30 Minuten zu spät – wie die Politik das Krankenhaus Ebern fallen ließ

Wer früher in Ebern eine Blinddarmentzündung hatte oder einen Oberschenkelbruch, der wusste: Hilfe ist nur wenige Minuten entfernt. Das Krankenhaus Ebern war jahrzehntelang eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung für die Stadt und ihr Umland. Die Menschen vertrauten auf schnelle, verlässliche Versorgung – sei es bei Geburten, Unfällen oder akuten medizinischen Notfällen. Heute ist davon nicht mehr viel übrig. Was einst ein vollwertiges Krankenhaus war, wirkt zunehmend wie eine Hülle seiner selbst – schleichend, aber konsequent zurückgebaut. Der drohende Verlust eines ganzen Standorts geht dabei leise vor sich. Doch die Auswirkungen sind gravierend. Wer heute in Ebern operiert werden muss, muss hoffen, dass es sich um einen kleinen, ambulanten Eingriff handelt – alles andere ist Vergangenheit. Die Chirurgische Station des Krankenhauses Ebern wurde bereits im Jahr 2021 geschlossen. Vorausgegangen war kein Beschluss aus Berlin, sondern eine Entscheidung des Landkreises Haßberge, der...

Offener Brief zur Krankenhausreform: Amberger Klinikärzte fordern aktive Landespolitik in Bayern

Amberg - Busbahnhof
Symbolbild (Ausschnitt, verändert): „Amberg - Busbahnhof“, User:Mattes, Lizenz: CC0 1.0 Universell (gemeinfrei), eingebettet via Wikimedia Commons


Inmitten der aktuellen Diskussionen um die geplante Krankenhausreform haben sich die Chefärzte des Klinikums St. Marien Amberg mit einem dramatischen Appell an die politischen Entscheidungsträger in Bayern gewandt. In einem offenen Brief fordern sie eine aktive Rolle des Freistaats bei der Umsetzung der Reform, um die Krankenhausversorgung insbesondere in ländlichen Regionen langfristig zu sichern.

Die angespannte Lage der Gesundheitsversorgung ist für viele Kliniken, insbesondere in strukturschwächeren Gebieten, zunehmend existenzbedrohend. Vor dem Hintergrund steigender Betriebskosten, einer alternden Bevölkerung und des Fachkräftemangels sehen sich viele Krankenhäuser finanziell unter Druck. Die Amberger Ärzte weisen darauf hin, dass das kürzlich verabschiedete Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) auf Bundesebene erhebliche Auswirkungen auf die regionale Krankenhauslandschaft haben wird. Obwohl die Länder die Planungshoheit für die Kliniken innehaben, befürchten sie, dass ohne schnelle Unterstützung die medizinische Versorgung in der Fläche nicht aufrechterhalten werden kann.

Besonders problematisch sei die aktuelle Ausgestaltung des sogenannten „Leistungsgruppen-Groupers“. Die Zuordnung von Patienten zu den definierten Leistungsgruppen, die bestimmten Qualitätsanforderungen unterliegen, erfolge häufig nicht nach rein medizinischen Kriterien. Dies führe zu Unsicherheiten und einer zunehmenden Bürokratisierung, die den Fokus von der Patientenversorgung ablenke. Ärzte würden aus Angst vor Haftungsfragen streng nach den Vorgaben agieren, wodurch Flexibilität und individuelle Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt würden.

Die Amberger Klinikärzte fordern daher in ihrem Schreiben an den bayerischen Ministerpräsidenten und die Gesundheitsministerin Judith Gerlach ein Sofortprogramm in Höhe von vier Milliarden Euro. Dieses solle einen einmaligen Inflationsausgleich schaffen und die Kliniken finanziell entlasten. Darüber hinaus verlangen sie eine vollständige Kostenübernahme für notwendige bauliche Maßnahmen. Denn trotz der hohen staatlichen Förderquote von 70 bis 80 Prozent bleiben die kommunalen Träger oft auf Investitionskosten in zweistelliger Millionenhöhe sitzen – eine Belastung, die viele kleinere Träger kaum stemmen können.

Der offene Brief aus Amberg verdeutlicht, wie dringend Reformbedarf an der Krankenhausreform besteht und dass die Länder aktiv in die Umsetzung eingebunden werden müssen. Die Klinikärzte appellieren an Bund und Land, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln, damit auch in Zukunft eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung gewährleistet bleibt.


Krankenhausreform: Dramatischer Appell der Chefärzte des Klinikums Amberg an den Freistaat

Kommentare