App gegen den Herztod – Ebern ist noch nicht dabei

Die Idee klingt einfach, die Umsetzung verspricht Leben zu retten: Wer in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, könnte künftig schneller Hilfe bekommen – nicht nur vom Rettungsdienst, sondern auch von professionellen Ersthelferinnen und Ersthelfern, die sich über eine Smartphone-App alarmieren lassen. Doch während Städte wie Nürnberg seit dem 1.10.25 die „Region der Lebensretter“-App [➚] eingeführt haben, zeigt ein Blick auf die Karte: Ebern gehört weiterhin zu den weißen Flecken. In der Region um Ebern ist das Problem wohl vielschichtig. Zum einen fehlen möglicherweise Helferinnen und Helfer, die sich in der App registrieren. Zum anderen ist das Krankenhaus Ebern von der Schließung bedroht – zum Jahresende soll es nach einem Beschluss des Verwaltungsrats der Haßberg-Kliniken seine Türen schließen. Eine Petition [➚] versucht zwar, den Standort zu erhalten. Doch wenn die Klinik tatsächlich verschwindet, entsteht in der wohnortnahen Versorgung eine erhebliche Lücke. Für...

Auflagenrückgang sorgt für Ende einer Ära: „Haßberge“ verschmilzt mit „Coburg“


Die „Neue Presse“, unsere Lokalzeitung mit Sitz in Coburg, hat eine Änderung vorgenommen: Die eigenständige Lokalausgabe „Haßberge“, die zuvor als Ausgabe „Ebern“ bekannt war, gibt es in ihrer bisherigen Form nicht mehr. Künftig werden die Inhalte dieser Ausgabe in eine Coburger Ausgabe integriert, die nun unter dem neuen Namen „Coburg/Haßberge“ erscheint.

Diese Entscheidung bedeutet praktisch eine Verschmelzung der Ausgaben Coburg und Haßberge, wobei der Schwerpunkt der Berichterstattung nun auf der Stadt und dem Landkreis Coburg liegt, während die Berichte aus dem Landkreis Haßberge in die Coburger Ausgabe eingegliedert wurden. Die bislang eigenständige Berichterstattung für den Bereich Ebern im Landkreis Haßberge war bedeutend für Ebern.

Ein Blick auf die Auflagenzahlen verdeutlicht die Problematik. Daten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) zeigen einen kontinuierlichen Rückgang der verkauften Auflagen der „Neuen Presse Haßberge“. Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 sank die Auflage im ersten Quartal 2024 um 4,19 Prozent. Dieser Rückgang ist kein Einzelfall; bereits in den Vorjahren war ein ähnlicher Trend zu beobachten. Diese Entwicklung stellt die Zukunft des Lokaljournalismus in unserer Region ernsthaft in Frage, denn je mehr lokale Berichterstattung verschwindet, desto schwächer wird der demokratische Diskurs auf regionaler Ebene.

Der Rückgang der Auflagenzahlen ist nicht nur ein Phänomen im Landkreis Haßberge. Vor einigen Jahren wurde bereits die Lokalausgabe „Lichtenfels“ der „Neuen Presse“ eingestellt. Auch andere Lokalzeitungen sind von ähnlichen Entwicklungen betroffen, was auf eine tiefgreifende Krise im Lokaljournalismus hinweist.

Die Stellen für festangestellte Redakteure wurden in den letzten Jahren erheblich reduziert, viele Lokalzeitungen setzen vermehrt auf freie Mitarbeiter. Diese arbeiten oft (aber nicht immer) ohne die nötige Erfahrung und Ortskenntnis, wodurch die Qualität der Berichterstattung leidet. Die wenigen verbleibenden festangestellten Redakteure müssen immer mehr Aufgaben übernehmen, was die Belastung und den Druck erhöht.

Diese Entwicklung hat auch demokratische Implikationen. Im Oktober 2021 zeigte die Süddeutsche Zeitung anhand von Beispielen aus den USA, dass die Schließung lokaler Redaktionen zu höheren Haushaltsdefiziten, steigenden Finanzierungskosten und einer Aufblähung des öffentlichen Dienstes führen kann. Letztlich sind die Bürgerinnen und Bürger die Leidtragenden, denn die Kontrollfunktion, die Lokalzeitungen traditionell ausübten, geht verloren.

Forschungsergebnisse aus der Politik- und Kommunikationswissenschaft unterstreichen die wichtige Rolle der Lokalpresse in der Demokratie. Die Presse soll in den oft oppositionsfreien Zonen der Gemeinden eine kritische Öffentlichkeit herstellen und die Tätigkeiten der lokalen Verwaltung überwachen. Allerdings hinkt die Berichterstattung in vielen Fällen den Entscheidungsprozessen hinterher und wird oft erst eingeschaltet, wenn alles entschieden ist. Dies führt dazu, dass lokale Herrschaftsträger die Zeitungen zur Durchsetzung ihrer Interessen nutzen, was die Presse im lokalen Feld weitgehend instrumentalisiert.

Eine demokratische Rückkopplungsfunktion zwischen Bevölkerung und Herrschaftsträgern bleibt unter diesen Bedingungen illusorisch. Kritik bezieht sich meist auf Bürger und politische Initiativen, selten jedoch auf die Verwaltung und deren Vertreter. Dadurch verliert die Presse ihre demokratische Funktion als politische Öffentlichkeit, und die Berichterstattung beschränkt sich häufig auf ohnehin bekannte Ereignisse.

Die Einstellung der eigenständigen Lokalausgabe „Haßberge“ und ihre Integration in die Coburger Ausgabe ist somit ein Spiegelbild der aktuellen Herausforderungen im Lokaljournalismus. Während wirtschaftliche Zwänge und sinkende Auflagenzahlen die Redaktionen zu drastischen Maßnahmen zwingen, leidet die Qualität und Vielfalt der lokalen Berichterstattung. Dies hat weitreichende Konsequenzen für die demokratische Kultur und den politischen Diskurs.

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