Aktionsgruppe kritisiert Haßberge-„Medizinstrategie“ für das Krankenhaus Ebern scharf

  Nachdem die Haßberg-Kliniken am 16.12.24 ihre neue „Medizinstrategie“ dem Kreistag Haßberge vorgestellt hatten, regt sich Widerstand gegen die geplanten Umstrukturierungen. Besonders das Krankenhaus Ebern steht dabei im Fokus: Die letzte in Ebern verbliebene stationäre Abteilung, die Innere Medizin, soll voraussichtlich geschlossen und das Haus in ein ambulantes Facharztzentrum sowie ein Pflegezentrum umfunktioniert werden. Kritiker sprechen bereits von einer faktischen Komplettschließung des Standorts, was vor allem in der Region Ebern Sorge auslöst. Mit der Schließung der Inneren Medizin würde die stationäre klinische Versorgung in Ebern endgültig beendet. Bereits Ende 2021 wurde die chirurgische Station geschlossen, damals als „Zukunftskonzept“ verkauft. Nun scheint auch die letzte Hoffnung für eine stationäre Versorgung zu schwinden. Die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ kritisiert diesen Schritt scharf und bezeichnet ihn als „das AUS“ für den Krankenhaussta...

Krankenhaus Ebern: Abbau in kleinen Schritten

 

Am 14. Oktober 2024 tagte der Kreistag Haßberge und befasste sich unter anderem mit der schwierigen Situation der Haßberg-Kliniken, die sowohl den Krankenhausstandort Haßfurt als auch Ebern umfassen. Die Auswirkungen der aktuellen Krankenhausreform, die weitreichende Veränderungen im Gesundheitssektor mit sich bringen, wirken sich besonders auf den Standort Ebern aus. In der Sitzung wurden sowohl die finanziellen Herausforderungen als auch die kommenden Veränderungen besprochen, die für eine Zukunft der Haßberg-Kliniken sorgen sollen.

Das Krankenhaus in Haßfurt bietet eine medizinische Grundversorgung, während das kleinere Krankenhaus in Ebern vor allem durch seine Internistische Abteilung und die IMC-Station (Intermediate Care) bekannt ist. Mit den Änderungen durch die Krankenhausreform sehen sich beide Standorte mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert.

Besonders das Krankenhaus Ebern steht unter Druck. Die auf der Sitzung angekündigte Schließung des Labors – und damit möglicherweise auch der Internistischen Abteilung und der IMC-Station – würde den Standort hart treffen. Hintergrund ist, dass die Krankenhausreform den künftigen „Sektorenübergreifenden Versorgungszentren“ (früher als Level 1i-Einrichtungen bekannt) keinen Platz für Überwachungsbetten und Notfallversorgung mehr einräumt. Daher ist es wahrscheinlich, dass die IMC-Station, die bisher einen wichtigen Bereich der Intensivpflege abdeckte, nicht mehr betrieben wird. Hinzu kommt, dass das Labor des Krankenhauses Ebern umstrukturiert wird. Es ist geplant, die dort arbeitenden Mitarbeiter perspektivisch an den Standort Haßfurt zu versetzen, was im Wesentlichen das Aus für das Labor in Ebern bedeuten würde.

Was mit dem 2. Stock des Gebäudes in Ebern geschehen soll, in dem eine Kurzzeitpflege untergebracht werden sollte, bleibt derzeit ebenfalls unklar. Die notwendigen Umbauarbeiten haben bislang noch nicht begonnen, und es ist noch nicht sicher, ob dieser Bereich in der geplanten Form genutzt werden kann. Ein „externer Anbieter“ soll die Kurzzeitpflege übernehmen, was darauf hindeutet, dass dieser Bereich möglicherweise künftig vermietet oder verpachtet wird.

