Elf Jahre Stillstand: Eberner Stadtrat vertagt Naturfriedhof schon wieder


Es war eine Sitzung, die vielen Bürgerinnen und Bürgern vielleicht als möglicher Wendepunkt vorkommen konnte. Ausgerechnet jener Tagesordnungspunkt, der den seit über elf Jahren schwelenden Streit um den geplanten Naturfriedhof in Ebern endlich voranbringen sollte, verschwand jedoch in der jüngsten Stadtratssitzung von der Liste. Er wurde – wie so oft – wieder vertagt.

In der Frauengrundhalle von Ebern herrschte merklich gespannte Stimmung. Nach Berichten ist der 2. Bürgermeister in die Rolle des Sitzungsleiters gerückt, während der 1. Bürgermeister nicht anwesend war. Die Neue Presse [➚] sprach anschließend von einem „Eklat“ – wohl vor allem deshalb, weil die Debatte abgebrochen wurde, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Der Naturfriedhof am Losberg, seit Jahren fester Bestandteil kommunalpolitischer Gespräche, sollte eigentlich im Mittelpunkt dieser außerordentlichen Sitzung stehen. Zahlreiche Interessierte waren eigens erschienen, um endlich Klarheit über den Planungsstand zu gewinnen – oder zumindest über Ergebnisse der Online-Umfrage [➚], die im Februar 2025 beworben worden war. Doch statt Antworten gab es den Hinweis auf „formale Unsicherheiten“.

Wiederholte Ankündigungen, vertiefte Diskussionen, teils mühsam ausgearbeitete Überlegungen – und doch kein Fortschritt. Elf Jahre nach dem ersten Antrag eines Stadtratsmitglieds sei man, so munkelte es im Saal, kaum näher an einer Lösung als zu Beginn.

Für viele Anwesende wirkte der neuerliche Rückzieher wie ein Déjà-vu. Manche verließen die Sitzung sichtbar enttäuscht. Andere fragten sich, warum ausgerechnet der Tagesordnungspunkt gestrichen werde, der die Menschen in die Halle gelockt hatte. Dass auch die Auswertung der Online-Umfrage weiterhin nicht öffentlich vorlag: Fragen über Fragen.

Tatsächlich ist die Ausgangslage vergleichsweise klar umrissen: Ein Arbeitskreis des Stadtrats hatte über Monate hinweg ein Konzept entworfen, das am Losberg die Einrichtung eines Naturfriedhofs auf rund 1,3 Hektar vorsieht. Geplant seien etwa 30 Grabbäume, die jeweils bis zu zwölf Urnen aufnehmen könnten. Außerdem solle ein Aussegnungsplatz entstehen, ergänzt durch einige Stellplätze. Ein Erweiterungsbereich sei vorsorglich eingeplant.

Das Gelände, etwa 500 Meter vom Freibad entfernt und in Sichtweite des Waldkindergartens, gilt nach Einschätzung der Befürworter als geeigneter Standort: abgeschieden genug für einen würdevollen Ort der Ruhe, aber zugleich gut erreichbar. Die Stadt hatte mehrfach betont, wie wichtig ihr die Beteiligung der Bevölkerung sei. Die Online-Umfrage war als entscheidendes Instrument angekündigt worden – als Grundlage für die politische Entscheidung, als Stimmungsbarometer, als Hinweis darauf, ob Bedarf und Akzeptanz tatsächlich vorhanden seien.

Auch die geplanten Gebühren sorgten von Anfang an für Diskussionen. Rund 1.600 Euro für eine Urnengrabstelle bei zehn Jahren Liegezeit – zuzüglich Gebühr für eine Reservierung – erschienen einigen Bürgerinnen und Bürgern als eher hoch angesetzt, insbesondere im Vergleich zu herkömmlichen Friedhöfen. Immerhin entfalle bei einem Naturfriedhof ein erheblicher Teil der üblichen Pflege, da die Bestattungen in einem naturbelassenen Wald stattfinden und keine aufwendigen Grabgestaltungen erforderlich seien.

Die lange Vorgeschichte spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht zu verstehen, warum Ebern seit Jahren um eine Entscheidung ringt. Der erste Anstoß stammt aus dem Jahr 2014, als der damalige SPD-Stadtrat Werner Riegel einen Antrag stellte, die Möglichkeit eines Waldfriedhofs zu prüfen. Ursprünglich sei diskutiert worden, ob ein privat betriebener Naturfriedhof denkbar wäre. Zeitweise hatte sogar ein lokaler Baron, inzwischen selbst Mitglied des Stadtrats, Interesse signalisiert, den Betrieb (an anderer Stelle) zu übernehmen.

Nun bleibt das Thema Naturfriedhof am Losberg auch nach der jüngsten Sitzung ungelöst. Und der Eindruck verhärtet sich, dass das Projekt in Ebern zu einem Symbol dafür geworden ist, wie schnell Kommunalpolitik in endlosen Schleifen steckenbleiben kann – selbst dann, wenn der Wunsch nach einer zügigen Entscheidung in der Bevölkerung längst deutlich wahrnehmbar wurde.

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