
Am 17.6.24 startete im Landkreis Haßberge und in der Stadt Ebern die Aktion „Stadtradeln“ unter dem Motto „Radeln für ein gutes Klima“. Diese bundesweite Initiative soll dazu motivieren, an 21 Tagen möglichst viele Alltagswege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Trotz des ehrenwerten Ziels zeigen die Zahlen für die Stadt Ebern, dass der Zuspruch zwar respektabel, aber trotzdem eher gemäßigt ausfällt. Laut der offiziellen Webseite „Stadtradeln.de“ hatten sich 123 aktive Radler registriert (Stand 25.6.24), was etwa 1,65 % der Einwohnerzahl von Ebern entspricht. Die meisten Teilnehmer sind unter den Labels „Gymnasium“ und „Valeo“ vertreten.
Die Aktion läuft noch bis zum 7.7.24 und ermöglicht es den Teilnehmern, in einem Zeitraum von drei Wochen so viele Fahrradkilometer wie möglich zu sammeln. Dabei zählen alle Wege, die mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, sei es zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen oder während der Freizeit. Diese Kilometer können auch außerhalb der Stadtgrenzen von Ebern gesammelt werden.
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) rief auch dieses Jahr zur Teilnahme auf: „Im Aktionszeitraum nimmt der gesamte Landkreis Haßberge als eine Region teil. Ziel der jährlichen Kampagne des Klima-Bündnisses ist es, Verantwortliche der Kommunalpolitik sowie die Bevölkerung für das zukunftsorientierte Thema der klimaneutralen Fortbewegung zu sensibilisieren.“ Allerdings bleibt die Frage, warum Ebern (oder die Baunach-Allianz) nicht als eigene Region am „Stadtradeln“ teilnimmt und stattdessen unter der Organisation der eher zufällig zusammengewürfelten Verwaltungseinheit „Landkreis Haßberge“ agiert.
Ähnlich betonte Landrat Wilhelm Schneider (CSU): „Klimaschutz ist ein wichtiges, vor allem zukunftsorientiertes Thema. Jeder Mitradelnde hilft und unterstützt dieses sinnvolle Ziel.“ Während im Landkreis Haßberge traditionell wenig Kritik an solchen PR-Aktionen laut wird, gibt es in anderen Regionen Deutschlands Stimmen, die das „Stadtradeln“ als Greenwashing bezeichnen. Kritiker argumentieren, dass der Nutzen für das Klima nur dann gegeben ist, wenn die Fahrradkilometer Autofahrten ersetzen. Dies ist jedoch schwer nachzuprüfen.
Ein weiterer Aspekt, der oft vernachlässigt wird, ist die Infrastruktur. Auf der Homepage des bundesweiten Wettbewerbs „Stadtradeln“ heißt es: „Damit noch mehr Menschen dauerhaft vom Auto aufs Rad umsteigen, braucht es eine Radinfrastruktur, auf der sie schnell und sicher ans Ziel kommen.“
Doch genau hier liegt eine erhebliche Schwierigkeit. In Ebern und dem Landkreis Haßberge ist die Infrastruktur für Radfahrer immer noch oft unzureichend. Einige Wege sind in schlechtem Zustand, und manche Radrouten führen über vielbefahrene Straßenabschnitte, die gefährlich sein können. Zudem fehlen sichere Radabstellplätze, wie beispielsweise am Bahnhof in Ebern.
Um sicheres Radfahren wirklich effektiv zu gestalten, müssten konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Die Verbesserung der Infrastruktur, gute Radwege und sichere Abstellplätze – damit der Autoverkehr wirklich reduziert werden kann und es beim Klimaschutz vorangeht. Das „Stadtradeln“ bietet zumindest eine gute Gelegenheit, das Bewusstsein für klimafreundliche Fortbewegung zu schärfen.
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