Bahnausflug vor 130 Jahren – einst großer Aufbruch, heute ohne Jubiläum

Man hätte meinen können, in Ebern werde man im Jahr 2025 über die eigene Geschichte stolpern. Schließlich hätte ein rundes Jubiläum angestanden, nachdem bereits das 125-Jährige unbemerkt vorübergegangen war. Es geht um einen dieser nostalgischen Anlässe: 130 Jahre Eisenbahnanschluss! Doch das Städtchen schwieg. Keine Feier, keine Festschrift, nicht einmal eine schlichte Erinnerungstafel in der Nähe des alten Bahnhofs – einst der Stolz der neuen Baunach- und Weisachgrundbahn. Der Zug fährt heutzutage zwar so häufig wie noch nie nach Ebern, aber die Möglichkeit, ein Jubiläum zu feiern, wäre doch dagewesen. Man hat es schlicht verpasst – und das gleich mit der ganzen Gelassenheit, die man im Eberner Land gerne als Tugend verkauft. Dabei verdiente die Strecke eine kleine Verbeugung. Am 24.10.1895 rollten erstmals offiziell Waggons von Breitengüßbach nach Ebern, und schon ein Jahr später, am 26.10.1896, war auch die Verlängerung nach Maroldsweisach fertig. Das versprach Ausflüglern der wilh...

Mehr als 100.000 Euro Steuergelder für den Haßfurter Flugplatz


Die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) ließ Mitte November 2025 in einer Pressemitteilung [➚] auf ihrer Internetseite verkünden, der Bund werde den Flugplatz Haßfurt auch im kommenden Jahr mit Mitteln für Flugsicherungsleistungen unterstützen. Die Höhe ließ sie offen. Sie sprach dort wörtlich von einem „echten Erfolg“ und davon, der Beschluss schaffe „Planungssicherheit“ und sichere „langfristig den Betrieb“ des Verkehrslandeplatzes. Es wurde zudem als wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit dieser Einrichtung bezeichnet, zumal ohne Bundeszuschüsse kleinere Flughäfen wirtschaftlich kaum tragbar wären.

Die Mitteilung stieß in der Region auf Aufmerksamkeit, weil dieselbe Politikerin – einst Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium – dem Krankenhaus Ebern in dessen letzten Monaten keine politische Rückendeckung gegeben hatte. Das Haus war nach einem langen Ringen im Landkreis Haßberge Ende Juli 2025 endgültig zur Schließung freigegeben worden. Beobachter dürften sich fragen, weshalb der Kleinflugplatz Haßfurt eine „wichtige Infrastruktureinrichtung“ sein solle, während ein Krankenhaus in einer ländlichen Region dies offenbar nicht gewesen sei.

In zehn Jahren eine Million Euro

Die Diskussion erhält neue Nahrung, als der Kreisausschuss (bestehend aus Kreisräten) nun abermals einen Betriebskostenzuschuss von 50.000 Euro für den Haßfurter Verkehrslandeplatz genehmigte. Den gleichen Betrag muss auch die Stadt Haßfurt aufbringen. Über zehn Jahre gerechnet, wird so – sprichwörtlich – eine Million Euro in den Wind geschossen. Übrigens hatte wenige Monate zuvor der Klinik-Verwaltungsrat (besteht ebenfalls aus Kreisräten) die Schließung des Krankenhauses in Ebern beschlossen, weil ein Defizit von rund 1,4 Millionen Euro als nicht mehr tragbar dargestellt worden war.

Diese zeitliche Korrelation sendet ein fatales Signal. Obwohl die Summen nicht vergleichbar sind, würde doch deutlich, dass der politische Wille bei freiwilligen Einrichtungen offenbar stärker ausgeprägt sei als bei lebensnahen Angeboten der echten Daseinsvorsorge. Der Sprecher der Flugplatz-Gesellschafterversammlung, Landrat Wilhelm Schneider (CSU), gilt zugleich als einer der maßgeblichen Vertreter, die sich für die Schließung des Krankenhauses Ebern starkgemacht hatten.

