Bahnausflug vor 130 Jahren – einst großer Aufbruch, heute ohne Jubiläum

Man hätte meinen können, in Ebern werde man im Jahr 2025 über die eigene Geschichte stolpern. Schließlich hätte ein rundes Jubiläum angestanden, nachdem bereits das 125-Jährige unbemerkt vorübergegangen war. Es geht um einen dieser nostalgischen Anlässe: 130 Jahre Eisenbahnanschluss! Doch das Städtchen schwieg. Keine Feier, keine Festschrift, nicht einmal eine schlichte Erinnerungstafel in der Nähe des alten Bahnhofs – einst der Stolz der neuen Baunach- und Weisachgrundbahn. Der Zug fährt heutzutage zwar so häufig wie noch nie nach Ebern, aber die Möglichkeit, ein Jubiläum zu feiern, wäre doch dagewesen. Man hat es schlicht verpasst – und das gleich mit der ganzen Gelassenheit, die man im Eberner Land gerne als Tugend verkauft. Dabei verdiente die Strecke eine kleine Verbeugung. Am 24.10.1895 rollten erstmals offiziell Waggons von Breitengüßbach nach Ebern, und schon ein Jahr später, am 26.10.1896, war auch die Verlängerung nach Maroldsweisach fertig. Das versprach Ausflüglern der wilh...

Theater Schloss Maßbach zeigt kanadische Familienkomödie „Wo immer du bist“


Heute Abend (2.12.25, 19:30 Uhr) gastiert wieder das Theater Schloss Maßbach in Ebern. Auf der Bühne dreht sich alles um drei Frauen, eine idyllische Insel und ein Geheimnis, das viel zu lange im Raum stand. Aufgeführt wird Kristen Da Silvas Schauspiel „Wo immer du bist (Where You Are)“ im Valeo-Saal. Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen sich auf eine herzige und zugleich pointierte Familiengeschichte freuen, die Kritiker bereits als atmosphärisch dicht, komisch und zugleich berührend beschrieben haben.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Schwestern Glenda und Suzanne, die sich auf der kanadischen Insel Manitoulin ein zurückgezogenes, aber keineswegs ereignisloses Leben eingerichtet haben. Die beiden führen einen kleinen, selbst organisierten Mikrokosmos, in dem Marmeladetöpfe klappern, Hühner gackern und der alltägliche Tratsch zuverlässig seinen Platz findet. Außenstehende berichten, die Inselbewohnerinnen würden ihre Hühner nicht zufällig nach Menschen benennen, mit denen sie weniger gut zurechtkommen – eine humorvolle Strategie, die den Verzehr des Geflügels erleichtern solle, wenn Grillhuhn auf dem Speiseplan steht. Glenda widmet sich mit Leidenschaft der Herstellung ihrer Marmeladenkreationen, die offenbar so vorzüglich ausfallen, dass der frisch getrennte Nachbar Patrick, ein junger Tierarzt, regelmäßig wie magisch angezogen auf der Matte steht.

Diese Routine gerät an einem Sommertag ins Wanken, als sich Besuch ankündigt. Suzanne erwartet ihre erwachsene Tochter Beth, die seit Jahren in der Stadt lebt und kaum noch Zeit findet, auf der Insel vorbeizuschauen. Die Nachricht sorgt für Nervosität, denn in der kleinen Häuslichkeit der Schwestern gibt es ein Geheimnis, das sie über lange Zeit miteinander geteilt – und gleichzeitig vor der jungen Frau verborgen – haben. Die Vorfreude bleibt daher gedämpft, zumal Mutter und Tochter dafür bekannt sind, einander rasch aneinanderzugeraten. Dass die Stimmung leicht kippt, sobald die beiden aufeinandertreffen, gilt im familiären Umfeld offenbar als vorhersehbar.

Der Alltag nimmt schließlich eine unerwartete Wendung, als Beth auf der Insel eintrifft – beladen mit eigenen Sorgen und Entwicklungen, über die sie zunächst ungern spricht. Rezensenten des Stücks betonen, dass die Begegnungen zwischen den drei Frauen von Beginn an Spannung in sich tragen: Die Tochter ringt mit Entscheidungen aus ihrem Stadtleben, während die Schwestern darum kämpfen, den passenden Moment zu finden, um ihr lange gehütetes Geheimnis auszusprechen. Die Ankunft von Beth wird nicht nur zur emotionalen Herausforderung, sondern bringt auch liebgewonnene Routinen aus dem Gleichgewicht.