Die finanzielle Lage der Haßberg-Kliniken ist angespannt. Der Jahresabschluss für 2023 weist ein Defizit von 5,26 Millionen Euro aus. Dies zeigt deutlich, wie schwierig die wirtschaftliche Situation für die Kliniken weiterhin ist. Die Kliniken mussten sich nicht nur mit einem Anstieg der Betriebskosten auseinandersetzen, sondern auch mit rückläufigen Patientenzahlen und einer insgesamt angespannten Finanzierungslage. So wurden im Jahr 2023 insgesamt rund 6.500 Patienten in den beiden Kliniken behandelt. Besonders das Krankenhaus Ebern war von diesen Entwicklungen betroffen – hier wurden lediglich 875 Patienten behandelt, was eine deutliche Reduzierung der Patientenzahl im Vergleich zu früheren Jahren darstellt.

Ein weiterer kritischer Bereich sind die Entbindungen. Im Jahr 2023 fanden noch 360 Geburten im Krankenhaus Haßfurt statt, doch im Jahr 2024 sind es bislang nur 282 Entbindungen. Diese sinkende Zahl der Geburten könnte für das Krankenhaus Haßfurt langfristig eine weitere Belastung darstellen, da die Entbindungsstation einen wichtigen Bereich darstellt.

Zusätzlich zu den finanziellen Schwierigkeiten soll im Verwaltungsbereich der Kliniken eine Reduktion der Mitarbeiterzahlen notwendig sein. Bis zu 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten sich künftig beim Landratsamt bewerben, hieß es, was die Mitarbeiterstruktur der Haßberg-Kliniken weiter verändern wird. Diese Umstrukturierung ist Teil eines umfassenden Plans, der darauf abzielt, die finanziellen Defizite abzubauen.

Die medizinischen Versorgungszentren (MVZ) der Haßberg-Kliniken sind ebenfalls von der finanziellen Schieflage betroffen. Für das Jahr 2024 werde ein Verlust von 2,1 Millionen Euro erwartet. Die MVZ sind wichtige Einrichtungskomplexe, die die ambulante Versorgung sicherstellen, jedoch in der aktuellen Finanzlage ebenfalls nicht kostendeckend arbeiten.

Die Krankenhausreform, die seit Jahren in Vorbereitung ist, stellt die Gesundheitslandschaft in Deutschland vor neue Schwierigkeiten. Im Rahmen dieser Reform sollen Krankenhäusern bestimmte Leistungsgruppen zugeteilt werden, wobei besonders kleine und mittlere Kliniken vor enorme Probleme gestellt werden. Die Haßberg-Kliniken haben 20 Leistungsgruppen beantragt, doch die Zukunft dieser Kliniken ist durch die Reform unsicher. Die angestrebte Neustrukturierung zielt darauf ab, die Anzahl der kleinen Krankenhäuser zu reduzieren und größere, spezialisierte Einrichtungen zu fördern, was auf dem Land zu einem „Klinik-Abbau in kleinen Schritten“ führt. Dies betrifft vor allem die Kliniken in strukturschwachen Regionen wie im Landkreis Haßberge, wo der Standort Ebern besonders unter den neuen Anforderungen leidet.

Die Umstrukturierungen und die damit verbundene Personalkürzung sollen auch im Verwaltungsbereich stattfinden, jedoch bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen dies auf den Klinikbetrieb insgesamt haben wird. Die befürchtete Schließung von Abteilungen, wie der IMC-Station und der Internistischen Abteilung, sowie die mögliche Reduzierung von Dienstleistungen wie der Geburtshilfe und der unklaren Situation hinsichtlich der angedachten Kurzzeitpflege werfen Fragen zur langfristigen Versorgungsqualität im Landkreis auf. Besonders in ländlichen Gebieten wie Ebern kann die Schließung des Krankenhauses eine ernsthafte Belastung für die lokale Bevölkerung darstellen.

Es stellt sich die Frage, wie es mit den Haßberg-Kliniken weitergehen wird. Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten und der Verwerfungen, die aufgrund der Krankenhausreform kommen werden, ist die Zukunft der beiden Krankenhäuser in Haßfurt und Ebern ungewiss. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Monaten Lösungen gefunden werden, die sowohl den finanziellen Herausforderungen als auch der Versorgungssituation der Patienten gerecht werden.

Kommentare