Krankenhaus Ebern im Bayerischen Landtag: Es geht um alles oder nichts!

Am Dienstag, den 11.11.25 wird die Petition „Erhalt der Haßberg-Klinik Ebern und Wiedereröffnung der stationären Chirurgie“ [➚] im Gesundheitsausschuss des Bayerischen Landtags beraten. Diese Petition war im Sommer 2025 von der „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ eingereicht worden und hat seitdem sowohl die öffentliche als auch die politische Diskussion über die Zukunft des Krankenhauses Ebern angeheizt. Ziel der Petition ist es, sich gegen die Schließung der Klinik zum Jahresende 2025 zu stellen und insbesondere die Wiedereröffnung der stationären Chirurgie zu fordern. Die Sitzung zur Beratung der Petition ist für den Nachmittag des 11.11.25 anberaumt und wird im Maximilianeum, dem Sitz des Bayerischen Landtags, in Saal 2 stattfinden. Ab 13:30 Uhr werden die Mitglieder des Gesundheitsausschusses die Petition, die von Klaus Emmerich und anderen Akteuren der „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ unterstützt wird, prüfen und möglicherweise Empfehlungen abg...

Defizite, MVZ und Gewährträgerhaftung – Klinik-Streit spaltet Haßberge


Die Entscheidung, das Krankenhaus Ebern Ende des Jahres 2025 zu schließen, schlägt hohe Wellen, nicht nur im Eberner Land. Der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken hatte den Beschluss zur vollständigen Aufgabe des Standorts gefasst. Die bislang dort noch betriebenen Abteilungen – die Innere Medizin, die Palliativstation sowie eine IMC-Station – sollen nach Haßfurt verlagert werden. Doch während der Verwaltungsrat seine Entscheidung bereits getroffen hat, steht eine Stellungnahme des Kreistags Haßberge weiterhin aus. Und genau hier beginnt die eigentliche Kontroverse, die inzwischen sowohl die Lokalpolitik als auch die Bevölkerung intensiv beschäftigt.

Wer darf entscheiden – Verwaltungsrat oder Kreistag?

In Nutzer-Kommentaren auf der Plattform „OpenPetition“ [➚] wird die Frage aufgeworfen, ob der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken überhaupt allein die Kompetenz besitzt, einen so weitreichenden Beschluss wie die Komplettschließung eines Krankenhauses zu treffen. Juristisch wird auf Artikel 78 der Bayerischen Landkreisordnung verwiesen, der vorsieht, dass wesentliche organisatorische Änderungen dem gesamten Kreistag vorbehalten sind. Die Aufgabe des Verwaltungsrats bestehe in erster Linie darin, die Geschäftsführung des Klinikvorstands zu überwachen.

Mehrere Stimmen im Kommentarbereich der aktuellen Online-Petition „Erhalt der Haßberg-Klinik Ebern und Wiedereröffnung der stationären Chirurgie“ äußern daher die Vermutung, dass die Kompetenzen des Verwaltungsrats überschritten worden sein könnten. Dort wird darauf hingewiesen, dass bereits die Schließung der Chirurgie im Jahr 2021 möglicherweise eines Kreistagsbeschlusses bedurft hätte. Auch damals war das Krankenhaus Ebern im Mittelpunkt einer intensiven Debatte gestanden, begleitet von einer Petition mit über 6.500 Unterschriften.

Politische Verantwortung und Rollenverteilung

Neben der rechtlichen Frage geht es auch um politische Verantwortung. Manche Kommentatoren monieren, dass versucht werde, die Entscheidung allein Landrat Wilhelm Schneider (CSU) zuzuschieben. Zwar habe dieser, gemeinsam mit der Geschäftsführung, eine maßgebliche Rolle gespielt, doch sei der Verwaltungsrat mehrheitlich mit Kreisräten aus dem Kreistag Haßberge besetzt. Die Verantwortung könne sich daher nicht allein auf den Landrat konzentrieren.

Hinzu kommt ein zeitlicher Aspekt: Landrat Schneider wird im März 2026 nicht mehr für das Amt kandidieren. Manche Bürgerinnen und Bürger sehen darin den Versuch, Verantwortung auszusitzen und den Blick auf andere Akteure zu lenken. Dass sich jedoch die Mehrheit der Kreisräte bisher öffentlich zurückhält, verstärkt die Kritik.