Für zusätzliche Ablenkung sorgt der attraktive Nachbar, der eigentlich nur das Dach des Geräteschuppens instand setzen soll, aber rasch zum Objekt der Aufmerksamkeit wird – vor allem für Beth. Seine Auftritte verleihen dem Stück eine heitere, gelegentlich auch leicht verschmitzte Note. Die Dynamik zwischen den Figuren entwickelt sich dabei mit feinem Humor, wobei die Inszenierung immer wieder unaufdringlich aufzeigt, wie alltägliche Begegnungen größere Konflikte überlagern können, ohne sie tatsächlich zu lösen.

Die Komödie lebt von ihren Dialogen, die geprägt sind von Ironie, familiärer Vertrautheit und gelegentlichem Schlagabtausch. Kritiker loben, das Stück fühle sich weniger wie eine inszenierte Handlung an, sondern eher wie ein längst überfälliger Besuch bei guten Freunden. Die Figuren seien liebevoll gezeichnet, ihre Fehler und Eigenheiten berührend, manchmal entlarvend und zugleich von einer Leichtigkeit getragen, die das Publikum eng an sie heranführt. Die Inszenierung werde als Erlebnis beschrieben, das Humor nicht als Selbstzweck, sondern als Zugang zu tiefer liegenden Themen nutze: Verantwortung, Loslassen, Loyalität und den Mut, einander die Wahrheit zuzumuten.

Dass die Geschichte dabei nie ins Sentimentale abgleitet, sei einer der großen Vorzüge des Stücks. Stattdessen balanciere die Handlung zwischen heiteren Momenten und Situationen, die den Zuschauerinnen und Zuschauern nahegehen. Dieser Wechsel zwischen Witz und Ernsthaftigkeit verleihe dem Werk eine besondere Intensität, die auch über den Theaterabend hinaus nachwirke.

Die Autorin Kristen Da Silva gilt in ihrer Heimat Kanada schon seit einigen Jahren als eine der vielversprechendsten Stimmen der zeitgenössischen Dramatik. Geboren in Oakville und aufgewachsen in Nobleton, Ontario, lebt sie heute nahe Toronto. Da Silva arbeitet nicht nur als Dramatikerin, sondern auch als Schauspielerin und Regisseurin. In der nordamerikanischen Theaterszene wird darauf verwiesen, dass sie bereits mehrere erfolgreiche Stücke verfasst hat, darunter „Beyond the Sea“, „Hurry Hard“, „Sugar Road“, „The Rules of Playing Risk“ oder „By the Light of a Story“, die von Kanada über die USA bis nach Europa aufgeführt wurden. Zwei Mal wurde sie mit dem New Comedy Award der Playwrights Guild ausgezeichnet, was ihren Ruf als Autorin mit feinem Gespür für humorvolle, zugleich menschlich berührende Stoffe festigte. „Wo immer du bist“ ist ihr fünftes Theaterstück und zählt inzwischen zu ihren bekanntesten Arbeiten.

Die Entscheidung des Theaters Schloss Maßbach, Da Silvas Stück in sein Programm aufzunehmen, dürfte damit kaum überraschen. Das Ensemble ist dafür bekannt, zeitgenössische Stoffe ebenso aufzugreifen wie Klassiker und sie einem regionalen Publikum zugänglich zu machen. Auch in Ebern soll die Komödie zu einem Abend werden, der unterhaltsam ist und gleichzeitig die feinen Risse und Verwerfungen familiärer Beziehungen offenlegt.

Für Theaterfreunde bietet sich der Abend in Ebern damit als Gelegenheit, eine Autorin kennenzulernen, deren Werke international Beachtung finden und die in Kanada längst zum festen Bestandteil der modernen Dramatik gehört. Ihre Fähigkeit, menschliche Beziehungen mit Witz und Warmherzigkeit auszuloten, macht „Wo immer du bist“ zu einem Stück, das nah an den Menschen bleibt und gleichzeitig eine besondere erzählerische Kraft entfaltet.

Karten sind für 17,00 Euro an der Abendkasse erhältlich. Die Aufführung beginnt am Dienstag, 2.12.25, um 19:30 Uhr im Valeo-Saal in Ebern.

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