
Die Haßberg-Kliniken, bestehend aus den Standorten in Ebern und Haßfurt, stehen vor entscheidenden strategischen Veränderungen. Diese könnten weitreichende Folgen für den kleineren Standort Ebern haben, der seit Ende 2021 nur noch über eine internistische Fachabteilung verfügt. Nun soll ein neues Strukturgutachten in Auftrag gegeben werden, das klären soll, wie sich die künftige Ausrichtung der beiden Kliniken gestalten könnte. Die Frage, was dies für Ebern bedeutet, steht im Raum.
Durch die Schließung der chirurgischen Abteilung und die Verzögerung bei der Umwandlung des zweiten Obergeschosses zur Kurzzeitpflege ist das Angebot in Ebern bereits stark eingeschränkt. Sollte das Strukturgutachten zu dem Ergebnis kommen, dass weitere Kürzungen notwendig sind, könnte dies das endgültige Aus für den Krankenhausstandort Ebern bedeuten. Der geplante Umbau des zweiten Obergeschosses zur Einrichtung einer Kurzzeitpflege wurde bisher nicht umgesetzt, was Fragen nach der Zukunftsfähigkeit des Standorts aufwirft.
Andererseits könnte das Gutachten auch Empfehlungen zur Spezialisierung enthalten, die den Standort Ebern zukunftsfähig machen, wenn man an Wunder glaubt. Aber angesichts dessen, dass die Ergebnisse der Krankenhausreform noch unklar sind, bleibt es bei der Frage, ob es zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt sinnvoll ist, ein Strukturgutachten erstellen zu lassen.
Die Lage der Haßberg-Kliniken spiegelt die schwierigen Rahmenbedingungen wider, mit denen viele kommunale Krankenhäuser in Bayern und ganz Deutschland konfrontiert sind. Regina Steenbeek-Schacht, Vorständin des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, betonte in einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme, dass man sich den Herausforderungen des Krankenhaus-Systems stellen müsse. Dies werde zwangsläufig mit strategischen Veränderungen einhergehen. Aktuell verzeichnen die Haßberg-Kliniken ein Defizit von 7,9 Millionen Euro, während die angegliederten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ein Minus von zwei Millionen Euro aufweisen. In diesem Kontext soll das neue Strukturgutachten aufzeigen, welche Anpassungen notwendig sind.
Die Situation in Ebern ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Problems, das die Krankenhauslandschaft in Bayern betrifft. In einer Pressemitteilung der „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben“ wurde Anfang August 2024 auf die prekäre finanzielle Lage der bayerischen Krankenhäuser hingewiesen. Allein seit Jahresbeginn 2024 haben fünf Krankenhäuser in Bayern vollständig geschlossen, während drei weitere teilgeschlossen wurden. Die Notfallversorgung, die für die Bevölkerung von entscheidender Bedeutung ist, ist dadurch immer schwieriger zu gewährleisten. Bereits jetzt benötigen Bewohner in 145 der 2.065 Postleitzahlregionen in Bayern mehr als 30 Minuten, teilweise sogar über 40 Minuten, um ein Krankenhaus mit stationärer Notfallversorgung zu erreichen.
Die fränkischen Landräte fordern daher eine umfassende und vorausschauende Krankenhausplanung, die sicherstellt, dass alle Regionen adäquat mit klinischen Angeboten versorgt werden. Die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben“ kritisiert die bisherige Politik der bayerischen Staatsregierung, die lediglich 800 Millionen Euro pro Jahr für Investitionen in Krankenhausgebäude und Medizintechnik bereitstellt. Dies sei bei weitem nicht ausreichend, um die notwendige Infrastruktur zu erhalten, denn tatsächlich benötige man mindestens eine Milliarde Euro jährlich, die übrigens vor der letzten Landtagswahl auch zugesichert worden war.
Auch auf Bundesebene gibt es deutliche Kritik. Die unzureichende Vergütung für Krankenhausleistungen durch die Krankenkassen und die mangelnde Unterstützung durch den Bund werden als Hauptursachen für das sogenannte „Kliniksterben“ angeführt. Diese finanzielle Unterversorgung führt dazu, dass nicht mehr die Krankenhausplanung, sondern der finanzielle Kollaps darüber entscheidet, ob eine Region ein wohnortnahes Krankenhaus behält oder nicht.
Die angespannte Lage der Krankenhäuser ist das Ergebnis einer Kombination aus strukturellen Defiziten und unzureichender finanzieller Unterstützung auf Landes- und Bundesebene. Die Entscheidung über die Zukunft des Krankenhauses Ebern wird nicht nur Auswirkungen auf die medizinische Versorgung in der Region haben, sondern auch auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik und die Verantwortlichen vor Ort. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Situation entwickelt und ob es gelingt, den Krankenhausstandort Ebern zu erhalten.
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