Zwei Monate ohne Post – das gab es in der Stadt Ebern seit Jahrzehnten nicht. Nach der überraschenden Schließung der Postagentur in der Bahnhofstraße zum 30.4.25 herrschte zunächst Funkstille. Nun steht fest: Die Post kehrt zurück. Ab dem 1.7.25 übernimmt das Geschenke- und Schreibwarengeschäft Spadi im Gewerbegebiet Sandhof die postalische Grundversorgung. Eine Lösung – aber nicht ganz ohne Wermutstropfen.
Still und leise verschwand die Postagentur aus der Bahnhofstraße. Über Nacht wurde der Schalterbetrieb eingestellt, Hinweise auf eine Nachfolge gab es zunächst keine. Die Reaktionen in der Bevölkerung reichten von Irritation bis Ärger. Besonders ältere Bürgerinnen und Bürger, die auf kurze Wege angewiesen sind, fühlten sich im Stich gelassen.
In den folgenden Wochen kursierten Gerüchte über mögliche Nachfolgestandorte – und die Situation blieb zunächst weiter offen. Dann die Nachricht: Der neue Standort steht fest. Allerdings nicht im Zentrum, wie viele gehofft hatten, sondern außerhalb der Innenstadt – im Stadtteil Sandhof, rund drei Kilometer vom östlichen Siedlungsgebiet Schönhengststraße entfernt.
Die neue Postagentur entsteht in der Heubacher Straße 17, unter dem Dach des Einzelhändlers Spadi. Das Unternehmen ist bekannt für Schreibwaren, Geschenkartikel und Schulbedarf – eine naheliegende Verbindung zu den Dienstleistungen der Post. Ab dem 1.7.25 können hier wieder Briefe und Pakete aufgegeben, Einschreiben versendet und Briefmarken gekauft werden.
Vorteil des neuen Standorts: Direkt vor dem Haus stehen kostenlose Parkplätze zur Verfügung. Wer mit dem Auto kommt, findet bequeme Bedingungen vor. Doch für viele Ebernerinnen und Eberner, insbesondere jene ohne Pkw, stellt die Verlagerung ins Gewerbegebiet Sandhof eine echte Herausforderung dar.
Denn: Der Fußweg von den dicht besiedelten Wohngebieten im Eberner Osten beträgt gut drei Kilometer – einfach. Ein Standort in der Innenstadt, beispielsweise am Marktplatz, hätte nur rund 1,5 Kilometer bedeutet. Für viele ist der Weg damit schlicht zu weit. Besonders die ältere Generation bleibt auf Fahrdienste durch Verwandte oder Nachbarn angewiesen. Wer den Weg dennoch auf sich nimmt, hat kaum Gelegenheit, sich zwischendurch zu stärken oder eine Pause einzulegen.
Nun ist die Deutsche Post gesetzlich verpflichtet, in Orten mit mehr als 4.000 Einwohnern eine besondere Grundversorgung sicherzustellen. Das regelt das Postgesetz, das unter anderem vorschreibt: In zusammenhängend bebauten Gebieten darf der Weg zur nächsten Postfiliale höchstens 2.000 Meter betragen.
Doch was zählt als zusammenhängend bebaut? Und welche Wegeführung ist zumutbar? Die Antworten darauf sind oft dehnbar – vor allem, wenn keine Alternative besteht. Mit dem Standort Sandhof erfüllt die Post vermutlich gerade noch die gesetzlichen Vorgaben. Ob die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger damit ausreichend berücksichtigt sind, steht auf einem anderen Blatt.
Mit dem Spadi-Markt wurde nun ein neuer Partner gefunden – zur Freude der Stadtverwaltung und der Post. Die Kooperation mit Einzelhändlern ist längst gelebte Praxis. Für die Unternehmen bedeutet sie zusätzliche Kundenfrequenz, für die Post geringere Betriebskosten.
Die Reaktionen auf die Neueröffnung dürften unterschiedlich ausfallen. Einerseits freuen sich viele, dass Ebern nicht dauerhaft ohne Post bleiben muss. Besonders für Geschäftskunden ist der Fortbestand der postalischen Dienste wichtig. Andererseits bedauern viele, dass der neue Standort so weit abseits liegt – und dass die Innenstadt damit einen weiteren zentralen Dienstleister verliert.
Was bleibt, ist ein Kompromiss. Der Weg zur Post wird für viele Eberner künftig länger. Doch immerhin gibt es wieder eine Anlaufstelle. Und mit dem Spadi-Markt als neuem Partner scheint zumindest der Betrieb für die nächsten Jahre gesichert.
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