Gemischte Bilanz der Eberner Kirchweih


Nach Jahren des allmählichen Niedergangs wagte man heuer in der Stadt Ebern einen Neustart. Diesmal trat die Stadt selbst als Veranstalterin der Kirchweih auf – ein Schritt, der Hoffnung auf neues Leben für das traditionsreiche Fest weckte. Viele Einwohnerinnen und Einwohner hatten sich ein buntes Programm erhofft. Am Ende fällt die Bilanz gemischt aus: Während ein Teil der Besucherinnen und Besucher zufrieden nach Hause ging, hatten sich andere wiederum mehr Zuspruch erhofft.

Schon im Vorfeld hatte die Stadt angekündigt, das Fest neu aufzustellen und attraktiver zu gestalten. Der Gedanke: Durch eine gebündelte Organisation sollte die Kirchweih wieder ein Ereignis für das gesamte Mittelzentrum Ebern werden. Tatsächlich zeigte sich, dass das Interesse vorhanden war. Es kamen etliche Gäste, doch von einem großen Andrang konnte man dennoch nicht sprechen.

Im kleinen Vergnügungspark auf dem Festgelände herrschte eher verhaltene Stimmung. Geboten wurde ein Auto-Scooter, ein Kinderkarussell, eine Schießbude sowie zwei Süßwarenstände. Die große Losbude, sonst zur Kirchweih ein vertrautes Bild in Ebern, fehlte. So war der Andrang überschaubar, nur die Schießbude zog eine etwas größere Zahl an Neugierigen an. Am Kirchweihsonntag war der Bereich dennoch spärlich besucht.

Auch das Rahmenprogramm bot nicht immer das, was viele sich unter Kirchweih-Tradition vorstellen. So hielt die Polizei am Freitag einen Vortrag, der inhaltlich kaum in den festlichen Rahmen passte. Manche Stimmen meinten, ein solches Thema gehörte eher in den Veranstaltungskalender der Volkshochschule. Für Verwunderung sorgte auch die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen am Freitag, die von einer örtlichen politischen Partei übernommen wurde. Gerade weil die Stadt selbst Veranstalterin war, wirkte diese Konstellation mitunter befremdlich.

Ein Knackpunkt war zudem die Platzierung der fliegenden Händler. Sie wurden vom Marktplatz verbannt und mussten ihre Stände beim Vergnügungspark in der Nähe des Bahnhofs aufbauen. Die Idee der Stadt: Das Kirchweihgeschehen solle räumlich enger zusammengeführt werden. In der Praxis jedoch machte sich Ernüchterung breit. Viele Besucherinnen und Besucher blieben aus, und der Marktplatz mit seiner historischen Kulisse blieb ungewohnt leer. Stattdessen herrschte am Bahndamm ein eher trostloses Flair, das von manchem als „Charme eines Gewerbegebiets“ beschrieben wurde. Von der vom Marktplatz gewohnten Seele des Marktreibens war dort wenig zu spüren.

Das Warenangebot war überschaubar. Neben einem Obststand aus Zeil am Main dominierten Händler mit Jogginghosen, Taschen, Geldbörsen und Kleinspielzeug. Lokale Metzgereien, die in den vergangenen Jahren für ein traditionelles Bratwurstangebot gesorgt hatten, fehlten am Kirchweihsonntag gänzlich. Damit trat ausgerechnet eine der kulinarischen Besonderheiten in den Hintergrund. Am Stand für Steckerlfische mussten die Besucherinnen und Besucher vergleichsweise tief in die Tasche greifen: Ein Fisch kostete 11,50 Euro, zwei Stück 20 Euro – bei Selbstbedienung. Für viele ein Preis, der nicht recht zum Charakter einer fränkischen Kirchweih passen wollte.

Das Festzelt, in dem schätzungsweise rund 100 Sitzplätze und eine kleine Bühne bereitstanden, bot zwar abschnittsweise Musik und einen Treffpunkt für die Feiernden. Doch auch hier kam eher das Gefühl einer kleinen Dorfkirchweih auf, als dass eine lebendige Veranstaltung für ein Mittelzentrum wie Ebern entstanden wäre. Am Kirchweihmontag machte schließlich noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Regen und Kälte hielten zahlreiche Gäste vom Besuch ab. So endete das Fest unspektakulär, ohne den erhofften Aufschwung für die Zukunft. Leider.

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