Strukturwandel auf dem Flugplatz

Der Haßfurter Kleinflugplatz, vormals als Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH betrieben, erlebte in den vergangenen Jahren deutliche Veränderungen. Im Jahr 2020 zog sich die Stadt Schweinfurt aus der Gesellschaft zurück. Dies entschied der Schweinfurter Stadtrat damals in nicht-öffentlicher Sitzung. Zum Jahresende 2020 stellte Schweinfurt die finanzielle Beteiligung ein. Durch den Wegfall des Werksverkehrs der Firma SKF brach eine wesentliche Einnahmequelle weg, denn dieser Flugbetrieb hatte früher einen beachtlichen Teil des Verkehrsaufkommens ausgemacht.

Mit dem Austritt der Stadt Schweinfurt änderte sich auch die Eigentümerstruktur: Der Flugplatz firmiert seither unter dem Namen Verkehrslandeplatz Haßfurt-Haßberge GmbH, getragen jeweils zur Hälfte vom Landkreis Haßberge und der Stadt Haßfurt. Beide übernahmen außerdem die Finanzierungslast, die zuvor der Schweinfurter Anteil ausgemacht hatte. Eine politische Mehrheit hatte beschlossen, ab 2024 jährlich jeweils 50.000 Euro als Zuschuss für den laufenden Betrieb bereitzustellen.

Die Folgen des Strukturwandels sind deutlich erkennbar. Die Flugbewegungen sanken von 14.784 im Jahr 2018 auf 10.351 im Jahr 2022, ein Rückgang, der nicht nur dem Ende des Firmenverkehrs zugeschrieben wurde, sondern auch einer allgemeinen Abnahme von Geschäftsflügen. Darüber hinaus wurde auch der Instrumentenflug abgeschafft, um Kosten zu reduzieren. Damit entfiel eine Betriebsform, die besonders für wetterunabhängige Flüge relevant war.

Eine freiwillige Aufgabe der Kommunen

Im hiesigen politischen Raum wurde jüngst betont, dass solche kleinen Verkehrslandeplätze Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge seien, was stark bezweifelt werden darf. Vielmehr gehört ihr Betrieb zu den freiwilligen kommunalen Aufgaben, die grundsätzlich ohne staatliche Pflicht betrieben werden. Die Kommunen können sich daher jederzeit gegen die Fortführung entscheiden.

Gleichzeitig wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Betriebskosten erheblich seien und Verkehrslandeplätze ihre Kosten eigentlich selbst tragen müssten. Erst jüngst gab es von der ÖDP Haßberge wieder Kritik an den Zuschüssen für den Haßfurter Kleinflugplatz. Davon abgesehen, fehlt grundsätzlich ohne Linienverkehr – wie in Haßfurt – die zentrale Einnahmequelle. Viele der rund 170 Verkehrslandeplätze in Deutschland seien defizitär und daher auf Zuschüsse angewiesen. In Bayern, das bundesweit die größte Anzahl solcher Flugplätze aufweist, sei dieses Muster besonders ausgeprägt.

Einige Kreisräte machten schon früher geltend, dass die Planungsregion Main-Rhön, zu der der Landkreis Haßberge gehört, die finanziellen Lasten des Haßfurter Flugplatzes allein dem Landkreis Haßberge und der Stadt Haßfurt überlasse. Andere Städte wie Bamberg, Bad Kissingen, Coburg, Lichtenfels, Giebelstadt oder Herzogenaurach betrieben zudem ebenfalls kleine Flugplätze – meist nur wenige Autominuten entfernt. Gerade angesichts dieser Dichte bleibt die Frage bestehen, ob ein Verkehrslandeplatz in Haßfurt wirklich notwendig sei.

Winterpause, Neben­nutzungen und historische Entwicklung

Seit 2021 verfügt der kleine Flugplatz über eine Befreiung von der Betriebspflicht in den Wintermonaten Dezember und Januar. Das spart zwar Kosten, zeige aber auch, dass der Flugplatz nicht zwingend gebraucht würde. Um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, werde der Flugplatz inzwischen nicht nur für Luft-, sondern auch für „Bodenaktivitäten“ genutzt. So gebe es auf dem Gelände Testfahrten mit Pkw und Motorrädern; die Hochschule Würzburg-Schweinfurt nutze die Fläche für Elektroversuchsfahrzeuge und als Übungsstrecke für selbst entwickelte Rennwagen – flugplatzuntypisch.