Finanzen und Defizite im Fokus

Offiziell wird die Schließung des Standorts Ebern mit der angespannten finanziellen Lage der Haßberg-Kliniken begründet. Der Landkreis Haßberge trägt als Gewährträger die Verantwortung für deren wirtschaftliche Situation – Stichwort Gewährträgerhaftung. Damit muss er die Defizite der kommunalen Einrichtung ausgleichen. Ziel der Schließung sei es, Verluste zu reduzieren.

Doch gerade an diesem Punkt entzündet sich neuer Streit. Während die Klinik in Ebern im letzten Jahr ein Defizit von rund 1,6 Millionen Euro verzeichnet haben soll, wird dieser Betrag von Kritikern als vergleichsweise gering bewertet. Ein Kommentator bezeichnete das Minus als „lächerlich gering“ im Vergleich zu anderen Krankenhäusern.

Hinzu kommt die unklare Situation der MVZ, also der Medizinischen Versorgungszentren, die als Tochtergesellschaften der Haßberg-Kliniken betrieben werden. Auch sie schreiben Verluste, die ebenfalls vom Landkreis getragen werden müssen. Anders als Kliniken hätten MVZ jedoch keinen gesetzlichen Versorgungsauftrag. Ihre Gründung ist kommunalrechtlich zwar möglich, aber nicht zwingend vorgeschrieben. Kritiker fordern daher eine klare Trennung zwischen den Defiziten der Klinikstandorte Haßfurt und Ebern und jenen der MVZ. Zudem müsse geklärt werden, ob die anhaltenden MVZ-Defizite nicht vermeidbar gewesen wären.

Fehlende Transparenz bei Beteiligungsberichten

Ein weiterer Vorwurf betrifft die mangelnde Transparenz in finanziellen Fragen. Vor der Corona-Pandemie veröffentlichte der Landkreis Haßberge regelmäßig Beteiligungsberichte, die detaillierte Informationen über die wirtschaftliche Lage der Kliniken und der MVZ enthielten. Diese Berichte legten Bilanzstrukturen offen, woraus sich Rückschlüsse über Erlöse, Aufwendungen und Jahresfehlbeträge ziehen ließen.

Seit einigen Jahren sind solche Unterlagen jedoch nicht mehr auf der Internetseite des Landkreises zu finden. Bürgerinnen und Bürger fragen sich daher, ob die Schließung des Krankenhauses Ebern am Ende nicht auch dazu dient, Verluste aus den MVZ querzufinanzieren. Eine eindeutige Antwort darauf blieben Landrat und Kreisräte bislang schuldig.

Petition und Bürgerprotest

Parallel zur politischen Debatte läuft die Petition für den Erhalt des Krankenhauses Ebern. Initiiert vom Aktionsbündnis „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ wurde sie am 4.8.25 gestartet. Unter dem Motto „Erhalt der Haßberg-Klinik Ebern und Wiedereröffnung der stationären Chirurgie“ haben bislang rund 2.200 Menschen unterzeichnet, die meisten davon stammen aus der Region.

Kreistagssitzung in Ebern

In dieser angespannten Situation soll der Kreistag Haßberge am 27.10.25 in Ebern tagen – und zwar nicht im üblichen Sitzungssaal in Haßfurt, sondern in der Frauengrundhalle Ebern. Der Ortswechsel wird offiziell damit begründet, dass man vor Ort über die Hintergründe der geplanten Schließung informieren wolle. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 14:00 Uhr.

Für viele Bürgerinnen und Bürger ist dies eine Gelegenheit, zumindest zuzuhören. Doch die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder mit den Kreisräten in den direkten Austausch zu treten, besteht nicht. Beobachter sehen darin einen Beleg für eine mangelnde Kommunikation zwischen Politik und Bevölkerung. Die Erwartungshaltung ist dennoch hoch: Zahlreiche Menschen erhoffen sich Klarheit darüber, wie es mit dem Krankenhaus Ebern weitergeht und ob der Kreistag den Beschluss des Verwaltungsrats tatsächlich bestätigt.

Eine Region im Spannungsfeld

Das Ringen um das Krankenhaus Ebern ist längst mehr als eine betriebswirtschaftliche Frage. Es steht exemplarisch für die Zukunft der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum und für den Umgang mit öffentlichen Defiziten. Zugleich wirft es grundlegende Fragen nach demokratischer Verantwortung, Transparenz und Beteiligung auf. Während in Ballungszentren Spezialisierung und Zertifizierung die Leitlinien der Gesundheitspolitik prägen, bleibt für ländliche Regionen wie das Eberner Land hauptsächlich die Sorge, am Ende abgehängt zu werden.

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