Eine Weihnachtsgeschichte

Es gibt diese Abende im Dezember, an denen ich den Laptop zuklappe, mir die Mütze etwas tiefer ziehe und noch eine Runde durch die Stadt gehe. Nicht, weil ich etwas Bestimmtes vorhabe, sondern weil der Dezember dazu einlädt, langsamer zu werden und genauer hinzuschauen. In diesem Jahr führen mich diese Wege immer wieder nach Ebern, eine Kleinstadt in Ostunterfranken, die sich im Advent von einer besonders stillen Seite zeigt. Vielleicht liegt es am Licht, vielleicht an der Kälte, vielleicht auch daran, dass man in dieser Zeit offener für Zwischentöne wird. Der Stadtkern wirkt noch immer mittelalterlich, und das nicht als aufgesetzte Kulisse, sondern als gewachsene Realität. Die Gassen verlaufen nicht schnurgerade, sondern folgen Linien, die lange vor Navigationsapps und Stadtplanung entstanden sind. Man merkt schnell, dass hier Geschichte nicht ausgestellt wird, sondern einfach da ist. Zwischen Fachwerkhäusern und alten Mauern hängt Weihnachtsbeleuchtung, zurückhaltend und warm,...

Drei Wege zur Jugendbeteiligung: Ebern sucht, Haßfurt ringt, Baunach punktet


In der politischen Diskussion um mehr Mitsprache für Jugendliche unternimmt die Stadt Ebern derzeit einen zaghaften Anlauf. Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) erklärte in einer aktuellen Mitteilung, er wolle seit Langem eine feste Form der Jugendbeteiligung schaffen. Unterstützung erhoffe er sich dabei von der sogenannten „Jugend entscheidet-Akademie“, einem Programm der Hertie-Stiftung, an dem Ebern teilnehmen darf. Die Entscheidung für Ebern fiel nach einer Bewerbung, die – anders als ein erster Versuch im Jahr 2024 – diesmal erfolgreich war.

Laut Stadt sei die Nachfrage nach mehr politischer Mitsprache junger Menschen durchaus vorhanden, bislang habe man jedoch keine geeignete Struktur gefunden. Hennemann kündigte an, er wolle mit Hilfe externer Beratung prüfen lassen, wie Jugendliche künftig in Entscheidungsprozesse eingebunden werden könnten. Die Teilnahme am Programm der „Jugend entscheidet-Akademie“ sei für die Kommune kostenlos, sämtliche Kosten würden von der Stiftung getragen. Für den Bürgermeister bedeutet das: eine kostenlose Teilnahme und eine Begleitung der Verwaltung über ein ganzes Jahr hinweg.

Die Stadt Ebern ist damit eine von bundesweit 35 Kommunen, die ausgewählt wurden. Gemeinsam mit Velburg in der Oberpfalz vertritt sie den Freistaat Bayern. Den Auftakt bildet ein Bundesforum in Berlin vom 24. bis 26.9.25, bei dem alle teilnehmenden Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sowie Fachkräfte aus den Verwaltungen erstmals zusammentreffen. Anschließend folgt eine einjährige Phase mit digitalen Workshops und regionalen Austauschformaten. Ziel sei es, Projektideen auszuarbeiten und in den Kommunen konkrete Strukturen aufzubauen – etwa einen Jugendrat oder eine Jugendversammlung.

Die Hertie-Stiftung, die hinter dem Projekt steht, gehört nach eigenen Angaben zu den größten unabhängigen Stiftungen Deutschlands. Sie engagiert sich seit Jahren für Bildungsprojekte und die Förderung von Gemeinwesen. Mit der „Jugend entscheidet-Akademie“ richtet sie sich gezielt an Kommunen zwischen 5.000 und 100.000 Einwohnern. Den Angaben zufolge soll Jugendlichen dadurch ein direkter Zugang zur kommunalen Politik ermöglicht werden.