Der Ursprung des Haßfurter Kleinflugplatzes reicht zurück ins Jahr 1956, als der Motorflugclub Haßfurt eine Grasbahn eröffnete. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Platz mehrfach erweitert. Heute befindet er sich in einer landschaftlich sensiblen Zone. In unmittelbarer Nähe liegen mehrere Naturschutzgebiete und Seen im Maintal. Vor diesem Hintergrund wird der Flugbetrieb auch unter Klimaschutz-Aspekten diskutiert.

Die Frage nach dem Nutzen

Ein wiederkehrendes Thema ist der Nutzen des Flugplatzes für die breite Bevölkerung. Befürworter argumentierten, die Einrichtung diene Geschäftsreisenden, Vereinen, Privatpiloten und bilde einen Baustein der Haßfurter Infrastruktur. Skeptiker hielten dem entgegen, dass Einwohnerinnen und Einwohner aus dem Landkreis für Urlaubsreisen ohnehin auf die Flughäfen Nürnberg, Frankfurt oder München ausweichen.

Während die SPD-Abgeordnete Dittmar in ihrer Mitteilung von einer „wichtigen Infrastruktur-Einrichtung“ sprach, bewerteten andere politische Stimmen den Platz als entbehrlich. Man erinnert sich an den früheren Ebelsbacher Bürgermeister und Kreisrat Emil Däschner, der bereits 2007 erklärt hatte (und der sich seinerzeit vehement für die Sanierung der Eberner Realschule eingesetzt hatte), jeder Kreisrat müsse wissen, dass ein Ja zum Flugplatz unmittelbar die Bürgerinnen und Bürger belaste. Däschner hatte den Flugplatz als nicht notwendiges Zuschussgeschäft bezeichnet.

Diskussionen um Alternativen

Seit Jahren steht die Frage unausgesprochen im Raum, ob eine Reduzierung des Betriebs oder eine Umnutzung sinnvoll sein könnte. Als mögliche Option wird eine Rückstufung zum Sonderlandeplatz genannt. Dies würde die Anforderungen senken und Kosten reduzieren. Auch eine Beschränkung auf reinen Sportflug könnte angedacht werden. In politischen Gremien fanden solche Überlegungen bislang regelmäßig keine Mehrheit. Lediglich die ÖDP und Die Linke im Landkreis Haßberge signalisierten mehrfach Bereitschaft, über eine Abschaffung oder deutliche Einschränkung des Zuschusses zu sprechen.

Der neue Zuschussbeschluss zeigt, dass die Mehrheit des Kreisausschusses die bisherige Linie fortsetzt. Offiziell wurde betont, man wolle die Haßfurter Infrastruktur stärken und den Flugplatz als Standortfaktor erhalten. Kritiker werteten diese Entscheidung als Ausdruck einer Prioritätensetzung, die im starken Kontrast zu den Schließungsbeschlüssen im Gesundheitsbereich stehe.

Ein Vergleich, der vielen bitter aufstößt

Der Verweis auf das Krankenhaus Ebern sollte dabei ein ständiger Begleiter der Debatte sein. Die Schließung wäre nach offizieller Darstellung unausweichlich gewesen, weil das Jahresdefizit von 1,4 Millionen Euro nicht aufzubringen gewesen sei. Nun jedoch stehen erneut 50.000 Euro für eine freiwillige Einrichtung im Haushalt des Landkreises. Der Flugplatz scheint trotz sinkender Flugbewegungen, abgeschafftem Instrumentenflug und fehlendem Linienverkehr kaum grundsätzlich in Frage gestellt zu werden.

Leser/innen könnten einen pikanten Widerspruch bemerken, weil dieselbe Bundespolitikerin, die medizinische Strukturen im ländlichen Raum nicht verteidigt habe, nun den Haßfurter Flugplatz als zukunftsweisende Einrichtung bezeichne. In der Region werde gefragt, welche Infrastruktur für eine alternde Bevölkerung wirklich entscheidender sei: ein Klinikstandort oder ein Kleinflugplatz. Wie groß der Nutzen des Haßfurter Flugplatzes für den Landkreis Haßberge tatsächlich ist, bleibt schwer messbar, zumal exakte Wirtschaftlichkeitsanalysen nicht öffentlich vorliegen – falls es sie gibt.

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