Ebern im Wirtschaftsranking: Wenn Nachbarn wirtschaftlich vorbeiziehen


Wenn es um die wirtschaftliche Stärke deutscher Städte und Gemeinden geht, schauen viele zunächst auf die großen Namen. Doch auch kleinere Städte wie Ebern in Unterfranken tauchen regelmäßig in bundesweiten Vergleichen auf – und das durchaus mit Selbstbewusstsein, auch wenn die Platzierung nicht immer Anlass zum Jubel gibt. Im jüngsten Standortranking Deutschland [➚], das die Plattform „DDW Die Deutsche Wirtschaft“ gemeinsam mit der Deutschen Exzellenzprüfung GmbH veröffentlicht hat, liegt Ebern auf Rang 1.976. Mit 5,37 Punkten landet die Stadt damit im unteren Drittel der bundesweiten Auswertung und verliert gegenüber der letzten Erhebung zwölf Plätze.

In Ebern nimmt man die Entwicklung gelassen. Rückschritte im Ranking, so heißt es dort, bedeuteten schließlich neue Nachbarn in der Tabelle – und wer wisse schon, ob Platzierungen im grauen Mittelfeld überhaupt den wirtschaftlichen Alltag widerspiegeln. Dennoch liefert das Ranking einen spannenden Einblick in die Verteilung wirtschaftlicher Potenziale quer durch die Republik – von der Metropole bis zur Landgemeinde.

Zahlen, Daten, Fakten

In der Stadt Ebern, rund 7.200 Einwohner stark, sind nach Angaben der Herausgeber drei sogenannte „Top-Unternehmen“ ansässig. So ergibt sich theoretisch ein Verhältnis von etwa 40 Top-Unternehmen (hochgerechnet) pro 100.000 Einwohner – das entspricht bundesweit Platz 1.673.

Zu den größten Firmen am Standort zählt laut Angaben des Ranking-Portals die Hans Batzner GmbH, die mit geschätzten 60 Millionen Euro Jahresumsatz und rund 339 Beschäftigten als größter Wirtschaftsfaktor der Stadt gelte. Das Unternehmen betreibt mehrere Baufachhandelsmärkte in Franken und Thüringen und ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der regionalen Bauwirtschaft.

Ebenfalls im Ranking aufgeführt ist die Weigang AG. Mit einem geschätzten Umsatz von rund 18,17 Millionen Euro und 79 Mitarbeitern verstehe sich das Unternehmen als Beratungsdienstleister für Strategie, Finanzen und Organisation. Es biete neben klassischer Unternehmensberatung auch digitale Lernmodule und maßgeschneiderte Programme für Firmenkunden an.

Dritter genannter Betrieb ist die Uniwell Rohrsysteme GmbH & Co. KG, ein Mittelständler mit etwa 180 Beschäftigten und einem geschätzten Umsatz von 16 Millionen Euro. Uniwell produziert Sanitärsysteme und technische Rohrlösungen, die unter anderem in der Automobilindustrie Verwendung finden.

Diese drei Unternehmen prägen die wirtschaftliche Struktur von Ebern – doch im deutschlandweiten Vergleich ist die Stadt eher ein kleiner Akteur. Zum Vergleich: Das nahe gelegene Seßlach erreicht im aktuellen Standortranking Platz 1.857 und liegt damit vor Ebern. Baunach landet auf Rang 2.189, Bad Rodach auf Rang 1.081, Bad Staffelstein auf 1.138 und Mellrichstadt auf 1.278. Besonders auffällig: Selbst das kleine Königsberg in Bayern hat sich mit Platz 978 deutlich vor Ebern positioniert. Dort gilt die Firma Fränkische Rohrwerke Kirchner als wirtschaftliches Zugpferd.

In Bad Rodach wiederum wird der Automobilzulieferer Valeo als Top-Unternehmen gelistet – in Ebern jedoch nicht, obwohl auch hier ein Standort des Konzerns besteht. Das wirft Fragen nach den Bewertungsgrundlagen des Rankings auf, denn die Methodik berücksichtigt vor allem öffentlich sichtbare Unternehmensdaten und deren Einordnung in nationale Vergleichslisten.

Hintergründe und Einordnung

Das Standortranking Deutschland wird seit 2020 halbjährlich veröffentlicht und versteht sich als umfassender Wirtschaftscheck für Städte und Gemeinden. Grundlage der Bewertung sind einerseits die Anzahl und Bedeutung der ansässigen Top-Unternehmen, andererseits eine öffentliche Standortbenotung, die Aspekte wie Infrastruktur, Bildung, Innovationskraft und Lebensqualität einbezieht.

„DDW Die Deutsche Wirtschaft“ beschreibt sich selbst als offenes Informationsnetzwerk für Geschäftsführer, Unternehmer und wirtschaftliche Entscheider. Die zugrunde liegenden Unternehmensdaten stammen aus den hauseigenen DDW-Research-Analysen, die verschiedene Branchen und Größenklassen erfassen. Die daraus entstehenden Rankings sollen Orientierung bieten – nicht zuletzt für Investoren, Wirtschaftsförderer und Kommunalverwaltungen, die ihre Standortpolitik ausrichten möchten.

Für Ebern ergibt sich daraus ein vielschichtiges Bild. Die Stadt liegt in einer strukturell gemischten Region, in der Mittelstand und Handwerk dominieren, zugleich aber demografische und infrastrukturelle Herausforderungen zunehmen. In Gesprächen vor Ort ist zu hören, dass das wirtschaftliche Leben stark von Traditionsbetrieben und regionalen Dienstleistern geprägt sei. Die Bedeutung der drei genannten Unternehmen für Beschäftigung und Steuerkraft sei unbestritten – doch neue Ansiedlungen größerer Firmen seien praktisch nicht gegeben.

Ein weiterer Aspekt, der die Standortqualität beeinflusst, ist die Gesundheitsversorgung. In Ebern steht das Thema Krankenhaus seit Längerem im Raum: Ob der Standort künftig bestehen bleibt, ist mehr als ungewiss. Andere Städte in der Region wie Mellrichstadt oder Bad Königshofen haben ihr Krankenhaus bereits verloren – und trotzdem eine bessere Platzierung im Standortranking erzielt. Diese Diskrepanz zeigt, dass wirtschaftliche Bewertung und soziale Infrastruktur nicht immer im Gleichklang stehen.

Bad Rodach etwa profitiert trotz kleinerer Einwohnerzahl von der Präsenz des internationalen Zulieferers Valeo und konnte sich so mit Rang 1.081 deutlich besser positionieren. Auch Bad Staffelstein mit dem Maschinenbauunternehmen Rösler erreicht mit Platz 1.138 eine beachtliche Stellung. Der Vergleich innerhalb der Region macht sichtbar, wie unterschiedlich lokale Wirtschaftsstrukturen auf die Bewertung einwirken – selbst dort, wo die geografische Nähe groß ist.

Bundesweit betrachtet führt im September-Ranking 2025 die Stadt München die Liste an, gefolgt von Hamburg und Berlin. Die großen Metropolen profitieren von ihrer vielfältigen Unternehmenslandschaft, starken Innovationszentren und einem dichten Netzwerk aus Forschung, Technologie und Kapital. Für kleinere Städte wie Ebern ist es naturgemäß schwer, in dieser Liga mitzuhalten. Unbestritten hängt aber auch viel vom Handlungsgeschick der örtlichen Kommunalpolitiker/innen ab.

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