App gegen den Herztod – Ebern ist noch nicht dabei

Die Idee klingt einfach, die Umsetzung verspricht Leben zu retten: Wer in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, könnte künftig schneller Hilfe bekommen – nicht nur vom Rettungsdienst, sondern auch von professionellen Ersthelferinnen und Ersthelfern, die sich über eine Smartphone-App alarmieren lassen. Doch während Städte wie Nürnberg seit dem 1.10.25 die „Region der Lebensretter“-App [➚] eingeführt haben, zeigt ein Blick auf die Karte: Ebern gehört weiterhin zu den weißen Flecken. In der Region um Ebern ist das Problem wohl vielschichtig. Zum einen fehlen möglicherweise Helferinnen und Helfer, die sich in der App registrieren. Zum anderen ist das Krankenhaus Ebern von der Schließung bedroht – zum Jahresende soll es nach einem Beschluss des Verwaltungsrats der Haßberg-Kliniken seine Türen schließen. Eine Petition [➚] versucht zwar, den Standort zu erhalten. Doch wenn die Klinik tatsächlich verschwindet, entsteht in der wohnortnahen Versorgung eine erhebliche Lücke. Für...

Geheimcodes Haßberge und Ebern: Namensrätsel aus der Vorzeit


Die Hügellandschaft der Haßberge mit ihren Wäldern, Burgruinen und kleinen Ortschaften ist ein beliebtes Ausflugsziel. Doch woher stammt eigentlich der Name „Haßberge“? Und was bedeutet der Name der Stadt „Ebern“? Trotz zahlreicher Theorien und Erklärungsversuche gibt es bis heute keine abschließenden Antworten auf diese Fragen. Gelegentlich wird behauptet, der Name „Haßberge“ leite sich vom mittelhochdeutschen Wort „hasu“ für Nebel ab. Doch das Mittelhochdeutsche wurde erst im Hochmittelalter gesprochen – für die Namensgebung wäre dieser Zeitraum zu spät. Zudem kennen weder das Althochdeutsche noch das Mittelhochdeutsche Wörterbuch das Wort „hasu“ für Nebel. Ein Blick in die Sprachgeschichte und die keltische Vergangenheit der Region zeigt dennoch, wie vielschichtig die möglichen Ursprünge sein könnten.

Althochdeutsche Wurzeln oder keltisches Erbe?

Die Deutung des Namens „Haßberge“ hängt entscheidend davon ab, welche Sprache als Ursprung angenommen wird. Aus dem Althochdeutschen (älteste schriftlich überlieferte Sprachstufe des Deutschen, etwa zwischen 750 und 1050 gesprochen) könnte die heutige Silbe „Haß“ verschiedene Bedeutungen haben: Sie könnte auf das Tier „Hase“ hinweisen, auf „Haselnüsse“ als Nahrungsquelle oder auf „Hass“ bzw. „Zorn“ (althochdeutsch „hazzen“). Vielleicht galten die Haßberge als gefährliches Gebiet, in dem Feinde lauerten oder böse Geister ihr Unwesen trieben – ein Ort, der Furcht einflößte.

Auch die zweite Silbe „berge“ ist nicht eindeutig. Während wir heute an Berge im klassischen Sinn denken, bedeutete das althochdeutsche Wort „gebirgi“ zwar „Gebirge“, doch die Erhebungen der Haßberge entsprechen eher Hügeln als Bergen. Eine alternative Deutung wäre, dass „berge“ in diesem Zusammenhang „verbergen“ bedeutet, analog zu „Herberge“. Die Haßberge könnten also eine Gegend gewesen sein, die Schutz und Verstecke bot – vielleicht für Feinde oder die damaligen Einheimischen, die in den dichten Wäldern der Region Unterschlupf suchten, oder auch für Tiere wie Hasen und Wildschweine.

Die keltische Theorie bietet eine weitere spannende Perspektive: Viele Fluss- und Landschaftsnamen in Deutschland gehen auf die Kelten zurück. Die Silbe „Haß“ könnte vom keltischen „aith“ oder „ais“ stammen, was „hoch“ bedeutet. „Haßberge“ wäre dann eine Verdoppelung: die „hohen Berge“. Obwohl die Haßberge eher Hügel als imposante Gipfel sind, könnte der Name auf die einst dicht bewaldete und rauere Landschaft hinweisen. Möglicherweise bezieht sich der Name auch auf ein hoch gelegenes Versteck (zum Verbergen), etwa die heute sogenannte „Schwedenschanze“ bei Hofheim, die vielleicht auf keltische Ursprünge zurückgeht.

Es ist denkbar, dass der Name „Haßberge“ aus einer keltisch-germanischen Sprachverschmelzung entstand. Das keltische Wort „ais“ („hoch“) könnte mit der germanischen Endung „-berg“ kombiniert worden sein. Ein solcher Prozess wäre nicht ungewöhnlich, da die Germanen in der Region nach den Kelten siedelten. Interessanterweise gibt es im böhmischen Erzgebirge ebenfalls einen „Haßberg“ (heute „Jelení Hora“), dessen Name auf eine ähnliche Weise entstanden sein könnte.

Kelten, Oppida und alte Handelswege

Die Region war einst keltisches Siedlungsgebiet. Etwa 20 Kilometer östlich von Ebern lag die keltische Stadt „Menosgada“ auf dem Staffelberg, ein bedeutendes Oppidum aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Auch auf dem Kleinen Gleichberg befand sich eine keltische Siedlung. Die Kelten nutzten strategisch günstige Orte zur Verteidigung und als Handelszentren – vielleicht war das Gebiet um Ebern Teil eines solchen Netzwerks.

Das Rätsel um Ebern

Auch der Ursprung des Stadtnamens „Ebern“ ist ungeklärt. Einer volkstümlichen Theorie zufolge könnte es in vorchristlicher Zeit eine Kultstätte für Eber, also Wildschweine, gegeben haben – archäologische Belege fehlen jedoch.

Die keltische Sprache liefert auch hier Ansätze: Das Wort „aber“ bedeutete „Bach“, und „e bior“ hieß „kleines Wasser“. In Ebern fließt der Angerbach – möglicherweise leitet sich der Ortsname davon ab. Die nachrückenden Germanen könnten das keltische „e bior“ als „Ebern“ übernommen haben, so dass der Name der Stadt bis heute an ihre keltische Vergangenheit erinnert.

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