
Doctolib ist vielen als führende Plattform für Online-Arzttermine bekannt. Diese Dienstleistung ist auch bei einigen medizinischen Einrichtungen im Landkreis Haßberge verfügbar. Doch hinter dem Erfolg des Unternehmens und seiner Expansion stecken auch kontroverse Diskussionen über den Umgang mit sensiblen Patientendaten und Datenschutzfragen.
Thilo Weichert, Jurist und Datenschutzexperte, äußerte in einem Kommentar auf Netzpolitik.org [➚] seine Bedenken. Er betonte, dass Doctolib trotz wachsender Kritik von Datenschützern auf Erfolgskurs sei, aber gleichzeitig ethische Prinzipien im Gesundheitswesen in Frage stelle. Die Plattform hat es geschafft, den Marktanteil bei der Terminvermittlung von Ärzten bundesweit auf 60 Prozent zu steigern, was ihre zunehmende Dominanz im Gesundheitsdatenmarkt verdeutlicht.
Ein zentrales Anliegen von Datenschützern wie Weichert sind die Bedenken hinsichtlich des Schutzes sensibler Gesundheitsdaten. Doctolib agiere sowohl als externer Auftragsverarbeiter für Gesundheitseinrichtungen als auch als Dienstleister für Patienten. Dies führe dazu, dass Nutzerdaten unabhängig vom direkten Arztkontakt vom Unternehmen erfasst würden, was Fragen zum Datenschutz und zur Datenverwendung aufwerfe.
Besonders kritisch würde die Situation durch Berichte von Patienten, die sich gegen die Nutzung von Doctolib-Diensten entscheiden und daraufhin mit Problemen konfrontiert würden, wie etwa der Verweigerung von Behandlungen oder ungewollten Terminbestätigungen seitens des Unternehmens.
Die Expansionsstrategie von Doctolib umfasse auch ungewöhnliche Kooperationen, wie etwa mit dem ADAC, um einen „niederschwelligen Zugang zur gesundheitlichen Versorgung“ zu ermöglichen. Solche Partnerschaften würfen zusätzliche Fragen zur Datensicherheit und zum Datenschutz auf.
In Bezug auf Datenschutz-Zertifizierungen wirft Weichert Zweifel an der Qualität und Wirksamkeit der Zertifikate von Doctolib auf. Insbesondere die Einschätzung des Unternehmens als Auftragsverarbeiter statt als eigenständiger Dienstleister werde angezweifelt, was Konflikte bezüglich Patientengeheimnis und Datenschutzgesetze verursachen könnte.
Die Kooperation von Doctolib mit der Charité, der größten Universitätsklinik Europas, erzeugt weitere Fragen, da sie Teil eines Projekts zur Einführung eines Patientenportals ist, das staatlich gefördert wird. Solche Initiativen müssten transparent und im Einklang mit Datenschutzbestimmungen stehen.
Trotz der Kritik und Bedenken von Datenschützern wie Thilo Weichert bleibt Doctolib ein dominanter Akteur im Gesundheitsdatenmarkt. Es wird deutlich, dass eine umfassende Kontrolle und Regulierung dieser Angebote erforderlich sind, um den Schutz sensibler Patientendaten und das Patientengeheimnis zu gewährleisten.
Patienten und Verbraucher werden ermutigt, ihre Rechte zum Datenschutz wahrzunehmen, indem sie sich bei Bedenken an die zuständigen Datenschutzaufsichtsbehörden oder Heilberufekammern wenden. Eine transparente und verantwortungsvolle Datenverarbeitung im Gesundheitswesen ist entscheidend für das Vertrauen der Patienten und die Integrität des Gesundheitssystems.
Dieser Beitrag basiert auf einem Kommentar von Thilo Weichert, erschienen am 22.4.24 bei Netzpolitik.org [➚].
Weitere Informationen
Tagesspiegel vom 20.3.24 [➚]
SWR-Fernsehen vom 17.4.23 [➚]
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