, hätte man sich kein Gehör verschaffen können.
Was folgte, war die übliche digitale Kakophonie. Auf Facebook prasselten Kommentare von allen Seiten ein – die einen verteidigten den kämpferischen Vereinschef, die anderen hielten ihm Populismus und politische Doppelmoral vor. Ein Nutzer schrieb, es sei „traurig, dass ein Kreisrat, angesichts von Krankenhaus-Schließungen, nun mit solch einem populistischen Video auf sich aufmerksam machen müsse“.
In dieser Gemengelage wird schnell deutlich, dass es längst nicht mehr nur um Schwimmzeiten oder Zuschüsse geht. In Facebook wird gemutmaßt, dass der Streit um das Hallenbad Haßfurt zum politischen Schauplatz geworden ist – ein Vorgeschmack auf die Kommunalwahl 2026. Dass die jüngste Video-Offensive also vielleicht weniger mit Chlorwasser und mehr mit Wahlkampf zu tun haben könnte, halten doch einige für naheliegend.
Und so wird aus einer Verwaltungsfrage ein emotionales Herbsttheater – ein echter Sturm im Wasserglas. Zwischen Zuschusslisten, Badezeiten und Parteitaktik verschwimmen die Grenzen zwischen Engagement und Inszenierung. Während die Kinder weiter brav ihre Bahnen ziehen, liefern sich Erwachsene am Beckenrand verbale Sprungduelle. Und über allem schwebt die Frage: Geht es hier wirklich um das Wohl der Schwimmer – oder doch eher um das nächste politische Rennen im Maintal?

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