Das Bundesforum in Berlin umfasst Workshops, Diskussionsrunden mit Fachleuten aus Politik und Wissenschaft sowie den Austausch mit erfahrenen Kommunen. Finanziert wird das Programm vollständig von der Stiftung. Sogar Reisekosten werden erstattet – ein Umstand, der allerdings auch Fragen aufwirft: Könnte die Förderung durch eine private Stiftung die kommunale Unabhängigkeit tangieren? Im Kommunalrecht sind für Wahlbeamte wie Bürgermeister klare Regeln gesetzt: Zuwendungen, die geeignet sind, die Amtsführung zu beeinflussen, sind untersagt oder müssen streng geprüft werden.

Für Bürgermeister Hennemann ist die Teilnahme dennoch ein wichtiger Schritt. Er betonte, er erhoffe sich „professionelle Begleitung“ und „zielgerichtete Methoden“, um die Jugendbeteiligung zu verankern.

Dass das Thema Jugendpartizipation in der Region auf Resonanz stößt, zeigte sich bereits in Maroldsweisach. Dort hatten sich im Vorjahr bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Jetzt redet ihr“ 19 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 15 Jahren aktiv zu Wort gemeldet. Sie nannten Wünsche und Defizite in ihrer Gemeinde – ein Hinweis darauf, dass das Interesse an Mitbestimmung durchaus vorhanden ist.

Ein Blick in die nähere Umgebung verdeutlicht, dass verschiedene Kommunen sehr unterschiedliche Wege einschlagen:

Erstes Beispiel: Ebern. Die Stadt setzt zunächst auf externe Unterstützung, bevor sie eigene Strukturen schafft. Die Frage stellt sich, warum die Kommune nicht selbst entsprechende Fortbildungen finanzieren kann. Für den Bürgermeister überwiegt jedoch offenbar die Chance, durch die Akademie erprobte Konzepte kennenzulernen.

Zweites Beispiel: Haßfurt. Dort wurde Anfang 2024 ein Jugendrat gegründet, nachdem der Stadtrat zuvor eine entsprechende Satzung verabschiedet hatte. Der Jugendrat soll die Interessen der Jugendlichen bündeln und den Stadtrat beraten. Allerdings wirft die Zusammensetzung Fragen auf: Neben gewählten Mitgliedern aus einer Jugendversammlung dürfen auch Schulen Vertreter direkt entsenden. Dieses Verfahren gilt als wenig transparent, da unklar bleibt, inwieweit die Jugendlichen ihre Vertretung selbst bestimmen können. Zudem besteht eine gewisse Unübersichtlichkeit zwischen den Strukturen von Jugendversammlung und Jugendrat, die beide parallel bestehen.

Drittes Beispiel: Baunach. Deutlich erfolgreicher verlief die Einführung eines Jugendparlaments in der Stadt Baunach. Mit einer Wahlbeteiligung von 22 % erzielte man 2021 die bislang höchste Quote für eine Jugendwahl im Landkreis Bamberg. Dort konnten sich Jugendliche eigenständig als Kandidaten aufstellen lassen, anschließend folgte eine digitale Abstimmung. Gewählt wurden zehn Vertreterinnen und Vertreter, die in einem geregelten Verfahren Aufgaben wie Schriftführung, Öffentlichkeitsarbeit oder die Position des Jugendbürgermeisters übernahmen. Beobachter werten dies als gelungenes Beispiel, wie demokratische Mitbestimmung junger Menschen praktisch funktionieren kann.

Die drei Beispiele – Ebern, Haßfurt und Baunach – zeigen, dass die Formen von Jugendbeteiligung regional höchst unterschiedlich ausgestaltet sind. Während Ebern erst am Anfang steht und sich externe Expertise suchen muss, setzt Haßfurt auf eine Mischform mit entsandten Vertretern und gewählten Mitgliedern. Baunach wiederum hat ein Modell etabliert, das auf klaren demokratischen Strukturen basiert und eine hohe Beteiligung erreichen konnte.

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