
Am 28.4.24 versammelten sich Aussteller, Besucher und Lokalpolitiker am Marktplatz in Ebern, um das 50-jährige Jubiläum des Naturparks Haßberge zu feiern. Doch während die Feierlichkeiten in vollem Gange waren, blieb eine wichtige Frage im Raum: Was bedeutet dieses Jubiläum für den Naturschutz und die heimische Artenvielfalt?
Die Haßberge, übrigens kein Mittelgebirge, wie auf der Website des Naturparks angegeben, genießen seit einem halben Jahrhundert den Status eines Naturparks. Der Naturpark wird von vielen als gutes Beispiel für den heimischen Natur- und Landschaftsschutz angesehen. Mit einer Fläche von über 20.000 Hektar und einer vielfältigen Landschaft, die von Laub- und Mischwäldern über Wiesentäler bis hin zu Trockenbiotopen reicht, ist er zweifellos ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.
Dennoch dürfen Jubiläumsfeiern nicht den Blick darauf verstellen, dass die Natur keine Sonntagsreden, sondern permanenten Schutz und Pflege benötigt. Die Frage, ob ein Naturparkfest die Natur- und Umweltschutzmaßnahmen vor Ort adäquat ergänzt, muss kontrovers bleiben. Angesichts der geplanten Errichtung eines Naturparkzentrums in Königsberg i.Bay. drängt sich außerdem die Frage auf, wie effektiv eine solche Einrichtung für die lokale Artenvielfalt sein soll.
Experten warnen vor den Gefahren, denen die heimische Artenvielfalt ausgesetzt ist. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) weist darauf hin, dass in Deutschland über 7.000 Tierarten als gefährdet gelten oder akut vom Aussterben bedroht sind. Die Ursachen liegen unter anderem im Klimawandel, der fortschreitenden Zersiedelung und der Intensivierung der Landwirtschaft.
Auch ein Leserbrief in der Main-Post Haßberge [➚] vom 6.5.24 unterstreicht die besorgniserregende Entwicklung. Hier sieht der Leserbriefschreiber insbesondere die Gemeinden im Naturpark Haßberge, Stadträte, Bauausschüsse und die Bauhöfe in der Verantwortung stehen. Schließlich seien in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten aus unserer Region verschwunden oder stark dezimiert worden.
Der Verfasser des Leserbriefs betont daher die Notwendigkeit von neuen Lebensräumen für bedrohte Arten wie Schmetterlinge, Feldhamster oder Kiebitze. Dabei müsse nicht nur auf großflächige Naturschutzgebiete geachtet werden, sondern auch auf die Gestaltung der Ortschaften. Die Schaffung von Schmetterlingswiesen, Feuchtbiotopen, Hecken und naturnahen Bepflanzungen in und zwischen den Dörfern könne dazu beitragen, den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen.
Es ist klar, dass ein Naturparkfest in Ebern und ein Naturparkzentrum allein nicht ausreichen, um die heimische Natur nachhaltig zu schützen. Vielmehr bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl großflächige Schutzgebiete als auch die Integration von Naturschutzmaßnahmen in den Alltag der Gemeinden umfasst. Nur so könne die einzigartige Artenvielfalt im Naturpark Haßberge und anderer Naturräume langfristig bewahrt werden.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen