
Der Neubau von Straßenbahn-Systemen steht in Bayern hoch im Kurs, jedoch nicht ohne kontroverse Diskussionen und Entscheidungen. Während die Stadt Erlangen jüngst für den Bau der Stadt-Umland-Bahn (StUB) votierte, lehnte Regensburg in einem Bürgerentscheid den Aufbau einer Stadtbahn ab. Auffällig dabei ist die Haltung der CSU, die sich in beiden Fällen gegen die Projekte aussprach, obwohl Straßenbahn-Netze einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten.
Situation in Erlangen
Das Projekt Stadt-Umland-Bahn, kurz StUB, ist das aktuell größte Straßenbahn-Neubauvorhaben in Deutschland. Es soll die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach miteinander verbinden und zusätzlich die Gemeinden östlich von Erlangen einbinden. Ziel ist es, eine nachhaltige Verkehrslösung zu schaffen, die insbesondere Pendlerinnen und Pendlern zugutekommt.
Der Erlanger Stadtrat beschloss am 29.2.24, einen zweiten Bürgerentscheid zur StUB durchzuführen. Am 9.6.24 war es dann soweit: 52,4 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für die Realisierung der Stadt-Umland-Bahn. Damit fiel die Entscheidung für ein zukunftsweisendes Verkehrsprojekt, das auch die universitären Standorte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stärker vernetzen wird.
Von der Nürnberger Haltestelle „Am Wegfeld“ aus führt die StUB entlang der B 4 Richtung Erlangen, vorbei an Tennenlohe und dem Südgelände der Universität. Die Strecke soll unter anderem den Siemens-Campus und das Erlanger Stadtzentrum, inklusive der Innenstadt und des Bahnhofs, erschließen. Weiter westlich geht es über Büchenbach nach Herzogenaurach, mit Anbindungen an die Herzo-Base und große Unternehmen in Herzogenaurach. Zusätzlich ist ein „Ostast“ geplant, der am Langemarckplatz in Erlangen startet und die östlichen Gemeinden anbindet.
Die örtliche CSU jedoch positionierte sich klar gegen das Projekt. Auf ihrer Homepage [➚] erklärte die CSU Erlangen, dass die StUB in der aktuellen Form für sie nicht infrage käme. Diese Haltung stieß auf Unverständnis, da die StUB nicht nur eine nachhaltige Alternative zum Autoverkehr darstellt, sondern auch komplett mit Ökostrom betrieben werden soll.
Der nächste Meilenstein für die StUB ist das Planfeststellungsverfahren, dessen Unterlagen ab 2025 eingereicht werden sollen. Die Bauarbeiten sollen ab Mitte 2028 beginnen, wobei die ersten Bahnen voraussichtlich ab 2031 fahren werden.
Situation in Regensburg
Anders verlief die Entscheidung in Regensburg, wo über den Wiederaufbau des Straßenbahn-Systems abgestimmt wurde. Hier stimmten knapp 54 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gegen den Wiederaufbau der Stadtbahn. Dieses Ergebnis markiert einen Rückschlag für die Befürworter nachhaltiger Verkehrslösungen in der Stadt.
Die CSU war auch in Regensburg [➚] ein prominenter Gegner des Projekts. Sie argumentierte, dass die Kosten und der Aufwand in keinem Verhältnis zu den erwarteten Vorteilen stünden. Trotz des negativen Votums bleiben die Diskussionen um alternative, umweltfreundliche Verkehrskonzepte in Regensburg ein heißes Thema.
Ein Blick in die Zukunft
Die gegensätzlichen Entscheidungen in Erlangen und Regensburg zeigen, wie unterschiedlich die Meinungen über den Ausbau von Straßenbahn-Netzen sein können. Während Erlangen mit der StUB ein ambitioniertes Projekt vorantreibt, das den öffentlichen Nahverkehr revolutionieren und zur Erreichung der Klimaziele beitragen soll, bleibt Regensburg vorerst ohne eine solche Lösung.
Die StUB in Erlangen wird zukünftig eine zentrale Rolle im Verkehrssystem der Region spielen. Mit einem 10-Minuten-Takt, der in den Hauptverkehrszeiten noch verdichtet wird, bietet sie eine attraktive Alternative für Pendlerinnen und Pendler. Darüber hinaus wird die StUB zu einer verbesserten Anbindung der Universitäten und Unternehmen in der Region führen und damit auch den Wirtschaftsstandort stärken.
Obwohl sich die CSU-Ortsvereine in beiden Städten gegen die Straßenbahn-Projekte ausgesprochen haben, bleibt die Hoffnung, dass langfristig die Vorteile nachhaltiger Verkehrsmittel die Oberhand gewinnen. Die positiven Auswirkungen auf das Klima und die Lebensqualität in den Städten sind nicht von der Hand zu weisen. So könnte Erlangen mit der StUB zum Vorbild für andere Städte werden, die über ähnliche Projekte nachdenken.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Entscheidungen der Bürgerinnen und Bürger sowie die politischen Positionierungen langfristig Bestand haben und wie sich die Verkehrssysteme in Bayern weiterentwickeln. Klar ist jedoch: Die Diskussion um nachhaltige Verkehrslösungen wird weitergehen und bleibt ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung.
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