
Lange wurde darüber spekuliert, nun ist es offiziell: Der Eberner Fahrlehrer Harald Pascher, derzeit 2. Bürgermeister und Stadtrat für die Gruppierung „FDP und Freie Bürger“, möchte im kommenden Jahr bei der Kommunalwahl 2026 für das Amt des 1. Bürgermeisters kandidieren. Die Bestätigung übermittelte Pascher in einer Pressemitteilung am Abend des 22.7.25. Wie er darin erklärt, stehe er – vorbehaltlich seiner erwarteten Nominierung – als Bürgermeisterkandidat für Ebern zur Verfügung.
Mit dieser Ankündigung bringt sich der 56-Jährige in Stellung und setzt ein erstes Zeichen im Vorfeld der Kommunalwahl am 8.3.26. Die offizielle Nominierung durch die Gruppierung „FDP und Freie Bürger“ ist für den Zeitraum September oder Oktober dieses Jahres vorgesehen. In diesem Rahmen sollen auch die Stadtratskandidaten der Liste bekanntgegeben werden. Damit beginnt nun auch in Ebern die heiße Phase der kommunalpolitischen Vorbereitung auf den Urnengang im kommenden Frühjahr.
Erste bekannte Kandidatur in Ebern – aber ohne eigene Hausmacht
Bislang ist Harald Pascher der erste Bewerber, der öffentlich seine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt in Ebern erklärt hat. Ob weitere Kandidaten hinzukommen werden, ist derzeit noch offen. Aus Bürgersicht wäre eine breite Auswahl wünschenswert, denn demokratische Wahlen leben von Auswahl und Vielfalt. Sollte Pascher tatsächlich am 8.3.26 zum 1. Bürgermeister gewählt werden, wäre er voraussichtlich einer von nur sehr wenigen – möglicherweise sogar der einzige – FDP-Vertreter in der neuen Amtsperiode. Die bisherigen Wahlergebnisse der FDP in Ebern deuten darauf hin, dass er dann im Rathaus immer auf eine politische Mehrheit anderer Fraktionen angewiesen wäre.
Pascher war über viele Jahre hinweg einer der wenigen FDP-Vertreter im Stadtrat und befand sich damit dort in einer parteipolitischen Minderheit. Erst seit einiger Zeit war er nicht mehr der einzige FDP-Stadtrat. Trotz der geringen Zahl liberaler Mandatsträger konnte Pascher in den vergangenen Jahrzehnten bei Kommunalwahlen solide persönliche Ergebnisse erzielen.
In der Stadt dürfte die Kandidatur des FDP-Mannes jedenfalls für Gesprächsstoff sorgen. Die Liberalen haben es im Freistaat Bayern traditionell schwer – umso bemerkenswerter erscheint der Versuch, aus der Rolle des 2. Bürgermeisters in die Spitzenposition des Rathauses zu wechseln.
Rückhalt in schwierigen Zeiten für die FDP
Ein Blick auf die politischen Rahmenbedingungen lässt erkennen, dass die Ausgangslage für einen FDP-Kandidaten nicht unbedingt die beste ist. Bei der bayerischen Landtagswahl am 8.10.23 verfehlte die FDP mit 3,0 Prozent deutlich den Wiedereinzug in den Landtag. Auch bei der Bundestagswahl am 23.2.25 blieb die Partei unter der Fünf-Prozent-Hürde. Die Ursachen für das schlechte Abschneiden sehen politische Beobachter unter anderem im Unmut vieler Wähler über die Ampel-Regierung in Berlin, der die FDP bis dahin angehörte.
Trotz dieser übergeordneten Schwierigkeiten gelten bei den Kommunalwahlen andere Regeln. In Bayern existiert keine Fünf-Prozent-Hürde auf kommunaler Ebene. Diese Tatsache kommt kleineren Gruppierungen wie der FDP entgegen – insbesondere dann, wenn die Kandidaten vor Ort bekannt sind und über eine stabile Wählerbasis verfügen.
Sachthemen und politische Haltung
Inhaltlich machte Harald Pascher in den vergangenen Jahren durch mehrere Positionierungen auf sich aufmerksam. So sprach er sich gegen die Einrichtung eines Naturfriedhofs in Ebern aus – ein Thema, das die Stadtgesellschaft schon lange Zeit beschäftigt. Daneben engagierte er sich immer wieder für den Bau eines Busbahnhofs in Ebern, ein Projekt, das kaum finanzierbar erscheint und dessen Nutzen durchaus umstritten ist.
Beim politisch wie emotional aufgeladenen Thema des Erhalts des Eberner Krankenhauses hielt sich Pascher zurück – ebenso wie seine Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat. In dieser Hinsicht war kaum eine eigenständige Haltung von ihm zu vernehmen, was von manchen Beobachtern als vorsichtig, von anderen als zurückhaltend kommentiert wurde. Ob er sich im Zuge des beginnenden Wahlkampfs klarer zu solchen lokalpolitischen Schwerpunkten äußern wird, bleibt abzuwarten.
Kandidatur mit Blick auf Erfahrung
Mit seiner bisherigen Rolle als 2. Bürgermeister bringt Pascher Erfahrung mit, die ihm im Falle eines Wahlsiegs zugutekommen könnte. In der kommunalpolitischen Struktur Eberns war er an Entscheidungsprozessen beteiligt, wenngleich nicht in führender Rolle. Für eine Kandidatur zum 1. Bürgermeister bedeutet dies jedoch, dass er nicht bei null beginnen müsste, sondern auf bestehende Erfahrungen in der Verwaltung und Ratsarbeit zurückgreifen könnte.
Politische Landkarte in Ebern
Die politische Landschaft in Ebern ist vergleichsweise vielfältig, wobei die großen Volksparteien historisch stärkeren Rückhalt genießen als kleinere Gruppierungen. Die FDP gehört in der Region um Ebern nicht zu den dominierenden Kräften. Der Landkreis gilt gemeinhin nicht als FDP-Hochburg, anders als etwa Teile Oberbayerns oder der Großraum München. Dennoch konnten sich Kandidaten mit persönlichem Bekanntheitsgrad in der Vergangenheit auch außerhalb der klassischen Parteizentren behaupten – gerade auf kommunaler Ebene, wo Persönlichkeiten häufig eine größere Rolle spielen als Parteiprogramme.
Die genaue Zusammensetzung des künftigen Kandidatenfeldes bleibt vorerst abzuwarten. Es wird entscheidend sein, wie sich die übrigen politischen Gruppierungen in Ebern positionieren und ob es zu einem breiten Wettbewerb um das Bürgermeisteramt kommt. Die kommenden Wochen und Monate bis zur offiziellen Nominierung im Herbst dürften erste Hinweise liefern, wie sich der Wahlkampf um das höchste Amt der Stadt gestalten wird.
Der Auftakt eines langen Wahlkampfs
Mit der Ankündigung seiner Kandidatur gibt Pascher nun den Startschuss für den Kommunalwahlkampf in Ebern. Dass die Entscheidung in einer Zeit gefallen ist, in der die FDP bundes- und landesweit mit schwierigen politischen Rahmenbedingungen zu kämpfen hat, könnte sich je nach Verlauf der kommenden Monate als mutig oder risikobehaftet erweisen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen