Friedrich Rückert, der bedeutende deutsche Dichter und Übersetzer, ließ kaum einen Anlass zur Poesie aus. Im Alter von 75 Jahren sinnierte er zum Beispiel in einem seiner Gedichte über den Namen seiner Geburtsstadt Schweinfurt. Er empfand den Namen „Schweinfurt“ als unpassend und schlug stattdessen „Weinfurt“ oder „Mainfurt“ vor:
„Nicht nur geboren
Bin ich in Mitte des Mai‘s, auch in der Mitte des Main‘s.
Vom Jeanpaul‘schen Bayreuth bis hinab zum Goetheschen Frankfurt
Ist er in Mitte des Lauf‘s, der mich geboren, der Main.
Mainfurt sollte deswegen genannt werden meine Geburtsstadt;
Weinfurt ist sie genannt, ohne den Zischer davor.“
Seine Anmerkungen zum Schweinfurter Ortsnamen sind nur ein kleiner Teil seines reichen literarischen Erbes, an das bis heute auch in Form von Denkmälern in Ebern, Coburg, Schweinfurt und anderswo erinnert wird.
Das Rückert-Denkmal, das seit Oktober 1890 den Marktplatz in Schweinfurt schmückt, spiegelt jedoch eine interessante Dynamik wider. Obwohl Rückerts Verbindung zu Schweinfurt eher zufällig war und seine Spuren in der Stadt nur spärlich zu finden sind, fand er hier posthum eine herausragende Ehrung.
Besonders interessant ist die Entstehungsgeschichte des Rückert-Denkmals in Schweinfurt. Die Aufstellung des Denkmals war nicht ohne Kontroversen. Ein jahrzehntelanger Streit über die künstlerische Ausführung und die finanziellen Aspekte begleitete diesen Akt der Anerkennung.
Die finanzielle Unterstützung durch König Ludwig II. im Jahr 1867 sowie das lokale politische Geschehen spielten eine Rolle. Rückerts Geburt fiel noch in die Zeit der politischen Autonomie der freien Reichsstadt Schweinfurt, was die Errichtung eines Denkmals aus lokalen Gründen besonders wirksam machen sollte. Der Marktplatz in Schweinfurt, wo das Denkmal steht, war zuvor eine ästhetische Leerstelle, die durch das Rückert-Denkmal gefüllt wurde.
Die Bedeutung von Denkmälern im Allgemeinen wurde bereits von Robert Musil in seinem Aufsatz über „Denkmale“ (die Form des Plurals ist bezeichnend) reflektiert. Er betonte die alltägliche Unsichtbarkeit dieser Monumente, die paradoxerweise dazu bestimmt sind, das Flüchtige zu überdauern. Im 19. Jahrhundert erlebte die Denkmalsetzung eine regelrechte Inflation, wobei viele Persönlichkeiten mit monumentalen Standbildern geehrt wurden.
Auch in Ebern, einer kleinen Rückertstadt, findet sich ein Denkmal, das 1954 in der Friedrich-Rückert-Anlage entstand. Dieses Denkmal ist weniger monumental, sondern vielmehr als nützlicher Rastplatz gestaltet. Es besteht aus einem Steinbau mit Ruhebänken und einem Bronzerelief von Rückert.
Insgesamt spiegeln die Rückert-Denkmäler nicht nur die Wertschätzung für den Dichter wider, sondern auch die komplexe Beziehung zwischen Kunst, Politik und Stadtentwicklung. Sie erinnern daran, wie ein einzelner Mensch durch seine Werke und Ideen das Gesicht einer Stadt prägen kann, selbst wenn seine Verbindung zu dieser Stadt nicht immer offensichtlich ist.
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