Ebern im Umleitungsfieber: Kapellenstraße schon wieder dicht


Ebern im August 2025. Kaum hatten sich die Anwohnerinnen und Geschäftsleute von der letzten Baustellenodyssee erholt, flattert schon die nächste Bekanntmachung ins Haus: Vom 18. bis zum 27.8.25 ist die Kapellenstraße erneut voll gesperrt, diesmal gleich gemeinsam mit der Bahnhofstraße. Begründung: eine Spülbohrung, so nüchtern steht es in der offiziellen Mitteilung der Stadtverwaltung. Klingt nach modernster Technik und präzisem Bohren, liest sich aber für die Betroffenen schlicht wie die Wiederholung eines altbekannten Trauerspiels. Gerade erst, pünktlich zu Ostern, war der Straßenabschnitt nach der letzten Vollsperrung freigegeben worden. Geschäftsinhaber hatten damals erleichtert die Absperrgitter verschwinden sehen, in der Hoffnung, dass nun endlich Normalität einkehre. Doch die Atempause war kurz, und der Sommer 2025 bringt ihnen statt Kundschaft und geöffneten Zufahrten schon wieder Bagger, Schilder und Umleitungen.

Auf der städtischen Website heißt es: Die Kapellenstraße bleibe zwar bis zur Sutte „anfahrbar“, eine Umleitung werde ausgeschildert, und die Verwaltung bitte um Verständnis. In Ebern verfestigt sich der Eindruck, dass es keine Woche ohne frische Baustellenmeldung gibt. Denn während Kapellenstraße und Bahnhofstraße Mitte August dichtmachen, traf es schon ab dem 12.8.25 die Kellergasse, die voraussichtlich bis Ende Oktober gesperrt bleibt. Leitungsarbeiten und die Sanierung des Weges machen es notwendig, Radfahrer und Fußgänger sollen über den Behringweg ausweichen. Wer diesen schmalen, abschüssigen Pfad schon einmal ausprobiert hat, weiß: Er ist eher eine sportliche Herausforderung als eine komfortable Ausweichroute. Zeitgleich wird auch die Max-Reger-Straße in Mitleidenschaft gezogen, dort allerdings nur halbseitig – was die Lage zwar nicht ganz so drastisch macht, aber auch kaum für flüssigen Verkehr sorgt.

Damit ist Ebern auch in diesem August zur Stadt der Sperrungen geworden. Autofahrerinnen, Radfahrer und Fußgänger sind gleichermaßen gezwungen, sich neue Wege zu suchen, Navigationsgeräte kämpfen mit der Realität, und die Bewohner der Innenstadt üben sich in Geduld. All das wäre leichter zu ertragen, wenn es sich um einen einmaligen Eingriff handeln würde. Doch die Kapellenstraße hat in den letzten Monaten eine Baugeschichte hinter sich gebracht, die sich mittlerweile wie eine Chronik der Geduld liest.

Im September 2024 begann es, als das obere Stück der Kapellenstraße vollständig gesperrt werden musste. Nicht, weil die Straße marode gewesen wäre, sondern wegen eines privaten Hausbaus im sensiblen Denkmalensemble der Altstadt. Die Folge: monatelang Absperrungen und Umleitungen. Kaum war dieser Baufortschritt abgehakt, folgte im Frühjahr 2025 die nächste Hiobsbotschaft. In der Stadtratssitzung vom 27.3.25 erklärte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), eine erneute Vollsperrung sei unvermeidbar. Grund war eine sanierungsbedürftige Kanalleitung auf Höhe des Trödelgeschäfts „Wühlkiste“. Da die Leitung mitten unter der Straßenmitte lag, blieb der Stadt keine Wahl: Der gesamte Abschnitt musste aufgerissen werden. Am 31.3.25 rückten die Bauarbeiter an, bis Mitte April zog sich die Maßnahme hin. Pünktlich zu Ostern konnten die Geschäftsleute endlich aufatmen. Kaum vier Monate später erleben sie nun die nächste Vollsperrung.

Für Außenstehende mag sich die Abfolge wie eine Kette unglücklicher Zufälle lesen, für die Betroffenen ist es inzwischen ein Dauerthema. Wer sein Geschäft an der Kapellenstraße betreibt, fühlt sich, als hätte er eine Dauerkarte für das Theaterstück „Baustelle Innenstadt“ gelöst. Auch der Hinweis, dass alles nur zum Besten der Infrastruktur geschehe, tröstet wenig, wenn die Laufkundschaft fernbleibt.

Die Kapellenstraße ist nun keine Nebengasse, sondern eine Hauptschlagader mitten in der Altstadt von Ebern. Sie verbindet die Innenstadt mit den Ausfallstraßen, sie führt Kundschaft und Besucherverkehr direkt zu den Geschäften und Cafés. Während die Verwaltung mit immer gleichen Worten um Verständnis bittet, wächst im Alltag der Eindruck, dass die Absperrgitter zu einem festen Inventar der Kapellenstraße gehören.

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