Die unendliche Geschichte vom vertagten Naturfriedhof in Ebern

Die Idee klingt einfach und modern: Ein Friedhof inmitten der Natur, unter Bäumen statt Grabsteinen, schlicht und naturnah, ohne Pflegeaufwand, aber mit Würde. Doch in Ebern hat sich diese scheinbar unstrittige Vorstellung zu einem Paradebeispiel für kommunalpolitische Trägheit, interne Reibereien und eine Debatte mit erstaunlich langem Atem entwickelt. Seit 2014 wird um das Projekt eines Naturfriedhofs gerungen – und noch immer ist kein Ende abzusehen. Elf Jahre Diskussion – und kein Friedhof in Sicht Was mit einer Initiative des SPD-Stadtrats Werner Riegel im Jahr 2014 begann, hat sich über die Jahre hinweg zu einer unendlichen Geschichte entwickelt. Der Stadtrat aus Albersdorf brachte damals die Idee eines Naturfriedhofs nahe dem idyllischen Käppele ins Spiel. Die Motivation: ein Begräbnisort, der dem Wunsch vieler Menschen nach einem schlichten, naturverbundenen Abschied gerecht wird. Doch der Boden am Käppele war lehmig – und damit für Urnenbestattungen ungeeignet. Die Diskussion ...

Seltsames Timing – politischer Aufstieg trifft auf medizinischen Rückzug


Kommentar: Zufälle gibt es, die selbst langjährige Beobachter der Lokalpolitik erstaunen. Im Landkreis Haßberge spielt sich derzeit ein solch seltsamer Vorgang ab: Der neue Landratskandidat der CSU für die Kommunalwahl im März 2026 steht fest: Michael Ziegler, Bürgermeister von Eltmann, soll auf Landrat Wilhelm Schneider (ebenfalls CSU) folgen.

Und: Kaum ist diese Personalie verkündet, folgt wenige Tage später die nächste Meldung – und die hat es in sich: Die Gynäkologie des MVZ Eltmann wird geschlossen. Nicht irgendwann, sondern schon Ende Juli 2025. Der neue Standort: Ebern. Ein Ort, der in den vergangenen Jahren vor allem als Synonym für Stillstand und halbfertige Pläne im Gesundheitswesen galt.

Das MVZ – ein Tochterunternehmen der Haßberg-Kliniken – zieht damit seine Frauenarztpraxis aus dem südlichen Landkreis ab und verlagert sie in das Krankenhausgebäude in Ebern. Dort entsteht nun eine zweite gynäkologische Praxis – in einem Gebäude, das seit Jahren zwischen den Etiketten „Krankenhaus“ und „ambulantes Zentrum“ pendelt.

Dass der Umbau in Ebern bislang kaum Fortschritte machte, zeigt sich nicht zuletzt an der immer noch fehlenden Kurzzeitpflege, die Landrat Schneider bereits vor Jahren versprochen hatte. Dass nun ausgerechnet Eltmann, die Heimatstadt des frisch gekürten CSU-Kandidaten, bei dieser Umstrukturierung Federn lassen muss, wirft Fragen auf.

Michael Ziegler ist kein politischer Neuling. Seit fast zwölf Jahren ist er stellvertretender Landrat im Landkreis Haßberge – zusätzlich zu seinem Amt als Bürgermeister von Eltmann. In der Verwaltung ist er bekannt, in der Bevölkerung weniger – vor allem außerhalb von Eltmann und dem benachbarten Ebelsbach, wo bis 2020 ein weiterer Ziegler – Walter Ziegler von der BNL – Bürgermeister war. Für viele Wählerinnen und Wähler im nördlichen und östlichen Landkreis ist der Name Ziegler bislang eher ein Déjà-vu als ein politisches Programm.

Unter den Augen von Michael Ziegler sind wesentliche Teile der medizinischen Infrastruktur seiner Stadt abhandengekommen. Bereits Mitte März 2025 wurde das MVZ für Unfall- und Chirurgische Medizin in Eltmann geschlossen – ohne großes Aufsehen, ohne nachhaltige Erklärung. Hatte Ziegler als Bürgermeister keinen Einfluss? Oder wurde hier bewusst über Verluste hinweggesehen?

Da wird ein Bürgermeister zum Landratskandidaten gemacht, während seine Stadt strukturell geschwächt wird. Kann das Zufall sein? Oder – wie manche bereits mutmaßen – ist es eine Form politischer Kompensation: Der Aufstieg Zieglers als Trostpflaster für den medizinischen Aderlass in Eltmann?

Die Nominierung eines Landratskandidaten ist immer mehr als nur eine Personalentscheidung. Sie steht für eine Richtung, für einen Stil, für ein Versprechen an die Bevölkerung. Während Ebern nun mit einer zweiten gynäkologischen Praxis ausgestattet wird – ein Gewinn für den Medizin-Standort –, verliert Eltmann erneut. Und auch Ebelsbach sowie andere Orte im südlichen Landkreis Haßberge spüren die Folgen.

Ob sich die Bürgerinnen und Bürger in Eltmann daran erinnern werden, wenn sie im März 2026 zur Wahlurne gehen? Was sich jedenfalls jetzt schon zeigt: Die Krankenhausreform im Landkreis Haßberge ist nicht nur eine medizinische oder wirtschaftliche Angelegenheit. Sie ist hochpolitisch.

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