Nachdem die Haßberg-Kliniken am 16.12.24 ihre neue „Medizinstrategie“ dem Kreistag Haßberge vorgestellt hatten, regt sich Widerstand gegen die geplanten Umstrukturierungen. Besonders das Krankenhaus Ebern steht dabei im Fokus: Die letzte in Ebern verbliebene stationäre Abteilung, die Innere Medizin, soll voraussichtlich geschlossen und das Haus in ein ambulantes Facharztzentrum sowie ein Pflegezentrum umfunktioniert werden. Kritiker sprechen bereits von einer faktischen Komplettschließung des Standorts, was vor allem in der Region Ebern Sorge auslöst. Mit der Schließung der Inneren Medizin würde die stationäre klinische Versorgung in Ebern endgültig beendet. Bereits Ende 2021 wurde die chirurgische Station geschlossen, damals als „Zukunftskonzept“ verkauft. Nun scheint auch die letzte Hoffnung für eine stationäre Versorgung zu schwinden. Die „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ kritisiert diesen Schritt scharf und bezeichnet ihn als „das AUS“ für den Krankenhaussta...
Sektorenübergreifender Versorger – ein Notnagel für Eberns Gesundheitsversorgung?
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Die geplante Krankenhausreform sorgt bundesweit für hitzige Diskussionen – und bedroht auch den Klinikstandort Ebern. Sollte die Reform wie vorgesehen umgesetzt werden, könnte dies das Aus für das Krankenhaus bedeuten. Stattdessen bleibt für die fränkische Kleinstadt möglicherweise nur eine sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung übrig.
In der Diskussion um die Krankenhausreform gehen die Wogen hoch. Bei der Münchner Runde am 20.11.24 im BR-Fernsehen machte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) deutlich, dass die Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf wackligen Beinen steht. Die Entscheidung, ob die Bundesländer den Vermittlungsausschuss anrufen, soll bis zuletzt verhandelt werden. Die bayerische Staatsregierung und die Union hatten bereits angekündigt, gegen die Reform zu stimmen. Damit steht eine Umsetzung vor den Neuwahlen des Bundestags infrage.
Sollte der Vermittlungsausschuss angerufen werden, könnten überarbeitete Reformvorschläge frühestens von der nächsten Bundesregierung umgesetzt werden. Gerlach betonte in der Diskussion, dass selbst eine durchgewunkene Reform später geändert werden könne. „Es wird eine neue Bundesregierung geben und die wird sich um das Gesetz kümmern müssen“, sagte sie.
Die Reform zielt unter anderem darauf ab, die Finanzierung der Krankenhäuser zu verändern. Das aktuelle System der Fallpauschalen, bei dem Kliniken pro durchgeführter Behandlung bezahlt werden, wird kritisiert, weil es den wirtschaftlichen Druck auf die Einrichtungen erhöht. Das neue Modell soll jedoch erst ab 2027 vollständig greifen. Für viele kleinere Krankenhäuser, wie das in Ebern, würde dies zu spät kommen. „Die Reform suggeriert, dass Kliniken aus der Insolvenz gerettet würden: Das tut sie nicht“, warnte Ministerin Gerlach.
Besonders betroffen sind kleine Krankenhäuser auf dem Land. Zu befürchten sei, dass viele dieser Einrichtungen durch sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen ersetzt werden. Diese würden zwar eine medizinische Grundversorgung anbieten, jedoch ohne Notfallversorgung, ohne ständige ärztliche Anwesenheit und ohne Überwachungsbetten. Für Ebern, das bereits zuvor mit dem Erhalt seines Krankenhauses kämpfte, könnte dies das endgültige Aus bedeuten.
Klaus Emmerich von der Aktionsgruppe „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ kritisierte in der Münchner Runde die Krankenhausreform scharf. Sektorenübergreifende Versorger stellen keine Alternative zu vollwertigen Krankenhäusern dar. Der Moderator der Sendung wehrte jedoch stellenweise eine vertiefende Diskussion ab, weil Einzelheiten für das Publikum zu komplex seien.
Die Vorsitzende der bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, warf der Staatsregierung vor, die Krankenhausplanung jahrelang verschlafen zu haben. „Hier in Bayern sterben Kliniken, weil es seit Jahren keine Zuordnung gibt, welche Leistungen wo erbracht werden“, erklärte sie. Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft betonte, dass nicht alle Krankenhäuser finanziell tragbar seien. „Wir können nicht einfach sagen, dass ein Krankenhaus, das nicht zu finanzieren ist, weiter existiert. Uns fehlt schlicht und ergreifend das Geld.“
Gesundheitsministerin Gerlach verteidigte die bayerische Krankenhausplanung vehement. Sie wies die Vorwürfe der Grünen zurück und machte deutlich, dass die Verantwortung nicht allein bei Bayern liege. Zugleich betonte sie, dass der jetzige Reformvorschlag von Lauterbach keine Lösung sei.
Ein weiteres Problem sei der Fachkräftemangel, der viele Kliniken in ihrer Existenz bedroht. Interessanterweise berichtete eine Pflegerin in der Diskussion, dass es am Standort Oberstdorf keinen Personalmangel gegeben habe.
Ob die Reform letztlich scheitert oder nicht, bleibt abzuwarten. Für die Bürgerinnen und Bürger in Ebern und anderen ländlichen Regionen bedeutet sie jedoch in jedem Fall eine ungewisse Zukunft. Der mögliche Verlust des Krankenhauses wäre ein schwerer Schlag für die Gesundheitsversorgung vor Ort. Zwar könnten sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen in der Theorie eine Grundversorgung sicherstellen, doch ohne Notfallversorgung, ohne Überwachungsbetten und ohne ständige ärztliche Anwesenheit wird ein essenzieller Teil der medizinischen Sicherheit fehlen.
Bis zur Entscheidung am Freitag bleibt es spannend, ob der Vermittlungsausschuss angerufen wird. Für die Klinik in Ebern könnte dies die letzte Hoffnung sein, um die Reform in ihrer jetzigen Form zu verhindern und die Zukunft des Standorts zu sichern.
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