
Am 31.7.25 werden die Eberner Krankenhausbefürworter wohl keine weiße Fahne hissen – aber ein paar beruhigende Worte zur Lage des Krankenhauses wird es geben. Und davon nicht zu knapp. Denn zu Beginn der nächsten Stadtratssitzung will niemand Geringerer als Landrat Wilhelm Schneider (CSU) höchstpersönlich über die Zukunft des Eberner Krankenhauses berichten. Eine Zukunft, die man wohl besser als „geplante Vergangenheit“ bezeichnen könnte.
Doch bevor sich der geneigte Bürger die Hände reibt und an eine aufklärende Bürgerversammlung denkt, sei gleich der Dämpfer mitgeliefert: Die Veranstaltung ist eingebettet – nein, nicht in schöne Gesundheitspläne – sondern in die formelle Stadtratssitzung. Das soll wohl bedeuten: Die Bürgerinnen und Bürger dürfen zwar zuhören, nicken, seufzen oder notieren, aber nicht fragen. Wer etwas sagen will, muss schon selbst Bürgermeister oder Landrat sein.
Willkommen, aber bitte stumm
Die Zeitung kündigte die Veranstaltung als offen für Besucher an. Offen ja – aber bitte nur für Ohren, nicht für Münder. Fragen sind nicht vorgesehen, und damit Antworten darauf auch nicht. Der Austausch beschränkt sich auf ein akustisches Einbahnstraßensystem. Wer auf Transparenz hoffte, wird mit Transluzenz abgespeist – ein bisschen Licht, aber man erkennt nichts Genaues.
Das Konzept ist einfach wie genial: Man stellt den Landrat an den Anfang der Sitzung, bevor sich der Stadtrat seinen regulären Tagesordnungspunkten widmet. So kann der Auftritt des Landrats bequem in den engen Zeitrahmen gepresst werden, ohne die Gemütlichkeit des Abends zu gefährden. Schließlich wäre es unangenehm, wenn man zu lange bei diesem unschönen Thema verweilen müsste. Ein Thema, das – man möchte es kaum glauben – mit Gesundheit und Daseinsfürsorge zu tun hat.
Wie bei den russischen Puppen
Es ist ein bemerkenswerter Kreis, der da zusammenkommt. Die Eberner Stadträte, von denen man sich im Laufe der Krankenhausdebatte keinerlei Widerworte merken konnte, sind auffällig oft auch Mitglied im Kreistag. Und wer steht über dem Kreistag? Genau: Der Landrat. Dazu kommt, dass mehrere dieser Räte auch im Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken sitzen, wo – Überraschung – ebenfalls der Landrat den Vorsitz innehat. Es ist ein bisschen wie bei russischen Puppen: Egal, wie viele Schichten man öffnet – am Ende blickt man immer in das selbe Gesicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei dieser Gelegenheit Widerspruch geäußert wird, bewegt sich also auf dem Niveau einer gesunden Hausarztversorgung in strukturschwachen Gebieten: Theoretisch möglich, praktisch eher selten. Warum sollte jemand widersprechen, wenn der eigene Vorgesetzte spricht? Und vor allem: Wozu, wenn man sich ohnehin schon seit Jahren in gegenseitiger politischer Rückenmassage übt?
Menükarte für medizinische Lightprodukte?
Der Plan ist so klar wie unausgesprochen: Das Krankenhaus in Ebern soll sich wandeln – zu einem Facharzt- und Pflegezentrum. Klingt modern, klingt nach Fortschritt, klingt nach allem, was nicht Krankenhaus ist. Während in Haßfurt die stationäre Versorgung gestärkt wird, darf Ebern sich mit „ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten“ trösten. Eine Formulierung, bei der man sich fragt: Ist das eine neue Gesundheitsreform oder eine Menükarte für medizinische Lightprodukte?
Das Krankenhaus in seiner bisherigen Form wird es nicht mehr geben. Dafür gibt es bald ein Zentrum. Und wenn es ein Zentrum ist, dann kann es ja nicht ganz schlecht sein. Zumindest in der Sprache der politischen Kosmetik ist das ein Upgrade.
Was nicht öffentlich ist, kann auch nicht stören
Dass es sich bei der Rede des Landrats nicht um eine echte öffentliche Informationsveranstaltung handelt, zeigt sich auch in ihrer Unsichtbarkeit. In der offiziellen Bekanntmachung der Stadt Ebern zur Stadtratssitzung sucht man den Tagesordnungspunkt „Krankenhausinformation“ vergeblich. Der Landrat spricht zwar, aber offenbar lieber unter dem Radar. Vielleicht will man keine Aufmerksamkeit erregen – zumindest keine, die zu unbequemen Nachfragen führen könnte.
Denn stellt euch vor, es kämen Leute, die nicht nur zuhören, sondern tatsächlich etwas wissen wollen. Die fragen, warum ausgerechnet Ebern die stationäre Versorgung verliert. Oder was mit den Patienten passiert, die nicht mobil sind. Oder wie man auf dem Land medizinische Versorgung sicherstellen will, wenn das nächste richtige Krankenhaus ein paar Landstraßen entfernt liegt. Aber all das wird an diesem Abend keine Rolle spielen. Dafür ist der Rahmen zu eng – und der Geist der Veranstaltung zu kontrolliert.
Gemütlichkeit in Zeiten der Klinikschließung
So wird es vermutlich ein harmonischer Abend werden. Ein Bericht des Landrats, ein zustimmendes Nicken der Stadträte, ein paar wohlformulierte Sätze über die Vorteile des neuen Zentrums. Danach folgt die eigentliche Stadtratssitzung, vielleicht noch ein bisschen Bauplanung, etwas Haushaltsrecht. Krankenhaus? Abgehakt. Bürgerfragen? Nicht vorgesehen. Kritik? Unangebracht.
In einer anderen Realität wäre eine solche „Umstrukturierung“ Anlass für breite Diskussionen, für Debatten, für Protest und Engagement. In Ebern dagegen wird sie eingebettet in eine routinierte Stadtratssitzung, vor Punkt 1: „Genehmigung von Niederschriften“.
Aber was soll's – Hauptsache, der Landrat hat gesprochen. Und wer weiß? Vielleicht bringt er beim nächsten Mal auch ein Pflaster mit – als symbolische Geste. Oder besser noch: ein Beruhigungsmittel für alle, die sich aufregen wollen. Denn in Ebern gilt: Erst sprechen die Zuständigen – dann schweigt der Rest.
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